Für unsere Initiative „Deutsches Kino ist (doch) geil!“ wählen wir jeden Monat einen deutschen Film, der uns ganz besonders gut gefallen, inspiriert oder fasziniert hat, um den Kinostart – unabhängig von seiner Größe – redaktionell wie einen Blockbuster zu begleiten. In diesem Monat ist die Wahl auf „In die Sonne schauen“ (Kinostart: 28. August) gefallen.
Das Drama ist eine meisterhafte und mitreißende Meditation über den (weiblichen) Schmerz, der sich im Laufe von 100 Jahren in einem Hof in der Altmark ansammelt. Regisseurin Mascha Schilinski („Die Tochter“) wurde dafür von der weltweiten Filmgemeinde als DIE Entdeckung des diesjährigen Cannes-Filmfestivals gefeiert. Und das sogar schon, bevor „In die Sonne schauen“ als erster deutscher Film überhaupt mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde.

Auch wir waren bei der Weltpremiere selbst mit im Saal – und konnten nach dem Ende der umjubelten Vorstellung nur in das allgemeine Lobkonzert einstimmen. So lautet das Fazit der offiziellen FILMSTARTS-Kritik (4,5 von 5 Sterne):
„‚In die Sonne schauen‘ ist ja schon ganz plump deshalb ein Jahrhundertfilm, weil seine ineinander zerfließende Handlung 100 Jahre umspannt. Aber nach Meinung des Autors dieses Textes (und angesichts der ersten, durchweg überschwänglichen Kritiken in den neben FILMSTARTS noch wichtigsten Filmmagazinen der Welt) stehen die Chancen ziemlich gut, dass Mascha Schilinski tatsächlich der Sprung vom roten Teppich in Cannes zu einem bleibenden Platz in der Filmgeschichte gelingen könnte. Aber das werden dann die nächsten 100 Jahre zeigen.“
Darum geht's in "In die Sonne schauen"
Alles dreht sich um einen einzelnen Vierseitenhof in der Altmark: Wir beobachten drei Generationen und schließlich eine moderne Berliner Familie, die versucht, den inzwischen heruntergekommenen Hof in Eigenarbeit wieder instand zu setzen. Dabei entfaltet sich die Handlung nicht chronologisch, sondern springt assoziativ zwischen Jahrzehnten hin und her – Vergangenheit und Gegenwart überlagern sich.
Die filmische Gestaltung unterstreicht diese Struktur: Das ohnehin beengende 4:3-Format wird zusätzlich durch Blicke durch Türspalte und Schlüssellöcher verengt, immer wieder folgt eine nervöse Handkamera den Hinterköpfen der Protagonist*innen, so als hätte es tragbare Camcorder für private Aufnahmen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben...
Mascha Schilinski bei uns im Podcast
Die Berlinale und das Cannes Filmfestival haben sich praktisch darum geprügelt, wer „In die Sonne schauen“ als Weltpremiere zeigen darf (und natürlich entscheidet man sich bei dieser Auswahl für die französische Côte d’Azur). Zu uns ins Berliner Büro – und dann natürlich ins Podcast-Studio – ist Mascha Schilinski allerdings ganz ohne großen Konkurrenzkampf gekommen. ;-)

Wir können euch nur empfehlen, bei dieser Folge unseres Podcasts Leinwandliebe reinzuhören. Schließlich erleben wir hier womöglich gerade die Geburtsstunde eines deutschen Regiestars, um den uns gerade die ganze Welt beneidet. Aber wie ist das eigentlich, wenn direkt der zweite Film plötzlich eine solche gewaltige internationale Aufmerksamkeit erfährt? Mascha Schilinski verrät uns, was ihr beim Einmarschieren in Cannes durch den Kopf gegangen ist – und wie sie den gewaltigen Stromausfall in Südfrankreich nur wenige Stunden vor der Preisverleihung wahrgenommen hat: