"Mich belastet das bis heute": Dieser Western wurde für Matt Damon zur riesigen Enttäuschung
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Vor 24 Jahren übernahm Matt Damon die Hauptrolle in einem Western, mit dem ein „Armageddon“-Star seine zweite Regiearbeit ins Kino brachte. Doch das Studio griff stark in den Film ein – der an den Kinokassen eine absolute Bruchlandung hinlegte!

Ende der 1990er-Jahre wurde Matt Damon allmählich vom vielversprechenden Nachwuchstalent zum Hollywood-Star. Schließlich wurde das von ihm selbst gemeinsam mit seinem Freund und langjährigen künstlerischen Partner Ben Affleck geschriebene Drama „Good Will Hunting“ (1997) zum riesigen Überraschungserfolg – und nur ein Jahr später trat Damon in einem der größten Filme des Jahres auf: „Der Soldat James Ryan“.

Es folgten Hits wie „Dogma“ und „Der talentierte Mr. Ripley“, bevor Damon im Jahr 2000 dann gleich zwei Flops in Folge verkraften musste: Das von Robert Redford inszenierte und u.a. mit Will Smith besetzte Golfdrama „Die Legende von Bagger Vance“ blieb an den Kinokassen weit unter den Erwartungen – und dann war da noch ein heute etwas in Vergessenheit geratener Western, der trotz vielversprechender Ausgangslage eine kommerzielle Bruchlandung hinlegte.

Die Rede ist von „All die schönen Pferde“, der auf dem gleichnamigen Roman des renommierten US-amerikanischen Schriftstellers Cormac McCarthy (schrieb u.a. auch die Vorlagen zu „No Country For Old Men“ und „The Road“) basiert. Hinter der Kamera nahm Billy Bob Thornton Platz, dessen Regiedebüt „Sling Blade“ vier Jahre zuvor viel Aufmerksamkeit erhalten hatte und der durch Filme wie „Armageddon“ als Schauspieler große Bekanntheit genoss. Die Hauptrollen wiederum wurden neben Matt Damon mit Ex-„E.T.“-Kinderdarsteller Henry Thomas und dem spanischen Schauspiel-Star Pénelope Cruz („Alles über meine Mutter“) besetzt.

All die schönen Pferde
All die schönen Pferde
1 Std. 56 Min.
Von Billy Bob Thornton
Mit Matt Damon, Penélope Cruz, Henry Thomas
User-Wertung
3,1

Im Mittelpunkt des Films steht der junge Cowboy John Grady Cole (Damon), der nach dem Tod seines Großvaters seine Heimat in Texas verliert – und daraufhin gemeinsam mit seinem besten Freund Lacey Rawlins (Thomas) nach Mexiko reitet. Dort verliebt sich John Grady in Alejandra (Cruz), die Tochter eines reichen Ranchbesitzers. Doch schon bald werden ihre Namen mit einem Diebstahl und einem Todesfall in Verbindung gebracht – und sie geraten in die Mühlen der mexikanischen Justiz...

"All die schönen Pferde" war nicht nur für Matt Damon eine riesige Enttäuschung

„All die schönen Pferde“ stellte nicht nur für Damon, sondern vor allem auch für Regisseur Thornton einen herben Rückschlag dar. Gerade einmal 18 Millionen US-Dollar konnte der Film in die weltweiten Kinokassen spülen – angesichts eines Budgets von 45 Millionen viel zu wenig! Neben der Tatsache, dass Western um die Jahrtausendwende beim Publikum nicht sonderlich hoch im Kurs standen, ist dieses desaströse Ergebnis sicher auch der Tatsache geschuldet, dass die Kritiken überwiegend negativ ausfielen.

Kein Wunder: Von dem Film, den sich Thornton ursprünglich vorgestellt hatte, blieb am Ende nicht viel mehr als ein Torso übrig. „All die schönen Pferde“ ist ein klassisches Beispiel dafür, dass künstlerische Visionen und die Wünsche der großen Studios oftmals nur schwer vereinbar sind. In einem Interview mit dem Playboy äußerte sich Damon wie folgt (via The Playlist):

„Alle, die an ‚All die schönen Pferde‘ gearbeitet haben, haben so viel Zeit investiert und sind mit Herzblut dabei gewesen. Wie du weißt, spielt der Roman von Cormac McCarthy 1949 und handelt von einem Mann, der an seinem alten Leben festhalten will. Die E-Gitarre wurde 1949 populär, also besorgte der Komponist Daniel Lanois eine alte Gitarre aus diesem Jahr und schrieb eine zurückhaltende, eindringliche Filmmusik. Wir haben den Film gemacht, während wir seine Musik gehört haben – sie hat alles beeinflusst, was wir taten. Wir haben einen düsteren, reduzierten Film gedreht. Aber das Studio wollte ein Epos – große Gefühle, Geigenmusik.“

Wie so oft hatten die Studio-Verantwortlichen das letzte Wort. Der ambitionierte Score von Daniel Lanois wurde komplett aus dem Film entfernt, und die drei Stunden umfassende Ursprungsversion wurde auf rund zwei Stunden heruntergedampft. Das im Kino zu sehende Endergebnis stand nun zwischen allen Stühlen – und schien niemandem mehr zu gefallen.

Damon dazu: „Das Studio sah nur: große Besetzung, Regisseur Billy Bob Thornton, viel Geld. Und dann haben sie unseren Film einfach nie veröffentlicht – obwohl der Director's Cut noch existiert. Billy hatte damals Herzprobleme, und das kam daher, dass ihm buchstäblich das Herz gebrochen ist, weil er so sehr für diesen Film gekämpft hat. Es hat ihn wirklich mitgenommen. Und mich belastet das bis heute.“

Thornton gab später zu Protokoll, dass seine Zeit als Filmemacher wohl endgültig vorbei sei. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass die seinen Vorstellungen entsprechende Fassung irgendwann doch noch das Licht der Welt erblickt – wenn es so weit ist, erfahrt ihr es natürlich sofort bei uns!

„All die schönen Pferde“ ist übrigens nur eines von vielen Beispielen dafür, dass Damon wie kaum ein anderer A-Liga-Star den Spagat zwischen Mainstream und Arthouse-Kino anstrebt. Bei einem Film wusste der heute 54-Jährige sogar schon im Vorfeld, dass er „die Leute verärgern“ wird. Warum er trotzdem stolz auf seine Arbeit ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

"Der Film wird die Leute verärgern, aber ich bin stolz darauf": Matt Damon steht zu 100 Prozent hinter einem seiner größten Flops

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