Heute gestreamt und was soll ich sagen? Au weia....
Da der Film von 2018 ist, und die komplette Inhaltsangabe schon eingangs vermerkt, spare ich mir mal das Setzen von Spoilern...
Pros: Die Erzählsprünge sind für mich ein belebendes Element im Film. Im Gegensatz zu anderen Meinungen finde ich sie gut, da sie Emotionen und auch den Bezug zu den einzelnen Protagonisten herstellen. Imho bleiben sie allerdings auch der einzige Spannungsbogen.
Natalie Portman - für mich eigentlich immer ein "Guckmuss", da ich sie in so vielen (vor allem auch in den "Thor"-)Filmen schätzen gelernt habe.
Die eigentliche wirklich gute Idee, eine der Genveränderung mächtigen Spezies die Menschheit aufzumischen, wie es schon in so vielen epochalen Kult-Sci-Fis brillant funktionierte (Aliens, Die Körperfresser etc.) verreckt hier ärmlich.
Leider waren das schon meine 1,5 Sterne....
Die Cons:
Mein Gesamteindruck: Die ganze Handlung im "Schimmer" erscheint mir in einem solchen entstanden zu sein, denn kein Drehbuchautor oder Regisseur kann bei klarem Verstand gewesen sein, als das aus der Birne rann.
Kein normaler Produzent kann unter nüchternen Umständen das Risiko eingegangen sein, dieses Machwerk mit Hoffnung auf Gewinn in die Kinos zu bringen. Und sowohl die Zahlen dort als auch beim Streaming-Anbieter "Netflix" beweisen das in der Tat. Egal, auch "Der Fernsehgarten" hat Fans...was ich ebenfalls nicht verstehe.
Warum nörgele ich so?
Logik:
Was ist der "Schimmer"?
In einer kurzen Sequenz am Anfang aller Wahrscheinlichkeit fliegt irgendetwas aus dem All auf die Erde zu und schlägt genau in einen Leuchtturm ein. Zielwasser scheint das was auch immer jedenfalls gehabt zu haben....
Nun denn:
Warum ist das Gebiet nicht von Militäreinheiten zumindest umgeben, wenn schon keiner mehr rauskommt? Wie hoch ist der "Schimmer"? Warum gibt es nur eine kleine Forschungsstation am Rande des "Schimmers" und nur in rudimentären Einschüben den Verdacht auf Regierungseinheiten, die nur widerwillig Auskunft über Ursache und Ausbreitung geben? Unrealistisch.
Komplett auch an der Realität vorbei: Anscheinend scheiterten bisher Spezialeinheiten oder alle vorher in den "Schimmer" gelangten Einsatzkräfte an der Erkundung desselbigen. Fast schon dreist, uns glauben machen zu wollen, dass es nun gerade 5 Forscherinnen richten sollen.
Mit ganz viel Fantasie lässt man sich also darauf ein und erwartet zumindest, dass sie sich mit Mörder-Equipment zum Schutz und einer aufsehenerregenden Ausstattung an Mess- und Laborutensilien in das unbekannte Terrain aufmachen. Nö.
Fast schon wie 5 Alices im Wunderland staksen die Dilettantinnen - sorry, wollte schreiben Protagonistinnen dann mal kurz durch den farbigen Schleier - mit ein paar Rucksäcken und automatischen Waffen ins Abenteuerland. Wenn das eine Metapher war oder ich ein paar Minuten der Aufklärung verschlafen haben sollte, sorry. Dann gäbe es noch einen halben Stern on Top.
Unter ihnen die tapfere Lena (Portland), deren Motivation es ist, die Umstände aufzuklären, warum gerade ihr Freund Kane (Oscar Isaac) es als einziger Elitesoldat von seiner Truppe geschafft hat, aus dem "Schimmer" zu entkommen (und ich habe keinen solchen, warum....)
Und dann im "Schimmerland"? Oh mein Gott...
Überall neue Spezies von unterschiedlichen Pflanzen, das scheint der heiße Scheiß hier zu sein...
Alex Garland lässt seine Darstellerinnen wie in dem übergroßen Garten eines Escape-Rooms herumirren. Ist anfangs des Films Garland noch halbwegs bemüht, seinen Schauspielerinnen einen Charakter zu verpassen, scheint dieser mit dem Eintauchen in den "Schimmer" an eben solchem hängenzubleiben. Nur oberflächlich bleiben Portman und Jennifer Jason Leigh nach dem enttäuschten Abschalten in Erinnerung. Kein Wunder, sind sie doch die letzten Darstellerinnen, die den Film mühsam zu Ende bringen.
Ich frage mich wirklich: Wie kann man ernsthaft jemandem vermitteln, dass 5 Frauen in einer vollkommen unbekannten Umgebung, sich der Gefahr bewusst, minütlich mit irgendetwas konfrontiert zu werden, das Leib und Leben gefährdet, unterwegs sind, als wären sie auf dem Weg zum Angeln. Häh?
Sie laufen plaudernd herum, schlagen unbewacht Einfrau-Zelte auf, untersuchen mal kurz per Blick die Umgebung, als wären sie absolut sicher.
Ist ja auch so, denn nur zu bestimmten Höhepunkten kommt es zu überraschenden Unannehmlichkeiten wie der Begegnung mit einem mutierten mindestens 5 Meter langen und sicherlich mehrere Tonnen schweren Alligator. Der reisst mal eben eine der Forscherinnen ins und unter Wasser. Dass die zierliche Frau dann nur durch das beherzte Zurückziehen ihrer Kolleginnen dem Monster und dem sicheren Tot entgeht, wow...
Kurz danach kommt dann der Brocken noch einmal auf die Mädels zu, Gefahr droht... und wird damit begegnet, dass die im Umgang mit Schusswaffen anscheinend nicht ansatzweise vertrauten Darstellerinnen dann auch noch weit über den Alligator ballern. Und trotzdem sackt der Koloss zusammen - wohl eher aus Frust als von getroffenen Kugeln...Was zusätzlich sowohl Schnitt als auch Postproduction einen ordentlichen Wirkungstreffer verpasst....
Dass die Angegriffene dann aber kaum eine Schramme abbekommen hat... dazu fehlt mir nun doch die Fantasie. Oder ist da wieder etwas Metaphorisches im Spiel, das ich nicht verstanden habe? Sei's drum.
Denn auch die anderen Konfrontationen, mit denen sich die Darstellerinnen herumschlagen müssen, erinnern eher an ein billiges PC-Adventure-Game. Denn die 5 scheinen sich meist sicher, dass in einem bestimmten Bereich oder einem gewissen Zeitraum nix Böses auf sie wartet, bevor sie nicht das nächste Level erreichen - so latschen sie weiter augenscheinlich meist ziellos durch die Kulisse, in der immer mehr klar wird, dass die Pflanzen eine mutierende Gewalt über jedes irdische Lebewesen ergreifen. Da hofft man auf passende Tools in ihren Rucksäcken...
Desweiteren:
Warum bin ich nachts auf einem Wachposten, habe aber helles Licht an?
Und dann greift tatsächlich ein neues Monster an - ein mutierter Riesenbär und verschleppt dann mal wirklich energisch eine der Dilettantinnen. Okay, erwarteter Schrecken ohne Spannung. Aber dann:
Warum machen sich die restlichen Frauen bei Tageslicht auf den Weg, um ihre Kollegin zu suchen? Okay, weil es dann hell ist. Aber mal ehrlich: Nach Stunden dann tatsächlich doch noch die Frage: "Vielleicht lebt sie ja noch?" Und dann sagt im Angesicht des Horrors Lena (Portman) wirklich den Chuck-Norris-Gedächtnis-Satz: "Wartet, ich gehe alleine!" Alter....
Warum funktioniert keinerlei Technik, außer die Video-Kameras, die - um etwas Spannendes oder Ekliges abzuspielen - an mehreren Orten funktionsbereit auf ihren Stativen stehen?
Warum macht sich in einer Szene eine der Damen extra die Mühe, jede der von ihr verdächtigten Kolleginnen auf einen Stuhl zu setzen, zu knebeln und zu fesseln, um sie dann zu verhören? Wie anstrengend! Ich denke, in Anbetracht der Situation wäre jedes einfachere Außergefechtsetzen ihrer Gegenüberinnen glaubwürdiger gewesen. Vielleicht noch ein Kissen oder ein Tee? Puh...
Der Film findet dann - um einen halbwegs erklärbaren Plot auszuspucken - natürlich in einem Showdown ein Ende, das so dermaßen an den Haaren herbeigezogen wirkt, dass ich tatsächlich noch an dieser Stelle abschalten wollte.
Gemäß dem Motto: "Oh, böses Ührchen. Schon so lang? Wir brauchen ein Ende.
Mal in Kurzform:
- Lena (Portman) kommt zum Leuchtturm
- Lena findet ihre Anführerin Dr. Ventress (Leigh) in Ausübung deren vorauseilenden Gehorsams im Ziel iher aller Übungen: Dem Leuchtturm
- Ventress wurde von dem außerirdischen Etwas, oder dem Schimmer, auf jeden Fall vom dort wartenden Drehbuchinhalt
bereits infiltriert - Doc nun böse.
- Lena wird gerade passend Zeuge (oder Ventress hat sich wirklich Zeit gelassen, damit Lena auch dem Schauspiel beiwohnen kann...), wie Ventress quasi als Katalysator des schimmernden Etwas laut Drehbuch über die Gestalt als Feuersäule zu einer triebwerkartigen außerirdischen Zentrifuge wird, die es irgendwie schafft, aus dem Gesicht von Lena einen Blutstropfen herauszusaugen....komischerweise ohne dass diese gleich den Organismus verstopfend mitgeschreddert wird....Hach ja...
- Zentrifuge nimmt dadurch Lenas Gestalt an (jedenfalls in der Art von "Groot" aus "Guardians of the Galaxy", nur als Lurch)
- Lenas Kopie immitiert Bewegungen von Lena
- Lena zündet mit einer Phosphor-Granate Kopie an
- Alles beginnt zu brennen, außer Lena, die schafft es noch rechtzeitig ins Freie (Hach ja....)
- Leuchtturm brennt, Alien-Pflanzen brennen (btw: Warum hat nicht schon vorher, als die mächtige Feuersäule aus Dr. Ventress hervorschoss, alles gebrannt?)
- Kurz zu sehen, wie der "Schimmer" verschwindet
- Dann, im Labor: Lena's Freund Kane scheint wieder normal
- Lena fragt, ob Kane Kane ist
- Kane antwortet: Ich glaube nicht
- Beide umarmen sich und man erkennt an der Iris von beiden, dass es kein Happy End in diesem Film gibt.
FAZIT:
Uff - sorry, aber das ist KEIN Meisterwerk!
Ich finde keinerlei der so hochgelobten visuellen Gestaltung und schon gar nicht erzählerische Tiefe. Wer kommt auf so eine Vermutung?
Genauso kann man auch versuchen, in Songs von Dieter Bohlen nach lyrischer Tiefe oder Bruchteilen von kompositorischer Qualität zu suchen.
Sicherlich kommt diese Kritik zu spät, um noch von irgendjemandem gelesen zu werden, aber sei's drum: Es war ein Versuch, nach diesen 115 Minuten vergeudeter Lebenszeit meine Würde wieder etwas wiederherzustellen....