Dieser kontroverse Oscar-Anwärter wäre beinahe Clint Eastwoods letzter Film geworden: Donald Trump beschimpfte die Macher als "menschlichen Abschaum"
Sebastian Groß
Sebastian Groß
-Freier Autor
Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

„The Apprentice“ sorgte wiederholt für Zündstoff. Dabei gerät jedoch ein interessanter Fakt in den Hintergrund: Eine ebenfalls nicht unumstrittene Hollywood-Ikone wurde als Regisseur für den Film angefragt. Es hätte sein letzter Film werden können.

Sebastian Stan („Thunderbolts*“) und Jeremy Strong („Succession“) haben die Chance, heute Nacht für ihre Leistungen in The Apprentice - The Trump Story“ mit einem Oscar ausgezeichnet zu werden. Stan ist als bester Hauptdarsteller nominiert, während Strong auf den Preis als bester Nebendarsteller hofft. Die Verleihung findet in der Nacht zum morgigen Montag, den 3. März, statt und kann in Deutschland u.a. bei Disney+ angeschaut werden. Doch ob einer von ihnen tatsächlich mit der begehrten Trophäe nach Hause geht, bleibt abzuwarten – denn die Konkurrenz ist groß.

Zu den Mitbewerbern gehören unter anderem Adrien Brody und Guy Pearce, die für das Drama „Der Brutalist“ nominiert wurden. Doch nicht nur starke Konkurrenz könnte den Oscar-Gewinn der beiden Schauspieler erschweren, sondern auch die anhaltende Kontroverse um ihren Film „The Apprentice“. Diese erreicht jetzt, da Donald Trump erneut als US-Präsident vereidigt wurde, eine neue Brisanz.

Ein schwieriges Projekt von Beginn an

„The Apprentice“ war nicht erst nach seiner Veröffentlichung ein umstrittenes Werk – bereits die Suche nach einem Regisseur gestaltete sich als Herausforderung. Am Ende übernahm der iranisch-dänische Filmemacher Ali Abbasi („Holy Spider“) die Regie, doch zuvor hatten andere bekannte Namen das Projekt abgelehnt. Gegenüber Le Figaro verriet Abbasi, welche Regisseure sich bewusst dagegen entschieden hatten:

Arthouse-Ikone Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“) soll eine der ersten Optionen für den Film gewesen sein. Auch Clint Eastwood, eine echte Hollywood-Legende, wurde angefragt. Letztlich zog jedoch keiner von ihnen das Projekt durch. Laut Abbasi mussten sie „das geschäftliche Risiko abwägen“.

Es kann natürlich nur spekuliert werden, warum Anderson und Eastwood das Projekt ablehnten. Möglicherweise lag es daran, dass sie einfach kein Interesse daran hatten – vor allem Anderson, der in der Regel nur eigene Drehbücher verfilmt. Es dürfte jedoch auch eine Rolle gespielt haben, dass die Gefahr bestand, zur Zielscheibe von Trumps populistischen Angriffen zu werden.

Denn „The Apprentice“ geht nicht zimperlich mit ihm um. Bereits vor der Premiere wurde heftig darüber diskutiert, ob das satirisch angehauchte Drama mit einer Vergewaltigungsszene nicht zu weit geht. Der Release des Films wurde aus dem Trump-Lager immer wieder mit juristischen Schritten zu verhindern versucht. Letztlich waren diese Drohungen jedoch nur leere Worte, die mit dafür verantwortlich waren, dass der Film als kontroverses Werk gebrandmarkt wurde.

Clint Eastwood und sein ambivalentes Verhältnis zu Trump

Eastwood ist nicht gerade bekannt dafür, politisch heikle Stoffe zu meiden – seine Karriere ist geprägt von Filmen, die Kontroversen auslösten. Als Schauspieler wurde er mit der Rolle eines kompromisslosen Gesetzeshüters in „Dirty Harry“ (1971) weltberühmt, als Regisseur landete er mit dem Kriegsdrama „American Sniper“ (2015) einen Kassenschlager. Beide Filme waren nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern wurden auch stark diskutiert.

Trotzdem entschied sich Eastwood gegen „The Apprentice“ und konzentrierte sich stattdessen auf das Gerichtsdrama „Juror #2“. Der Film mit Nicholas Hoult („Nosferatu - Der Untote“) und Toni Collette („Hereditary - Das Vermächtnis“) in den Hauptrollen markiert Eastwoods 41. Regiearbeit (!) und könnte sein letzter Film sein. Gerüchten zufolge plant die 94 Jahre alte Hollywood-Legende aber noch einen weiteren Film:

Doch nicht sein letzter Film? Clint Eastwood plant bereits neues Projekt nach "Juror #2"

Dass er „The Apprentice“ ablehnte, könnte auch mit seiner zwiespältigen Haltung gegenüber Donald Trump zusammenhängen. 2016 lobte Eastwood den umstrittenen Unternehmer im Interview mit Esquire: „Er hat etwas, das die anderen nicht haben. Die Leute sind müde von dieser politischen Korrektheit.“ Doch 2019 distanzierte er sich wieder und bekundete seine Unterstützung für die Demokraten.

Trotz der Oscar-Nominierungen konnte „The Apprentice“ an den Kinokassen nicht überzeugen – nicht zuletzt, weil Donald Trump selbst den Film wiederholt scharf attackierte. In einer seiner öffentlichen Stellungnahmen bezeichnete er die Macher als „menschlichen Abschaum!“.

Ganz anders lief es für „Juror #2“. Zwar ging der Film im Kino unter, doch auf Streamingplattformen erwies sich das Justizdrama als Erfolg. Laut World of Reel gehört es zu den meistgesehenen Produktionen auf Max (ehemals HBO Max) und konnte sich als starker Streaming-Titel etablieren.

Hierzulande startete „Juror #2“ am 16. Januar dieses Jahres in den Kinos und wurde von der Kritik wohlwollend aufgenommen. In unserer FILMSTARTS-Rezension wird dem Werk beispielsweise attestiert, dass es „großes Schauspielkino“ biete.

Ein ähnliches Urteil ließe sich auch über einen der besten Filme mit Clint Eastwood fällen, der jedoch an den Kinokassen völlig unterging. Dennoch sorgte genau dieser Misserfolg dafür, dass Eastwood künftig mehr Kontrolle über seine eigenen Projekte übernahm. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel:

"Es war ein Desaster": Einer der besten Filme von Clint Eastwood fiel im Kino gnadenlos durch

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