"Wenn wir 'Blade Runner' drehen, machen wir den falschen Film": Das FILMSTARTS-Interview zu "Alien: Earth"
Stefan Geisler
Stefan Geisler
-Redakteur
Stefan ist mit "Star Trek" aufgewachsen und liebt insbesondere die Crew um Captain Jean-Luc Picard. Kubricks Meisterwerk "2001: Odyssee im Weltraum" gehört zu seinen Lieblingsfilmen. Doch auch heute ist das Sci-Fi-Kino lebendig, was Filme wie "Under the Skin" oder "Ad Astra" beweisen

Eine Serie im „Alien“-Universum? Das gab es noch nie. FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler hatte die Möglichkeit, mit Showrunner Noah Hawley und Produzent David W. Zucker über „Alien: Earth“ zu sprechen.

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Am 13. August ist mit „Alien: Earth“ ein echtes Highlight für Sci-Fi-Fans bei Disney+ gestartet, denn die Produktion führt die bekannte Weltraum-Horror-Reihe weiter, die 1979 mit dem Ridley Scott Klassiker „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ gestartet wurde. Das Besondere dabei: Erstmals wird die Geschichte nicht auf der großen Leinwand, sondern auf den kleinen Bildschirmen weitererzählt, denn bei „Alien: Earth“ handelt es sich um eine achtteilige Serie.

FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler hatte die Möglichkeit, mit dem Schöpfer und Showrunner Noah Hawley („Fargo“, „Legion“) und Produzent David W. Zucker über die Herausforderung einer Serien-Umsetzung, die Last des „Alien“-Franchises und Parallelen zu „Blade Runner“ zu sprechen. Doch zuerst wollten wir wissen, welches Disney-Animationsabenteuer wohl Ellen Ripleys Lieblingsfilm gewesen wäre.

David W. Zucker und Noah Hawley im Gespräch mit FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler Disney und seine verbundenen Unternehmen
David W. Zucker und Noah Hawley im Gespräch mit FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler

FILMSTARTS: „Alien“ ist schon seit geraumer Zeit Teil von Disney, aber mit eurer Serie ist nun auch die magische Welt von Disney Teil von „Alien“ geworden. Das lässt ein wenig Raum für Spekulationen. Welcher Disney-Animationsklassiker war nach eurer Meinung Ellen Ripleys Lieblingsfilm?

Noah Hawley: Oh, ihr Lieblingsfilm? Das ist eine interessante Überlegung. Muss ich mich dabei auf Filme beschränken, die vor 1979 gedreht wurden (lacht)? Ich bin großer Fan von „Rapunzel – Neu verföhnt“ und bin mir sicher, dass er ihr auch gut gefallen hätte.

FILMSTARTS: Mein Tipp wäre „Merida“ gewesen.

Noah Hawley: Oh, ja, das passt auch sehr gut.

FILMSTARTS: Wie verwandelt man eine so langlebige Filmreihe in eine Serie? Welche Hindernisse musstet ihr dabei überwinden?

Noah Hawley: Es muss thematisch genug Stoff geben und genug Ideen, um zu überzeugen. Wenn es nur darum gegangen wäre, dass es ein großes Monster gibt und wie wir es überleben können, hätte ich nicht genug Potenzial für eine lange Geschichte gesehen. Aber dieser Moment in „Alien“, in dem Ian Holm sich als Androide entpuppt, und man merkt, dass es in dem Film eigentlich um diese Menschen geht, die zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen sind, in dieser Idee habe ich genug Möglichkeiten für eine ganze Geschichte gesehen. Denn letztlich versuchen beide, uns zu töten, die Monster unserer Vergangenheit und die Monster, die wir geschaffen haben.

FILMSTARTS: Das „Alien“-Universum ist im Laufe der Jahre immer größer geworden. Ist es eigentlich eine Last, wenn man so viel erzählerische Vorgeschichte beachten muss?

Noah Hawley: Jeder Filmemacher, der Alien geerbt hat, fügt Elemente hinzu oder verändert das Universum. Ridley Scott erschuf später die „Prometheus“-Mythologie und hatte eine wirklich originelle Sichtweise auf die Ursprungsgeschichte, die er selbst erfunden hatte. All diese Dinge fügen sich nicht unbedingt zu einer einzigen Mythologie oder Ästhetik zusammen. Also musste ich nur entsprechend entscheiden. Für mich war es der Retrofuturismus. Dadurch war klar, wie der Rest der Serie aussehen wird: Einfacher Text auf Bildschirmen, klobige Tastaturen – es ist die Technologie aus den ersten beiden Filmen.

Das Wichtigste bei der Übertragung eines Films ins Fernsehen ist Authentizität. Das Publikum muss in den ersten 10 Minuten der Serie spüren, dass wir verstehen, was „Alien“ ist. Das hat dazu geführt, dass das Schiff fast identisch mit der Nostromo ist und unsere Eröffnungsszene sehr an den Anfang von Ridleys Film erinnern. Es beweist Authentizität und dass wir das Tempo des ersten Films verstanden haben. Und wenn man sich das Vertrauen des Publikums einmal verdient hat, gibt es einem vielleicht sogar die Erlaubnis, mehr zu tun.

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FILMSTARTS: „Alien: Earth“ besitzt überraschend viele Parallelen zu „Blade Runner“. Ich habe aber auch Elemente aus Animes wie „Pluto“, „Ghost in the Shell“ und „Astro Boy“ gesehen. Wie bist du an die Geschichte herangegangen?

Noah Hawley: Ich habe immer gesagt, wenn wir uns dabei ertappen, „Blade Runner“ zu drehen, machen wir den falschen Ridley-Scott-Film. Aber das ist auch irgendwie Ridleys Schuld, weil er nach „Alien“ einen Film gedreht hat, der im Grunde genommen die Themen aus „Alien“ weiterführt. Und ästhetisch gesehen könnte man sagen, dass die Erde in „Blade Runner“ sehr gut die Erde aus „Alien“ sein könnte. Es ist eine ähnliche regnerische Umgebung.

Die Frage nach synthetischen Wesen, all das spielt eine Rolle. Die Filme ergänzen sich, aber haben auch einen ganz anderen Ansatz in Bezug auf synthetisches und menschliches Leben usw. Ich habe also versucht, mir sehr bewusst zu machen, dass „Blade Runner“ zwar ein großartiger Film ist, aber dass das nicht meine Aufgabe war, diesen Film fortzuführen.

FILMSTARTS: Peter Pan spielt in der Serie eine große Rolle. Glaubt ihr, dass kindliche Unschuld in einer Welt wie „Alien: Earth“ existieren kann?

Noah Hawley: Ich denke, das muss sie. Die Frage ist nicht nur, ob die Menschheit überleben wird, sondern ob sie es verdient, zu überleben, oder? Und ich denke, dass die kindliche Denkweise, die Verspieltheit, die Fantasie und das Gefühl für Möglichkeiten der Grund dafür sind, dass die Menschheit so weit gekommen ist. Und wenn man darüber nachdenkt, ist die Zukunft, die wir aufgebaut haben, eine Zukunft, die von den Science-Fiction-Autoren der Vergangenheit vorhergesehen wurde.

David W. Zucker: Kinder sind die besten Protagonisten, denn niemand ist menschlicher als ein Kind. Sie wissen nicht, wie man etwas vortäuscht, haben keine Angst und sind schlechte Lügner. Und wenn man diese kleinen Botschafter der Menschheit dabei beobachtet, wie sie versuchen, diese existenzielle Bedrohung zu überleben, hat man hat wirklich ein Kloß im Hals, fiebert mit ihnen mit und möchte, dass sie es schaffen. Ich meine, da es in der Serie thematisch so sehr um Moral geht und darum, ob die Menschlichkeit sich durchsetzen wird, gibt es kein besseres Alter, um das zu hinterfragen.

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