"Es ist beleidigend": Quentin Tarantino setzt sich gegen häufige Kritik an seinen Filmen zur Wehr
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Quentin Tarantino musste sich häufig den Vorwurf gefallen lassen, dass er sich in erster Linie durch die Filmgeschichte klaue – sogar von einem berühmten Kollegen. Doch der „Pulp Fiction“-Schöpfer hat zu dieser Kritik eine klare Meinung.

Sony Pictures

Quentin Tarantino ist die Definition eines Kult-Regisseurs – doch zwei Vorwürfe verfolgen ihn seit seinem allerersten Film: Der erste betrifft die oftmals exzessive Gewalt, die sich in den meisten seiner Werke Bahn bricht. Der zweite hat etwas mit Tarantinos leidenschaftlicher Liebe zum Kino zu tun, die er nicht nur mit schier übersprudelnder Begeisterung regelmäßig in Podcasts oder Interviews kundtut, sondern auch in seinen eigenen Filmen.

Schon lange bevor er mit Hits wie „Pulp Fiction“ die Filmwelt im Sturm eroberte, hat Tarantino sein Leben dem bewegten Bild verschrieben. Große Teile seiner Jugend verbrachte er nach eigenen Aussagen im Dunkel des Kinosaals, und einer seiner ersten Jobs war bekanntlich in einer Videothek – die der junge Tarantino natürlich fleißig dazu nutzte, sich cineastisch fortzubilden und so viele Filme zu schauen wie irgendwie möglich.

Auf diese Zeit geht übrigens auch der Titel seines berühmten Langfilmdebüts zurück: Tarantino empfahl das französische Drama „Auf Wiedersehen, Kinder“ – doch der Kunde wurde aus dem von Tarantino benutzten französischen Originaltitel („Au Revoir, Les Enfants“) so gar nicht schlau und verstand stattdessen „Reservoir Dogs“!

Diese Anekdote ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Tarantino-Film entsteht. Wenn den 61-Jährigen irgendetwas begeistert oder beschäftigt, hat es gute Chancen, in irgendeiner Form Einzug in sein filmisches Schaffen zu halten – und oftmals sind das schlicht und einfach andere Filme! Wer danach sucht, findet auf YouTube unzählige Videos, die Tarantino-Klassiker wie „Kill Bill“ oder „Inglourious Basterds“ auf filmgeschichtliche Referenzen abklopfen – denn der zweifache Drehbuch-Oscar-Preisträger versteckt seine Einflüsse nicht, sondern stellt sie offen zur Schau.

Quentin Tarantino wehrt sich gegen Kritiker

Das brachte ihm oftmals den Vorwurf ein, bei seinen Filmen handele es sich nicht um originäre Werke, sondern um Flickenteppiche aus Zitaten. Sogar der große italienische Filmkomponist Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“), dessen Stücke Tarantino oftmals benutzt und mit dem er für „The Hateful 8“ sogar direkt zusammengearbeitet hat, sagte einmal in einem Interview mit Forbes:

„[Tarantino] klaut einfach von anderen und setzt es wieder zusammen. Da ist nichts Originelles dabei.“ Er sei nicht vergleichbar mit Hollywood-Größen wie John Huston, Alfred Hitchcock oder Billy Wilder.

Tarantino selbst kann diesen Kritikpunkt überhaupt nicht nachvollziehen. In einem Interview mit NJ.com setzte sich der „Once Upon A Time... In Hollywood“-Macher bereits im Jahr 2009 gegen die oft geäußerte Anschuldigung, er sei eher ein begabter Dieb als ein begnadeter Filmemacher, zur Wehr (via FandomWire):

„Es ist, als hätte ich eine Zielscheibe auf dem Rücken“, beschwert sich der „Death Proof“-Macher. „Kritiker wissen, dass ich cinephil bin und mich nicht scheue, Genres zu umarmen – und daraus machen sie eine Art Checkliste. Es ist einfach, na ja, irgendwie beleidigend. ‚Oh, er nimmt eine Prise [Sergio] Leone und fügt einen Hauch [Michael] Cimino hinzu‘ – diese ganze Nummer. Ich wäre nicht so lange im Geschäft geblieben, wenn es nur das wäre.“

Übrigens hat auch Tarantino selbst schon mehrmals den Vorwurf geäußert, dieser oder jene Film hätte geklaut. Die „Tribute von Panem“-Reihe etwa hält er schlichtweg für ein Plagiat. Und sogar „Star Wars“ hätte es in seinen Augen ohne die Vorarbeit eines anderen Sci-Fi-Films nie gegeben, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:

"Es ist ein Sci-Fi-Meisterwerk": Quentin Tarantino ist sich sicher, dass "Star Wars" bei diesem Film geklaut hat
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