Nach der Sci-Fi-Serie „Tribes Of Europa“ und dem atemlosen Actioner „60 Minuten“ hat sich Autor und Regisseur Philip Koch mit „Brick“ an einen weiteren ambitionierten Genre-Stoff für Netflix gewagt. Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung des wendungsreichen Kammerspiels am morgigen 10. Juli 2025 haben uns die Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee einen Besuch in unserer Berliner Redaktion abgestattet.
Im großen Interview (vor dem wir den Film selbst auch noch nicht gesehen hatten) sprechen die beiden Stars, die bereits gemeinsam im „Army Of The Dead“-Ableger „Army Of Thieves“ vor der Kamera standen, nicht nur über das ungewöhnliche Szenario und die Dreharbeiten in einem abgedunkelten Studio in Prag, sondern auch über ihre persönliche Dynamik als Paar vor und hinter der Kamera sowie das Genre-Potenzial deutscher Produktionen. Doch vorher müssen sie erst einmal ein persönliches Geständnis von FILMSTARTS-Redakteurin Chantal Neumann wegstecken...

Chantal Neumann (FILMSTARTS): Bevor wir beginnen, wollte ich nur kurz sagen, dass das hier mein erstes Interview ist. Also hoffentlich seid ihr nachsichtig.
Matthias Schweighöfer: Oh, dann toi, toi, toi. Viel Spaß!
Ruby O. Fee: Bist du aufgeregt?
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Schon...
Ruby O. Fee: Ich bin auch immer aufgeregt.
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Ich bin einfach auch sehr nervös, weil du da bist, Matthias. Weil du auf der Liste meiner Lieblingsschauspieler auf Platz 2 stehst.
Matthias Schweighöfer: Aber nur auf Platz 2...
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Ja, Florian David Fitz steht leider noch davor...
Matthias Schweighöfer: Na okay, dann kann ich das gerne abgeben. Flo ist ja auch wirklich großartig.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Und vielleicht rückst du ja noch nach vorne, je nachdem, wie das hier so läuft...
Matthias Schweighöfer: Nee, der Flo soll mal die Eins behalten. Das ist schon richtig so. Der ist ja ein Schatz, der Flo.
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Auf jeden Fall schön, dass ihr da seid...
Matthias Schweighöfer: Vielen Dank. Schön, dass DU da bist. Dass ihr da seid.
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Wie würdet ihr persönlich „Brick“ in wenigen Worten pitchen, sodass es wirklich jeder schauen möchte. Was macht den Film aus und was macht ihn besonders?
Matthias Schweighöfer: „Brick“ ist ein Mystery-Thriller, in dem ein junges Paar morgens aufwacht und feststellt: Es ist eine schwarze Mauer um ihr Haus, vor den Fenstern, vor den Türen, überall. Die kommen nicht mehr aus ihrer Wohnung raus. Kein Wasser, kein Empfang, keine Luft mehr. Und die müssen versuchen, irgendwie rauszufinden. Es geht erstens um die Frage: Was ist passiert? Und zweitens darum: Wie kommen wir hier raus? Und so versuchen sie, sich ihren Weg aus dem Haus zu kämpfen.
Genre-Kammerspiel aus Deutschland – mit internationalem Appeal
Markus Trutt (FILMSTARTS): Würdet ihr sagen, dass das Ganze auch einen internationalen Appeal hat, da es ja weltweit auf Netflix erscheint? Oder muss es trotzdem zuallererst lokal funktionieren?
Ruby O. Fee: Ich glaube, das war das, was uns so am Drehbuch gereizt hat. Dass es sich so international gelesen hat und wir das Gefühl hatten, dass das Schauen Spaß machen wird. Und es steckt auch voller Spannung.
Matthias Schweighöfer: Gerade bei so einem High Concept geht es ja auch darum, dass wir schauen wollen, wie weit auch ein deutschsprachiger Stoff, der eine klare Struktur und ein klares Genre hat, international funktionieren kann.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Ist da noch so ein gewisser Druck dabei, wenn man sich beim Dreh vor Augen führt: Das können jetzt potenziell Millionen Leute auf der ganzen Welt sehen, oder blendet man das aus?
Matthias Schweighöfer: Klar, Druck ist immer da. Du machst so einen Film ja auch für ein Publikum.
Ruby O. Fee: Wir stecken auf jeden Fall die Mühe rein, und das ist ja unser Ziel: dass es den Leuten gefällt, dass sie es weiterempfehlen und dass alle es gucken wollen. Und ich hoffe, dass wir das hier geschafft haben.

Markus Trutt (FILMSTARTS): Du hattest das Thema Genre gerade ja schon mal angesprochen, Matthias. Das wird in Deutschland ja nach wie vor etwas stiefmütterlich behandelt, auch wenn Streamingdienste schon kräftig dagegen steuern. Würdet ihr sagen, da ist eine positive Entwicklung zu erkennen, die vielleicht auch ins Kino überschwappen könnte und sollte?
Matthias Schweighöfer: Ja, du hast natürlich über Netflix und das Streamen nicht mehr den Riesendruck, dass das erste Wochenende direkt funktionieren muss und du gleich die Kosten für den ganzen Film deckst. Dadurch ist es natürlich einfach sehr, sehr schön und cool, gerade bei den Streamern die Chance zu haben, dass wir uns trotzdem an Genre wagen können, selbst mit kleineren Mitteln als etwa ein David Fincher, der vielleicht den einen oder anderen Dollar mehr hat. Und trotzdem bekommt man diese Möglichkeit, dass es ein größeres Publikum sieht als jetzt vielleicht in Deutschland im Kino. Aber wir müssen sowas auch ins Kino kriegen, klar.
Markus Trutt (FILMSTARTS): „Brick“ ist ja jetzt auch keine opulente Materialschlacht, sondern ein Kammerspiel auf engem Raum. Was ist der besondere Reiz daran?
Ruby O. Fee: Man fiebert da ganz besonders mit. Auch wenn die Geschichte an sich nicht simpel ist, ist das trotzdem ein recht einfaches Setup, in das sich jeder reinversetzen kann. Man sitzt zu Hause auf dem Sofa und fragt sich: Was würdest du machen? Haben wir noch genug Essen im Kühlschrank und in den Schränken? Wie wäre es, wenn uns das jetzt passieren würde? Und wie würde man da rauskommen?
Matthias Schweighöfer: Absolut. Bei solchen Geschichten auf engem Raum begibst du dich auf die Augenhöhe des Zuschauers, der sich diese Fragen stellt und dann vielleicht auch stärker über seine alltäglichen Entscheidungen nachdenkt. Ich sollte mehr im Kühlschrank haben. Vielleicht doch nochmal eine Kiste Wasser mehr kaufen. You never know.
So sind Ruby O. Fee und Matthias Schweighöfer in "Brick" gelandet
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Wer würde denn von euch in so einer Extremsituation eher zurechtkommen?
Matthias Schweighöfer: Ich muss ehrlich sagen, das wird auf jeden Fall Ruby sein. Ruby ist unsere Survival-Expertin.
Ruby O. Fee: Naja, es kommt darauf an, was wir für Aufgaben haben. Ich glaube, da kann man die Aufgaben gut verteilen. Du wärst gut in manchen Dingen und ich auch.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Wie ist das eigentlich zustande gekommen, dass ihr beide in dem Film gelandet seid und sogar ein Paar spielt? Gab es euch hier von Anfang an nur im Doppelpack?
Matthias Schweighöfer: Also, Ruby wurde zuerst angefragt. Hinter dem Film stehen aber auch die Produzenten von „Friendship!“, mit denen wir zum Beispiel auch „Vaterfreuden“ gemacht haben. Und dann kam irgendwann der Produzent Quirin [Berg] auf die Idee: Hättet ihr nicht Lust, das zusammen zu machen? Darauf haben wir erst mal gesagt: Lasst es uns nochmal lesen und uns zusammensetzen. Und schließlich meinten wir beide: Why not? Wir hatten Lust zu spielen, die Prämisse und dieses Konzept waren cool. Und wir wussten, okay, den Winter verbringen wir irgendwo in Prag im Studio. Lasst es uns zusammen machen. Das ist interessant.

Markus Trutt (FILMSTARTS): Seid ihr selbst Mystery-Fans? Und was ist der Schlüssel zu einer guten Mystery-Erzählung?
Ruby O. Fee: Oh ja, das sind wir. An Mystery oder auch Horror und Thrillern mag ich, dass man Rätsel zu lösen hat, gemeinsam darüber diskutiert und sich auf diese Weise ganz besonders hineindenken und mitfiebern kann, fast wie bei Videospielen.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Ein Knackpunkt ist dann natürlich auch immer, wie es am Ende alles aufgelöst wird. Bekommt man alle Antworten oder lässt man noch Fragen offen. Ich weiß ja nicht, welchen Weg „Brick“ hier jetzt einschlägt...
Matthias Schweighöfer: Also man muss auf jeden Fall bis zum Schluss dranbleiben, denn am Ende sitzt du wirklich da und denkst dir: „Okay, wow!“
Schön, mal wieder "nur" Schauspieler zu sein
Markus Trutt (FILMSTARTS): Stand denn auch mal zur Debatte, dass du „Brick“ mit deiner ganzen Regieerfahrung selbst inszenierst, Matthias? Oder war das von Anfang an Philipp Kochs Baby?
Matthias Schweighöfer: Philipp kam auf die Idee und so war das ganz sein Baby. Und dann kam wie gesagt zuerst Ruby ins Spiel. Dann irgendwann ich, dann wir beide zusammen. Trotzdem haben wir uns mit Philipp nochmal hingesetzt und auch nochmal im Skript gearbeitet. Und Hut ab für Philipp. Ich habe ihn nie gefragt, wie es ihm damit ging, als wir unterschrieben haben, aber ich hätte Respekt gehabt, uns beide für einen Film zu signen, die wir dann auch noch in echt ein Paar sind, ist eigentlich ein harter Job.
Ruby O. Fee: (lacht)
Matthias Schweighöfer: Egal, was da passiert, du weißt, du brauchst einen tiefen, langen Atem.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Wie schwer fällt es einem dann, mal wieder „nur“ Schauspieler zu sein und nicht ständig bei der Inszenierung mit reinreden zu wollen?
Matthias Schweighöfer: Es war für uns ja generell ein neues Feld, also dass wir uns zusammen entschieden haben, ein Paar zu spielen, wenn auch natürlich in einer vollkommen anderen Situation, und mit einer vollkommen anderen Lebensgeschichte dahinter...
Ruby O. Fee: Und es war schön, nur zu spielen, nachdem wir es ja auch schon mal anders gemacht haben, als wir bei „Army Of Thieves“ gespielt und Matthias dann auch noch Regie geführt hat. Deswegen war es hier jetzt toll, dass er die Verantwortung zum Teil abgeben konnte, weil er bei „Army“ wirklich viel zu tun hatte.
Matthias Schweighöfer: Ja, das war schön. Und Ruby kam irgendwann mit der Idee und sagte: Was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir ein Gemeinschaftszelt machen? Dann haben wir so ein Zelt aufgebaut und hingen da alle immer zusammen und haben gegessen. Es war irgendwie toll und du wusstest: Philip trägt die ganze Verantwortung.

Markus Trutt (FILMSTARTS): „Army Of Thieves“ war ja wirklich ein Mammutprojekt. Und es ist für mich immer noch eine krasse Sache, dass du bei Zack Snyders Netflix-Blockbuster „Army Of The Dead“ so eine tragende Rolle hattest und dann sogar noch deinen eigenen großen Ableger dazu machen konntest. Wie wild war das eigentlich für dich?
Matthias Schweighöfer: Der Film und das ganze Franchise haben mein Leben verändert. Und es war auch toll, wie wir da zusammen nach Amerika sind. Ruby ist mitgekommen und hat mir beim Casting für „Army Of The Dead“ geholfen. Und dann habe ich da die ganze Zeit am Set eigentlich nur Unsinn gemacht. Daraus entstand dann irgendwie „Army Of Thieves“, wo Ruby dann dazu kam und zum Breakout-Lovely-Character wurde, was echt cool war. Wir haben damals während der Pandemie in Prag gedreht und das war alles wirklich immer wieder berührend. Und als dann auch noch Hans Zimmer an Bord kam ...
Ruby O. Fee: Das war so ein krasser Moment!
Matthias Schweighöfer: ... das war wirklich krass. Als der die ersten zwölf Minuten seiner Musik abgegeben hat, war das wirklich irre. Das hat alles vor allem auch meine Sichtweise als Regisseur verändert. Und das dann auch noch mit meiner wunderbaren Frau zu teilen, ist natürlich besonders toll. Sowas ist Lebensgeschichte.
Ein Dreh im Dunkeln
Markus Trutt (FILMSTARTS): Wie weird ist es, euch selbst zu synchronisieren? Bei „Army Of Thieves“ habt ihr das ja schon gemacht. Macht ihr das bei „Brick“ für eine englische Netflix-Synchro jetzt auch wieder?
Matthias Schweighöfer: Bei „Army Of Thieves“ haben wir es gemacht, aber halt auf Deutsch. Es wäre auch irgendwie komisch gewesen, wenn das da jemand anderes übernommen hätte. Bei „Brick“ müssen wir mal schauen, wie wir es machen.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Leider befürchte ich, dass wir so langsam zum Ende kommen müssen...
Matthias Schweighöfer: (an Chantal) Hast DU noch eine Frage? Ist ja heute dein erstes Interview...
Chantal Neumann (FILMSTARTS): Ich würde gerne noch wissen, wie ihr euch vorbereitet habt auf so eine Rolle? Habt ihr euch zusammen einsperren lassen oder wart ihr vielleicht im Escape Room? Oder habt ihr es einfach auf euch zukommen lassen?
Matthias Schweighöfer: Wir haben ja tatsächlich in einem dunklen Studio in Prag gedreht, nur in dieser Wohnung. Es war alles dunkel, es war tiefster Winter. Wir sind im Dunkeln aufgestanden, ans Set gefahren, in ein dunkles Set mit einer schwarzen Wand davor und eigentlich im Dunkeln wieder nach Hause. Das hat beim Spiel auch echt geholfen.
Und wir haben uns vorbereitet, wir haben geprobt. Und dadurch, dass wir dann auch noch mal an der Drehbuchfassung mitgearbeitet haben, waren wir natürlich auch schon drin. Dann ging es wirklich erst mal viel darum: Wie trifft man die anderen Kollegen? Was ist der Weg der Figuren? Was kann man da noch biografisch für die bauen? Und ansonsten war es halt wirklich alles by doing.
Ruby O. Fee: Ja, wir hatten außerdem natürlich viele Kostümproben und da hat man auch so ein bisschen seine Rolle gefunden. Wer ist die Person eigentlich, wie ist sie gekleidet? Und dann auch einen Probedrehtag, wo wir alles ausprobiert haben und die Sets das erste Mal gesehen haben, was auch total toll gebaut wurde, mit mehreren Stockwerken in dieser großen Halle. Das war schon beeindruckend. Ganze Wohnungen, die da einfach errichtet und eingerichtet wurden.
Matthias Schweighöfer: Ja, und dann auch diese Sets mit Türmen, wo wir uns von Etage zu Etage durchkämpfen. Das war crazy.

Markus Trutt (FILMSTARTS): Und was steht nach „Brick“ jetzt eigentlich als nächstes bei euch an?
Matthias Schweighöfer: Wir bringen im Herbst zusammen noch einen Film fürs Kino raus, der heißt „Das Leben der Wünsche“.
Ruby O. Fee: Dann kommt der Fatih-Akin-Film „Amrum“, in dem Matthias dabei ist.
Matthias Schweighöfer: Und in „Elio“ bin ich zu hören. Und ich drehe jetzt mit Kaley Cuoco und Sam Claflin eine Serie, die in Marseille spielt [die Miniserie „Vanished“, Anm. d. Redaktion]. Und dann fliege ich nach Melbourne und drehe einen Film mit einem Regisseur namens Jaume Collet-Serra [den Thriller „Play Dead“, Anm. d. Redaktion]. Und wir werden viel Presse machen, wir werden viel unterwegs sein dieses Jahr. Ruby dreht auch wie bekloppt, und dann geht's ab.
Markus Trutt (FILMSTARTS): Und dann kommt „Brick 2“...
Matthias Schweighöfer: (nach einer kurzen Stille) Mach's gut, mein Lieber!
Übrigens haben jüngst auch die Macherinnen des gefeierten „Mädchen, Mädchen“-Remakes bei uns im Büro vorbeigeschaut und aus dem Nähkästchen geplaudert. Nachfolgend könnt ihr euch auch dieses Interview durchlesen:
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