Die Abenteuer der Disney-Heldin Vaiana sind nicht nur visuell eindrucksvoll und reich an Musik, sondern auch äußerst humorvoll: Egal, ob in „Vaiana“ von 2016 oder in der immens erfolgreichen Fortsetzung „Vaiana 2“ – immer wieder sorgen der Gockel Heihei, das putzige Schweinchen Pua und skurrile Kokosnuss-Wesen für Lacher. Ein besonders mächtiger Gaglieferant ist aber Halbgott Maui!
Im ersten Teil reibt sich das Muskelpaket zunächst mit der noch unerfahrenen Abenteurerin Vaiana, woraus Funken sprühender Dialogwitz entsteht: Der im Original von Dwayne Johnson gesprochene Halbgott tritt der jungen Titelheldin gegenüber überheblich auf und klopft unentwegt abweisende oder sich selbst beweihräuchernde Sprüche.
Dank Mauis komödiantischem Timing, seiner pfiffigen Wortwahl und Vaianas wachsendem Können, ihm Paroli zu bieten, bleibt Maui aller Überheblichkeit zum Trotz sympathisch. Zumal er regelmäßig Heldentaten begeht und im Laufe des Abenteuers Vaiana gegenüber auftaut, bis die Beiden befreundet sind. Doch wieso schließt „Vaiana 2“ nicht nahtlos am harmonischen Ende des Vorgängers an, sondern manövriert Vaiana und Maui in neue Kabbelei-Gewässer?
Harmonie auf hoher See: Wer will das?
In „Vaiana 2“ wird die Dynamik zwischen der Titelheldin und ihrem mächtigen Kumpel nicht zurück auf Null gesetzt. Dennoch eröffnet das Sequel mit weniger Harmonie, als es zum Schluss des Vorläufers zu spüren gab: Vaiana wartet eingangs darauf, wieder vom scheinbar untergetauchten Halbgott zu hören. Sobald er und Vaiana sich endlich wieder begegnen, kommt es wieder zu neckischen Verbalattacken sowie zu kleinen Lügen.
Für FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen ist dies eine zwiegespaltene Sache: Einerseits zählt er Mauis Gags zu den Stärken des Films, andererseits beklagt er, dass der Film „(zu sehr) auf Nummer sicher geht!“ Ungeachtet dessen, ist die Rückkehr zum liebevoll-frechen Rapport zwischen Vaiana und Maui kein Zufall, sondern eine von den Filmschaffenden wohlüberlegte, kreative Entscheidung:
„Im Original haben sie eine bedeutungsreiche Freundschaft entwickelt“, kommentierte „Vaiana 2“-Ko-Autorin Dana Ledoux Miller gegenüber dem Onlineportal Nerdist. Sie befand jedoch auch: „Wir wollen nicht sehen, wie sie die ganze Zeit miteinander klarkommen. Wer interessiert sich dafür?“
Ein Schritt zurück, aber auch ein Schritt vorwärts
Im Sinne des Unterhaltungsfaktor musste neues Konfliktpotential her, um zwischen den beiden zentralen Figuren für weitere Zwists zu sorgen. Statt die Charakterentwicklung aus dem Original rückgängig zu machen, beschloss das Filmteam, durch das konsequente Weiterdenken des Erstlings für eine Rückkehr zum gewitzten Rapport zu sorgen:
„Wir haben da diesen starken Halbgott, der eine Menge durchgemacht hat, und eine sehr komplizierte Beziehung zur Menschheit pflegt. Nun aber ist er der beste Freund eines Menschen“, so Miller. „Und das führt zu einer Verletzlichkeit, die wir von ihm nie zuvor gesehen haben.“ In den Augen des Verfassers dieses Artikels ist dieser Balanceakt aus Rückgriff auf Teil eins und Figuren-Weiterentwicklung dem „Vaiana 2“-Team durchaus gelungen:
Nach außen hin greift Maui während des neuen Disney-Kinoabenteuers auf seine alte, Vaiana auf Abstand haltende Trickkiste zurück. Doch es wird deutlich, dass Maui dieses Mal nicht Sprüche klopft, um sich selber groß zu machen und über die Menschen zu erheben, sondern weil er Vaiana vor lauter Fürsorge aus dem Gröbsten rauszuhalten versucht.
Gespannt dürfen wir nun sein, wie sich die Dynamik zwischen Maui und Vaiana noch in einem etwaigen dritten Teil entwickeln wird – schließlich hat „Vaiana 2“ einige Änderungen des Status quo mit sich gebracht:
Fan-Verwirrung aufgelöst, denn die "Vaiana 2"-Macher bestätigen die Verwandlung der Heldin: "Ja, sie ist eine SPOILER!"
