Dass Schauspieler*innen im MCU in verschiedenen Rollen auftreten, kam schon ein paar Mal vor. Manchmal hatte es einen inhaltlichen Hintergrund. Schließlich ist Vision die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz J.A.R.V.I.S. – und so ergibt es Sinn, dass Paul Bettany beide Parts übernahm. Und dass Benedict Cumberbatch nicht nur Doctor Strange spielt, sondern auch dessen Widersacher Dormammu spricht, war ein nettes Gimmick.
Doch schon öfters gab es auch komplette Neubesetzungen für eine zweite Rolle. Gemma Chan war erst eine Kree-Kriegerin in „Captain Marvel“, dann eine der Titelfiguren in „Eternals“. Und da mittlerweile die Netflix-Serien auch eindeutig Kanon sind, muss man Mahershala Ali und Alfre Woodard nennen. Die hatten beide zentrale Rollen in der Serie „Luke Cage“, sind aber auch Teil der MCU-Filme. Woodard war in „Captain America: Civil War“ zu sehen, Ali soll schon lange zu „Blade“ werden (und hatte zumindest bereits einen stimmlichen Cameo in „Eternals“).
Zu diesen genannten und auch den weiteren hier nicht erwähnten bisherigen MCU-Doppelauftritten gesellt sich dank „The Fantastic Four: First Steps“ der Nächste. Denn ein Star aus Marvels sogenannter erster Familie war bereits in einer größeren Rolle im MCU zu sehen: Wir sprechen von Ebon Moss-Bachrach.
"The Bear"-Star: Vor seiner Zeit als Das Ding half er dem Punisher
In „The Fantastic Four: First Steps“ sehen wir den vor allem dank seiner Rolle als „The Bear“ zuletzt in aller Munde gewesenen Schauspieler als Ben Grimm. Mit der Hilfe von Motion-Capture-Technik verkörpert er auch dessen Alter Ego Das Ding und spricht den Fanliebling auch. Moss-Bachrach steht im Zentrum dieses MCU-Titels.
Doch was viele von euch sicher schon vergessen haben: Er hatte schon eine wichtige und große MCU-Rolle. In der ersten Staffel von „The Punisher“ verkörperte er den Hacker David „Micro“ Lieberman. Der ehemalige NSA-Analyst war einst gezwungen, seinen Tod vorzutäuschen und seine Familie zu verlassen. Er arbeitet mit Frank „The Punisher“ Castle (Jon Bernthal) zusammen, um sein altes Leben wiederzubekommen. Er wird quasi der Partner des Punishers – und existiert auch weiterhin im MCU. Am Ende der ersten Serienstaffel bekommt er nämlich sein Happy-End und kann zu seiner Familie zurück.
Ebon Moss-Bachrach als Ben Grimm alias Das Ding – eine besondere Besetzung
Theoretisch könnten also beide Personen in Zukunft im MCU aufeinandertreffen – wobei wir persönlich nicht glauben, dass wir Micro noch einmal sehen. Große Verwirrung könnte man ohnehin umgehen, denn abgesehen von Flashback-Szenen als Ben Grimm wird man Moss-Bachrachs Gesicht in seiner „Fantastic Four“-Rolle nicht sehen. Denn hier wird er immer Das Ding bleiben. Daher glauben wir auch nicht, dass die Doppelrolle irgendetwas mit irgendwelchen Multiverse-Spielereien zu tun hat. Es wird nie thematisiert werden.

Dass ausgerechnet Ebon Moss-Bachrach den neuen MCU-Helden spielt, hat übrigens seinen Grund. Regisseur Matt Shakman wollte ihn unbedingt, weil er so viel „viel Humor, so viel Subtilität und Nuance“ einbringe, wie er uns im Interview verriet. Das half, den Steinkoloss menschlich wirken zu lassen. Doch das eigentlich Besondere geht über die reine Schauspielleistung hinaus.
Denn mit Moss-Bachrach spielt endlich das erste Mal ein jüdischer Schauspieler diese Figur – und das ist ein elementarer Bestandteil ihrer Comic-Wurzeln. „Fantastic Four“-Miterfinder Jack Kirby schuf Ben Grimm basierend auf seinem eigenen Vater Benjamin Kurtzberg – einem österreichisch-jüdischen Immigranten. Für die als Jacob Kurtzberg geborene Comic-Legende war seine Herkunft von großer Bedeutung, auch wenn er sich für den beruflichen Erfolg einen neuen Namen zulegte. Ihm war so immer wichtig, klarzustellen, dass er damit nicht seine jüdischen Wurzeln verleugnete wollte, sondern in der Comic-Branche ein kurzer, wenig Platz einnehmender Namen einfach wichtig war.

Kirby kämpfte übrigens auch im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis. Aufgrund seiner Zeichenfähigkeiten wurde er als Scout in gefährliche Missionen geschickt, um Erkundungskarten von Städten und Plätzen zu zeichnen, bevor die Armee dorthin vorrückte. All seine Erfahrungen verarbeitete er in den Comics – gerade auch in dem gemeinsam mit dem ebenfalls jüdischstämmigen Stan Lee entworfenen „The Fantastic Four“.
Einer der wichtigsten Schauplätze der Comics ist so die fiktive Yancy Street, in welcher Ben Grimm aufgewachsen ist. Kirby gestaltete diese nach dem Vorbild des jüdischen Viertels, in welchem er selbst seine Kindheit verbrachte. In den Comics sind so ganz selbstverständlich koschere Lebensmittelgeschäfte und eine Synagoge Teil des Straßenbilds – was auch auf „The Fantastic Four: First Steps“ übertragen wurde. Auch hier sind die jüdischen Wurzeln der Nachbarschaft, in welcher Ben Grimm aufwuchs und durch die er gerne spaziert, zu sehen. Die Verantwortlichen haben sich größte Mühe gegeben, die Yancy Street im kommenden Kinofilm so erscheinen zu lassen, wie die Gegend, in welcher Kirby aufgewachsen ist, in den 1960er-Jahren aussah, als der Künstler die ersten Comics rund um die Familie zeichnete.
„The Fantastic Four: First Steps“ kommt am 24. Juli 2025 in die deutschen Kinos. Nachfolgend könnt ihr unser ausführliches, aber komplett spoilerfreies Interview mit Regisseur Matt Shakman lesen:
Darum ist "The Fantastic Four: First Steps" der Film, den es aktuell definitiv braucht: Unser Interview mit Matt Shakman