
In Hollywood kommt es immer wieder vor, dass Filme zwar fertiggestellt, aber nie veröffentlicht werden. Die Gründe dafür reichen von kreativen Differenzen über finanzielle Erwägungen bis hin zu heiklen Inhalten (wie im Fall von Jerry Lewis' „The Day The Clown Cried“). Eines der aktuellsten Beispiele ist „Coyote vs. Acme“: Warner Bros. legte den bereits abgedrehten Mix aus Realfilm und Animationskomödie für eine Steuerabschreibung in den Giftschrank – ein Vorgang, der in der Branche für heftige Diskussionen sorgte. Glücklicherweise wurde inzwischen bestätigt, dass der Film mit „Peacemaker“-Darsteller John Cena nun doch noch erscheinen wird.
"Coyote Vs. Acme": 70-Millionen-Dollar-Film mit John Cena gerettet – weltweiter Kinostart geplant [UPDATE]Weniger Glück hatte dagegen „All-Star Weekend“, ein Herzensprojekt von Oscarpreisträger Jamie Foxx („Ray“), das bereits 2016 abgedreht wurde und seitdem unveröffentlicht bleibt. Dabei klingt das Projekt nach einer typischen Hollywood-Erfolgsgeschichte: ein charismatischer Hauptdarsteller, eine witzige Grundidee, eine namhafte Besetzung und eine Mischung aus Sportbegeisterung und Comedy – doch am Ende wurde der Film zum Paradebeispiel dafür, wie schnell ein Projekt zwischen die Räder geraten kann.
Das ist "All-Star Weekend"
Im Zentrum steht die Geschichte zweier bester Freunde, gespielt von Jamie Foxx und Jeremy Piven („Entourage“), die eine große Leidenschaft verbindet: Basketball. Als sie Tickets für das NBA All-Star Weekend ergattern, machen sie sich auf einen verrückten Roadtrip, der schnell in eine chaotische Abfolge von Begegnungen, Missverständnissen und absurden Situationen ausartet.
Foxx selbst führte nicht nur Regie, sondern übernahm auch die Hauptrolle, produzierte den Film und war am Drehbuch beteiligt. Mit „All-Star Weekend“ wollte er seine Vielseitigkeit als Filmemacher unter Beweis stellen – und gleichzeitig eine turbulente Komödie erschaffen, die an Klassiker des Buddy-Genres anknüpft.
Neben Foxx selbst versammelt „All-Star Weekend“ ein beeindruckendes Ensemble: Gerard Butler („Drachenzähmen leicht gemacht“), Eva Longoria („Desperate Housewives“), Ken Jeong („Hangover“-Trilogie) sowie diverse Gastauftritte, darunter Box-Legende Floyd Mayweather und Rapper Snoop Dogg.
Auch aus dem Marvel Cinematic Universe sind bekannte Namen vertreten: Benicio del Toro („Guardians Of The Galaxy“) sowie Robert Downey Jr., der als Tony Stark alias Iron Man eines der prägenden Gesichter des MCU war und demnächst als Antagonist Dr. Doom in „Avengers: Secret Wars“ auftritt. Foxx und Downey Jr. drehten übrigens bereits 2009 das Musikerdrama „Der Solist“ und sind spätestens seit dieser Zeit eng befreundet.
Ausgerechnet die Rolle von Robert Downey Jr. wurde zum Stolperstein
Mit einer derart prominenten Besetzung müsste „All-Star Weekend“ doch eigentlich ein Selbstläufer sein – und die Studios sich um die Rechte reißen, oder? Tja, es gibt da eine Sache, die der Komödie zum Verhängnis wurde.
Ausgerechnet der Part von Robert Downey Jr. wurde zum Stolperstein. Er übernahm eine Nebenrolle, die heute kaum noch vermittelbar wäre. Er soll einen Mexikaner gespielt haben – sogenanntes Brownfacing inklusive. Downeys Figur wurde wohl unweigerlich zur Karikatur – und machte den Film in Zeiten wachsender Sensibilität gegenüber diskriminierenden Darstellungen zu einem Risiko.
Während sein Blackface-Auftritt in „Tropic Thunder“ (2008) durch den satirischen Kontext und die Selbstironie filmhistorisch eine Sonderstellung einnimmt, fehlt diese Ebene in „All-Star Weekend“. „Tropic Thunder“ von und mit Ben Stiller („Zoolander“) gilt seit seinem Release als heiß diskutiert. Unbestreitbar ist jedoch, dass die Macher das Blackfacing als Teil einer Satire über Hollywood, Rollenklischees und Selbstüberhöhung einsetzten – der Kontext macht die Darstellung kritisch-reflexiv statt bloß diskriminierend.
Ironischerweise griff auch Foxx selbst zu einer Maskerade in „All-Star Weekend“: Er schlüpfte in gleich mehrere Rollen, darunter auch in die Haut eines rassistischen weißen Cops. Während Downey für seine Rolle gebräunt wurde, ließ Foxx sich für diese Figur optisch aufhellen – ein doppelter Rollenwechsel, der als satirische Übertreibung gedacht war, heute jedoch eher als problematische Provokation gewertet werden dürfte.
Jamie Foxx versuchte die "Deadpool"-Methode, um seinen Film zu retten
Nachdem das Projekt über Jahre hinweg in der Versenkung verschwunden war, griff Jamie Foxx im vergangenen Jahr selbst ein – und veröffentlichte einen Trailer (siehe unten) auf seinem eigenen YouTube-Kanal. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion erinnerte er an Ryan Reynolds, der jahrelang für eine „Deadpool“-Verfilmung kämpfte. Erst nachdem Testaufnahmen mit Reynolds im Netz auftauchten und einen enormen Hype auslösten, bekam der Film tatsächlich grünes Licht. Foxx hoffte wohl auf einen ähnlichen Effekt, doch bislang blieb die Resonanz verhalten.
In einem Interview mit CinemaBlend im Jahr 2022 sprach Foxx offen über die Schwierigkeiten, Komödien in der heutigen Zeit zu veröffentlichen: „Es war schwierig, angesichts der aktuellen Stimmung im Bereich Comedy. Wir versuchen, die empfindlichen Ecken aufzubrechen, damit die Menschen wieder lachen können. Wir hoffen, sie zum Lachen zu bringen und direkt mit ‚All-Star Weekend‘ weiterzumachen, denn wir sind bei diesem Film wirklich aufs Ganze gegangen.“
Ob „All-Star Weekend“ jemals offiziell veröffentlicht wird, bleibt ungewiss. Zwar hoffen Fans, dass sich ein Streamingdienst erbarmt und den Film endlich zugänglich macht – ähnlich wie Netflix jüngst beim R-Rated-Animationsfilm „Fixed“ einsprang – doch aktuell gibt es keine konkreten Pläne.
Damit reiht sich der Film in eine lange Liste von Projekten ein, die trotz prominenter Namen, großem Budget und abgeschlossener Dreharbeiten nie eine Veröffentlichung erlebten. Es ist eine Erinnerung daran, dass in Hollywood nicht nur Drehbücher in Schubladen verschwinden können, sondern manchmal auch ganze Filme – selbst dann, wenn Stars aus dem MCU beteiligt sind. Denn am Ende gilt: Auch Millionenbudgets schützen nicht davor, im Giftschrank zu landen. Lust auf ein weiteres Beispiel? Dann empfehlen wir euch folgenden FILMSTARTS-Artikel:
90 Millionen Dollar für nichts: Dieser Superhelden-Blockbuster wurde abgedreht – landete dann aber auf dem Müll!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.