
Wer „Grease“ liebt, hat diesen Namen schon viele Male gehört – doch immer weniger Filmfans können ihn einordnen: Sandra Dee! Die im Musicalklassiker besungene Schauspielerin war vorübergehend einer der leuchtendsten Sterne am Hollywood-Firmament. Und nicht nur in „Grease“ wird auf sie angespielt, auch 60er-Nostalgiker Quentin Tarantino bespickt sein Schaffen mit Verweisen auf ihr Schaffen.
Zu ihren beliebtesten Filmen zählen die locker-flockigen, gutmütig-pfiffigen Romantikkomödien, die sie mit ihrem Ehemann Bobby Darin gedreht hat. Der Sänger und Mime war wiederum eine der Inspirationsquellen für Rick Dalton, Leonardo DiCaprios unvergessliche Rolle in „Once Upon A Time In Hollywood“, Tarantinos Ode an das Los Angeles seiner Kindheit.
Einer der gemeinsamen Filme von Dee und Darin punktet nicht nur mit einer liebevoll-aufwändigen Inszenierung und großem Wohlfühlcharme, sondern hat es jetzt endlich auch in gebührender Qualität ins Heimkino geschafft: Diese Woche feierte „Das Schlafzimmer ist nebenan“ seine deutsche Blu-ray-Premiere!
Darum geht es in "Das Schlafzimmer ist nebenan"
Da Schauspielschülerin Joan (Sandra Dee) erfolglos auf ihren Durchbruch wartet, verdient sie sich ihre Brötchen als Reinigungskraft. Immer wieder rennt sie zufällig in den eloquenten, charismatischen Geschäftsmann Tom (Bobby Darin), bis sie einwilligt, sich mit ihm zu verabreden. Da Joan mit ihrer ebenfalls Schauspielambitionen verfolgenden Freundin Audrey (Nita Talbot) eine WG in einer bescheidenen Bude führt, manövriert sie sich in eine elaborierte Notlüge:
Sie gibt das stilvolle (und nur dank ihr aufgeräumte) Appartement eines im Urlaub vermuteten Kunden als ihre eigene Wohnung aus – ohne zu ahnen, dass Tom dort lebt! Der wiederum ist so sehr von Joan bezaubert, und zudem so neugierig, wo die ganze Sache hinführt, dass er sich nicht traut, die Farce auffliegen zu lassen. Da sich Joan und Tom blendend verstehen, steht bald ein weiteres Date an, und nun muss Tom kreativ werden, um seinen Gastgeberpflichten nachkommen zu können...
Authentisch sprühende Funken...
Die von David R. Schwartz ersonnene Handlung ist eine typische Abfolge an Missverständnissen, sich zu gewaltigen Lügentürmen aufbauschenden Flunkereien und Verwechslungen. Doch „Duell der Gringos“-Regisseur Richard Thorpe hat bei der Umsetzung sogleich mehrere Trümpfe im Ärmel! Da wäre die mühelos scheinende, glaubhafte Chemie zwischen Dee und Darin:
Wie wundervoll verliebt sie sich gegenseitig anblicken und mimisch Raum für Albernheiten und bezirzende Eleganz geben, ist ein riesiger Gewinn. Verdient hielt Tarantino während eines Schwall des Lobes für Darin fest: „Die Filme, die er mit seiner Frau Sandra Dee gemacht hat, habe ich richtig gerne!“
Neben Dees und Darins Zusammenspiel glänzt Thorpes Können, die Kette an Missgeschicken und Missverständnissen in einer komisch-überspitzten, aber zugleich liebenswert-beiläufigen Weise umzusetzen. Wenn erst im alltäglichen Tonfall über Rendezvous-Pläne gesprochen wird, dann der Entenbraten in Flammen aufgeht wie im Cartoon, dann Dee und Talbot versuchen, das Feuer unter anderem mit einer Fleischgabel zu löschen (!?!), um dann wie selbstverständlich zur Tagesordnung zurückkehren, ist das waschechtes Comedygold!
...und eine ambitionierte Inszenierung für gewaltige Irrtümer
Weitere Highlights sind die diversen Szenen, in denen zwei Barkeeper die Gespräche von Joan und Tom mithören, sich aufgrund des mangelnden Kontexts jedoch überaus pikante Szenarien zusammenreimen. Auch die verwirrten Reaktionen eines empathischen, begriffsstutzigen Pfandleihers auf Joans Ausflüchte, weshalb sie als unverheiratete Frau haufenweise Herrenkleidung verpfändet, sind höchst amüsant.
„Das Schlafzimmer ist nebenan“ tänzelt neckisch zwischen den spießig-betulichen und den sexuell befreiten 60ern, sodass er viel Humor aus dem Clash der gesellschaftlichen Befindlichkeiten zieht. All das hält Thorpe durch einen augenzwinkernd-überambitionierten Stil zusammen, der sich etwa in einem aufwändig getricksten, im Weltall beginnenden, sich daraufhin auf ein Zugunglück und Autobahnchaos stürzenden Prolog äußert. Auch die das Breitbild köstlich ausfüllenden, geräumig-stilvollen Kulissen sind großartig.
Dabei war er der Hollywood-Legende zufolge gar nicht die erste Wahl für den Regiestuhl. Angeblich sollte zunächst Gene Kelly die Romantikkomödie inszenieren – was erklären könnte, dass zwei seiner „Singin' In The Rain“-Co-Stars auftauchen: Ein schelmischer Donald O'Connor als Lebemann, Kunstkenner und Toms verständnisvoller (aber im Laufe des Trubels zunehmend verzweifelter) Chef sowie Kathleen Freeman als Passantin, die sich mit ihrer markanten, rrrrrrrruuunden Betonung über sonderbare Errrreignisse an einer Telefoooonzelle beschwert.
Wer fluffigen, inhaltlich anspruchslosen, aber beherzt umgesetzten Romantikspaß und/oder das bunte 60er-Flair mag, sollte „Das Schlafzimmer ist nebenan“ daher unbedingt eine Chance geben. An die Königin der locker-leichten, temporeichen 60er-Liebeskomödien kommt Sandra Dee zwar nicht heran, aber auch ihr haben wir kürzlich einen Heimkino-Tipp gewidmet:
Mit einem der größten Hollywoodstars seiner Zeit: Dieser Kulthit ist flott und bissig – jetzt gibt's ihn neu im Heimkino*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.