Ein verschollener Autor, seine besorgte Gattin, ihr zunehmend verzweifelter Schwiegervater, eine Militärregierung und die erschreckend große Menge an gewissenlosen Menschen, die diese Demokratiefeinde nutznießend unterstützen: Diese Konstellation aus dem preisgekrönten Politthriller „Vermisst“ fußt auf wahren Begebenheiten.
Inszeniert wurde der namhaft besetzte Film vom Polit- und Spannungsfilmer Costa-Gavras, der zuvor schon mit „Z“ einen umjubelten Film über das Aufkommen einer Militärdiktatur und mit „Das Geständnis“ eine cineastische Mahnung vor der dem Totalitarismus verantwortete. Zuletzt war die Blu-ray von „Vermisst“ kaum noch im deutschen Handel zu finden, aber diese Woche hat der wahre Ereignisse verarbeitende Politthriller eine Heimkino-Neuauflage erhalten!
Darum geht es in "Vermisst"
Chile anno 1973: Der idealistische US-Amerikaner Charles Horman (John Shea) sammelt während eines Umsturzes emsig Informationen über die zahlreichen, skrupellosen Machenschaften im Land. Als er eines Tages spurlos verschwindet, begibt sich sein besorgter Vater, der erfolgreiche New Yorker Geschäftsmann Ed Horman (Jack Lemmon), zusammen mit Charles' Ehefrau Beth (Sissy Spacek) verzweifelt auf die Suche nach ihm.
Die Vermisstensuche wird erwartungsgemäß von der neuen Militärregierung behindert – doch auch andere Institutionen stellen sich den Besorgten in den Weg. Je strapaziöser die Suche nach Charles wird, umso vertrauensvoller wird die Dynamik zwischen Ed und Beth. Aber wird sie das auf die schockierende Erkenntnis vorbereiten, die sie am Ende ihrer Reise erwartet?!
Ein sympathischer Nervösling als besorgte Autorität
Costa-Gavras verließ sich bei der Besetzung von „Vermisst“ auf Gegensätzlichkeit: Während Sissy Spacek nicht nur, aber insbesondere dem genreaffinen Publikum vor allem durch den Horrorklassiker „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ bekannt ist, dürfte die dominante Assoziation mit Jack Lemmon leichtfüßigere, vergnüglichere Kinokost sein.
Schließlich brillierte Lemmon in Komödienklassikern wie „Manche mögen's heiß“, „Der Glückspilz“ und „Ein seltsames Paar“. Ernstere Stoffe waren Lemmon zwar nicht fremd, trotzdem sticht der Politthriller über den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende, das Handeln der rechtsgerichteten Militärjunta unter General Augusto Pinochet und das skrupellose Vorgehen der CIA als besonders dramatisch-politisch aus seinem Schaffen heraus.
Dieser Bruch mit Lemmons bekanntesten Rollen gereicht „Vermisst“ zum Vorteil: Den in seinen Rollen oft nervös-hibbelig, verschmitzt-verspielt wirkenden Mimen in dieser wahren Geschichte mit Stringenz, Autorität und konstant zunehmender Sorge auftreten zu sehen, verleiht der verzweifelten Suche nach seinem Filmsohn zusätzliche Schwere und Emotionalität.
Eindringlich und preisgekrönt
Spacek steht ihm darstellerisch aber in Nichts nach, weshalb beide für „Vermisst“ eine Oscar-Nominierung erhielten. Der Film selbst wurde zudem in der Hauptkategorie für die begehrte Trophäe nominiert, ein Oscar-Gewinn sprang wiederum in der Sparte „Bestes adaptiertes Drehbuch“ heraus.
Nicht nominiert wurde derweil Ricardo Aronovichs Kameraarbeit, obwohl der „Die Affaire“-Kameramann viele eindringliche Bilder kreiert, die eine aus den Angeln geratene Nation und die zunehmende Verzweiflung der zentralen Figuren einfangen. Bilder wie das eines aufgescheuchten Pferdes, das durch die nächtlichen Straßen galoppiert, während sich gegen die Straßensperre verstoßende Menschen verängstigt verstecken, dürften dazu beigetragen haben, dass „Vermisst“ bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme gewann.
Einen weiteren Goldene-Palme-Gewinner, der Spannung, eindringliche Bilder und starkes Schauspiel zu einer aufregenden Geschichte verbindet, die auf politisch relevantem Fundament ruht, haben wir euch im folgenden Heimkino-Tipp näher vorgestellt:
Einer der besten Filme aller Zeiten kehrt ins Heimkino zurück – und erscheint jetzt erstmals in 4K!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.