Die (private) Politik und die Social-Media-Nutzung der Stars Rachel Zegler („West Side Story“) und Gal Gadot („Red Notice“)? Interessiert mich beim Filmschauen nicht die Bohne. Dass das ikonische Original von der neuen Schneewittchen-Darstellerin als „veraltet“ und „überholt“ bezeichnet wurde – völlig okay, größtenteils vermutlich sogar richtig, und dass ich persönlich „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ von 1937 trotzdem weiterhin sehr schätze, kann mir ohnehin niemand nehmen.
Dass die CGI-Zwerge irgendwie komisch aussehen? Auch ich brauchte ein paar Minuten, um voll darauf einzusteigen, hat dann aber trotzdem echt gut funktioniert, vor allem der neue Pfeifen-Handlungsstrang mit dem schüchternen Seppl (Stimme im Original: Andrew Barth Feldman) ist mir tatsächlich zu Herzen gegangen.
Also alles kein großes Problem, aber ...
... das Finale haben sie richtig versemmelt!
Dass man „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ im Jahr 2025 nicht eins zu eins als Realfilm neu auflegt – natürlich nicht! Aber wenn man die Story umstellt oder erweitert, dann erwarte ich, dass am Ende etwas dabei herauskommt, dass in sich ähnlich stimmig ist wie das Original oder das zugrundeliegende Märchen der Gebrüder Grimm. Aber genau das ist „Schneewittchen“-Autorin Erin Cressida Wilson, die ihren Durchbruch amüsanterweise mit der kultigen SM-Komödie „Secretary“ feierte, leider nicht gelungen.
Dabei treten die Risse in der Fassade vor allem in der zweiten Hälfte immer deutlicher zum Vorschein: „Schneewittchen“ ist zwar 26 Minuten länger als das Original von vor 88 Jahren, aber auch das reicht kaum, um die alten und neuen Elemente gemeinsam unter einen Hut zu bekommen, ohne dass die Erzählung als Ganzes (massiv darunter leidet). Schließlich gibt es diesmal nicht nur Schneewittchen und die sieben Zwerge, sondern zusätzlich auch noch Jonathan (Andrew Burnap) und seine sieben Dieb*innen...
Achtung: ab hier Spoiler zum Finale von „Schneewittchen“!
Nun bleibt für die Diebesbande ohnehin nur so wenig (Screen-)Time, dass man die einzelnen Mitglieder zwar kaum näher kennenlernt, sie einen aber zugleich auch nicht groß stören, gerade weil sie so wenig Raum einnehmen. Außer eben im Finale, wo ich als Zuschauer ähnlich dumm aus der Wäsche geguckt habe wie die sieben Zwerge, die da zu spät zur Party (und damit zu spät für ihren eigenen Film) aus der Kanalisation hervorgekrochen kommen:
Bei der finalen Konfrontation stürmt Schneewittchen mit ihren Freund*innen das Schloss der bösen Stiefmutter (Gal Gadot) – und auch die Zwerge sind natürlich mit dabei, wir sehen sogar, wie sie sich als Bergarbeiter passenderweise durch die Kanalisationstunnel „von hinten anschleichen“. Aber dann ist es stattdessen das kleinwüchsige Mitglied der Diebesbande, das der Stiefmutter ihr Zauberstab-Zepter mit einer Armbrust aus der Hand schießt – und die Zwerge tauchen erst auf, als schon alles vorbei ist. Was zum Teufel?
„Schneewittchen“ heißt ja vor allem deshalb nicht „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, weil das englische Wort „dwarf“ eine deutlich negativere Konnotation trägt als das deutsche „Zwerg“. Aber auch davon unabhängig hätte es der Film nach der stiefmütterlichen Behandlung der Zwerge gerade im Finale auch einfach nicht verdient, diesen Titel zu tragen...
Und apropos Zwerge – es war gar nicht leicht, dem folgenden Gerücht wirklich auf den Grund zu gehen, aber wir haben uns trotzdem mutig in die Recherche gestürzt:
Gerücht oder Fakt: Sollten die sieben Zwerge in "Schneewittchen" ursprünglich von realen Menschen gespielt werden?