
Er galt als einer der vielseitigsten Filmemacher seiner Generation. Ein Regisseur, der das Boulevardeske mit dem Genrekino in Einklang brachte und seine Filme stets mit einem moralischen oder politischen Unterbau ausstattete. Die Rede ist von Samuel Fuller, dem Regisseur von Filmen wie „Schock-Korridor“, „Die Weiße Bestie“ oder „The Big Red One“ (aus dem auch das Artikelfoto stammt). Während Fuller, der in New York aufwuchs und dort in seinen jungen Jahren als Polizeireporter arbeitete, in der amerikanischen Heimat immer wieder mit den Zensurbehörden zu kämpfen hatte, galt er insbesondere bei den Anhänger*innen der Nouvelle Vague in Frankreich als Wegbereiter des modernen Kinos.
Doch auch ein anderer New Yorker Filmemacher namens Martin Scorsese wurde früh auf Fuller aufmerksam und wird auch in seinen späten Jahren nicht müde zu betonen, wie einflussreich der bisweilen als B-Filmer abgetane Fuller für ihn und seine Zeitgenoss*innen gewesen ist. Bereits 2002 schrieb Scorsese in der Toronto Film Review, dass Fuller zu den „mutigsten Künstlern, die das Kino je gesehen habe“ zähle.
Samuel Fuller über die Verheerungen des Krieges
Besonders hob er in diesem Zusammenhang Fullers „Die Hölle von Korea“ aus dem Jahr 1951 über den Koreakrieg (1950-1953) hervor, in dem die USA die Südkoreaner*innen unterstützten. Fuller, der während des Zweiten Weltkrieges selbst in Europa kämpfte, habe damit einen Anti-Kriegsfilm geschaffen, der sich – so erzählte es Scorsese Jahre zuvor in der Dokumentation „The Typewriter, The Rifle & The Movie Camera“ – einer Realität, einer emotionalen Wahrheit annähere.
Es sei zu spüren, dass wahre Kriegserlebnisse in den Film geflossen seien, so Scorsese weiter, der zu Bedenken gibt, dass er „Die Hölle von Korea“ bereits mit acht Jahren gesehen und – mehr oder weniger – verstanden habe. Und das sei eine beträchtliche Fülle an Erfahrung gewesen, die es für das Publikum zu übersetzen gegolten habe. „Insbesondere“, so führt er aus, „für ein Publikum von Achtjährigen“.
Später habe sich dann Fullers Einfluss auch ganz konkret in Scorseses Schaffen niedergeschlagen. In „Wie ein Wilder Stier“ etwa sei eine Sequenz – der zweite Kampf zwischen Sugar Ray Robinson und Jake LaMotta –, in der durch Feuereinsatz vor der Linse das Bild verzerrt wurde, maßgeblich von „Die Hölle von Korea“ inspiriert worden.
Scorsese, der seit jeher keinen Hehl aus seinen filmischen Einflüssen macht, äußerte sich an anderer Stelle auch zu einem ganz bestimmten Film, der ihn und viele seiner Zeitgenossen enorm geprägt habe. Um welches Meisterwerk es sich dabei handelt, erfahrt ihr hier:
"Der Film hatte großen Einfluss auf uns alle": Dieses Western-Meisterwerk hat Regie-Legende Martin Scorsese begeistert und erschüttert