"Ein Film wie purer Sprengstoff": Provokanter Überraschungshit jetzt neu im Heimkino
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Das irische Hip-Hop-Trio Kneecap provoziert und begeistert mit seinen brachialen Songs über irischen Stolz, nationale Probleme, Party, Sex und Drogen. Jetzt gibt es den rasanten, gleichnamigen Film im Heimkino.

Jahr für Jahr haben nationale Filmindustrien die Gelegenheit, einen Titel bei der Academy Of Motion Picture Arts And Sciences für das Rennen um den Oscar in der Sparte „Bester internationaler Film“ einzureichen. Oft entscheiden sich die Verantwortlichen für prestigeträchtige, anspruchsvolle Projekte, denen ab und an eine gewisse Spießigkeit attestiert wird – sei es gerechtfertigt oder nicht.

Der jüngste Titel, den Irland dafür auserkoren hat, könnte nicht weiter von diesem Vorwurf entfernt sein: Kneecap ist ein ungezügeltes, räudig-freches Energiebündel von einem Film! Für eine Oscar-Nominierung reichte es zwar letztlich nicht, wohl aber für Festivalhype und hervorragende 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik. Jetzt könnt ihr den Film über Drogen, Party und Widerstand in den eigenen vier Wänden erleben: Diese Woche ist „Kneecap“ auf DVD und Blu-ray erschienen.

Wer angesichts auf das haptische Element verzichten kann, findet „Kneecap“ zudem auf diversen Plattformen als VOD – etwa bei Amazon Prime Video*.

Darum geht es in "Kneecap"

Belfast in den 2010er-Jahren: Liam Óg (Mo Chara) landet nach einer durchzechten Nacht im Verhörraum der Polizei. Weil er so tut, als beherrsche er kein Englisch, wird kurzfristig der Lehrer JJ (DJ Próvai) als Dolmetscher herangezogen. Der übersetzt nicht nur Englisch ins Irische und umgekehrt, sondern hilft Liam auch prompt, sein LSD zu verstecken, bevor die Cops es entdecken.

So entsteht eine Freundschaft zwischen JJ und Liam, die sich zügig vertieft: JJ tut sich mit Liam und dessen Kumpel Naoise (Móglaí Bap), der von einem polizeilich gesuchten, paramilitärischen Aktivisten (Michael Fassbender) großgezogen wurde, zusammen. Sie feiern, zeigen dem Establishment den Mittelfinger und machen partytaugliche Protestmusik – die ganz nebenher eine neue, junge Begeisterung für die irische Sprache entfacht...

Linguistische Passion im Party-Pulverfass

Das irische Hip-Hop-Trio Kneecap brachte seine erste Single 2017 heraus. 2018 folgte das Debütalbum der energiereichen Truppe, die über Drogen, Sex, Zorn, mentale Gesundheit, Klassenunterschiede und irischen Republikanismus rappt. Außerdem macht sie sich vehement für den Erhalt und die Wertschätzung der irischen Sprache stark – ein Thema, das sich durch „Kneecap“ zieht.

Anstelle eines spießigen, linguistischen Kniefalls lieferte Kneecap mit dem gleichnamigen Kinofilm aber einen mit dauerpubertärer Energie vollgepackten Streifen ab. „Ein Film wie purer Sprengstoff – und eine echte Spaßgranate“, urteilte daher FILMSTARTS-Autorin Susanne Gietl über das autobiografische Werk, in dem die drei Mitglieder der Kombo ihre leicht fiktionalisierten Pendants selbst spielen. Die Idee zum Film hatte allerdings Regisseur Rich Peppiatt, der schon länger großer Fan der Kombo ist und daher ihre Geschichte ins Kino bringen wollte. Weshalb er derart von Kneecap begeistert ist, erläuterte er im FILMSTARTS-Interview:

Kneecap

Um der Energie gerecht zu werden, die von der Musik der streitlustigen Iren ausgeht, orientiere sich Peppiatt inszenatorisch an solche Kultklassiker wie „Trainspotting“ oder „Hass“ – sowie an realen Drogenerfahrungen. Denn wie der Regisseur im FILMSTARTS-Interview verriet: „Eine meiner Lieblingsrezensionen von 'Kneecap' lautet: 'Es ist schön, einen Film über Drogen zu sehen, der eindeutig von Leuten gemacht wurde, die eine Menge Drogen genommen haben.' Das passt!“

Was einem Menschen die Drogen sind, ist dem nächsten dagegen die Seriensucht. Und falls ihr euch mal wieder im Heimkino diesem Laster widmen möchtet, haben wir noch einen Tipp für euch. Denn ein waschechtes „Star Trek“-Highlight wartet derzeit darauf, in eurem Regal Einzug zu halten:

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