"Ein fundamentaler Fehler": Diese epische Literaturverfilmung bereut der dreifache Oscar-Preisträger Daniel Day-Lewis bis heute
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Vor 37 Jahren hat Daniel Day-Lewis die Hauptrolle in der Verfilmung eines literarischen Meisterwerks gespielt. Doch der „There Will Be Blood“-Star denkt nur ungern an den Dreh des Films zurück.

Daniel Day-Lewis – der für seinen Sohn demnächst zum wiederholten Mal aus dem Schauspiel-Ruhestand zurückkehrt – wird im Titel einer ARTE-Dokumentation nicht umsonst als „weltbester Schauspieler“ bezeichnet. Schließlich hat der Brite ganze drei Oscars als Bester Hauptdarsteller im Regal stehen – für „Mein linker Fuß“, „There Will Be Blood“ und „Lincoln“ –, was umso bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, dass Day-Lewis seit jeher nicht gerade arbeitswütig ist. So war er allein in den letzten 35 Jahren in gerade einmal elf Filmen zu sehen!

Viel zu bereuen hat der Brite in seiner Karriere also nicht, schließlich genießt er den Luxus, sich ausschließlich Projekten zuzuwenden, von denen er zu 100 Prozent überzeugt ist – und sich zwischendurch mal für fünf bis acht Jahre zurückzuziehen, wenn ihm gerade nach anderen Dingen als der Schauspielerei zumute ist.

Doch einen seiner Filme hätte Day-Lewis rückblickend lieber nicht gedreht: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, die epische Leinwand-Adaption des gleichnamigen Buches von Milan Kundera. Regisseur Philip Kaufman („Der Stoff, aus dem die Helden sind“) nahm sich der großen Aufgabe, den damals als unverfilmbar geltenden Roman auf die Leinwand zu bringen, im Jahr 1988 an – und hatte damit durchaus Erfolg.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Starttermin 7. April 1988 | 2 Std. 51 Min.
Von Philip Kaufman
Mit Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche, Lena Olin
User-Wertung
3,7

Zwar wurde das ambitionierte 165-Minuten-Werk zwischen philosophischem Gedankenspiel, politisch-historischem Zeitbild und existenzieller Liebesgeschichte erwartetermaßen kein Kino-Hit – doch auch die Kritiker*innen reagierten größtenteils wohlwollend bis überschwänglich.

Neben der gelungenen Umsetzung der literarisch komplexen Vorlage sowie der Bildgestaltung von Ingmar-Bergman-Stammkameramann Sven Nykvist wurde dabei auch die Besetzung vielfach lobend herausgehoben: Daniel Day-Lewis spielte in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ seine erste große Hauptrolle – als Chirurg Tomas, der vor dem Hintergrund des sogenannten Prager Frühlings versucht, sein Privatleben und seine politischen Überzeugungen in Einklang zu bringen. An seiner Seite sind Lena Olin und Juliette Binoche zu sehen, die später in „Chocolat“ ein weiteres Mal gemeinsam vor der Kamera standen.

Day-Lewis denkt dennoch nicht gerne an den Film zurück: „Ich war völlig verloren“, erinnert sich der 68-Jährige in einem Interview mit der New York Times. „Ich war die meiste Zeit über extrem unglücklich. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, einen fundamentalen Fehler gemacht zu haben – obwohl es genau die Rolle war, die damals alle haben wollten. Und Gott bewahre – das allein ist schon ein Grund, es NICHT zu tun!“

Der „Gangs Of New York“-Star etablierte bei den Dreharbeiten seinen berühmt-berüchtigten Method-Acting-Ansatz. So blieb er auch außerhalb der Dreharbeiten ganz in seiner Figur, und er lernte sogar Tschechisch, obwohl der Film auf Englisch gedreht wurde. Warum er seinen Einsatz in genau diesem Fall so bitter bereut, behielt Day-Lewis für sich – schließlich verausgabte er sich auch für spätere Rollen auf ganz ähnliche Art und Weise. Doch augenscheinlich stand seine aufreibende Performance für ihn in diesem Fall nicht ganz im Verhältnis zum Ergebnis.

Wenn ihr übrigens wissen wollt, warum Daniel Day-Lewis „Schindlers Liste“ abgelehnt hat, dann lest auch den nachfolgenden Artikel:

Es lag an Steven Spielberg: Dieser dreifache Oscar-Gewinner lehnte die Hauptrolle in "Schindlers Liste" ab

*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren