Highlight neu im Heimkino: Dieser neue Film eines Oscar-Preisträgers bringt euch garantiert zum Weinen
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Komödienexperte Michel Hazanavicius adaptiert ein Jugendbuch und begibt sich in bewegende Gefilde: „Das kostbarste aller Güter“ ist ein Animationsfilm, der sich den Grauen annimmt, die sich während des Zweiten Weltkriegs abspielten.

Er begann seine Regiekarriere mit dem parodistischen TV-Kurzfilm „Derrick contre Superman“ (also: „Derrick gegen Superman“) und machte auch danach primär mit süffisanten Komödien auf sich aufmerksam: Michel Hazanavicius inszenierte die zu Kulttiteln aufgestiegenen Bond-Persiflagen „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ und „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ sowie die mit mehreren Oscars prämierte, humorvolle Stummfilmhommage „The Artist“.

In seinem ersten Animationsfilm nahm sich Hazanavicius nun einem ernsten Thema an: „Das kostbarste aller Güter“ erzählt von einem polnischen Ehepaar, das während des Zweiten Weltkriegs am Rande einer Zugstrecke ein kleines Mädchen entdeckt. In Cannes wurde das animierte Holocaustdrama 2024 mit dem Prix du Cinéma Positif ausgezeichnet, seit dieser Woche ist „Das kostbarste aller Güter“ im Heimkino erhältlich.

Sowohl die Blu-ray als auch die DVD enthalten zwei Extras, die einen kleinen Einblick in die Entstehung des Trickfilms über die Grauen des Holocausts gewähren. Alternativ zu den physischen Veröffentlichungen besteht die Möglichkeit, „Das kostbarste aller Güter“ als VOD zu beziehen – etwa bei Amazon Prime Video*.

"Das kostbarste aller Güter": Darum geht es

Die Wälder Polens nahe Auschwitz: Während der Zweite Weltkrieg tobt, führen ein mittelloser Holzfäller und seine Frau ein karges, freudloses und abgeschottetes Leben. Vor einiger Zeit hat das Ehepaar sein Kind verloren – seither träumt die Frau davon, ein neues Kind zu kriegen. Der Mann dagegen gibt knurrend zu verstehen, dass er recht froh ist, ein Maul weniger stopfen zu müssen.

Eines Tages schreitet der Zufall ein: Ein verängstigtes, verzweifeltes Ehepaar wirft ein junges Mädchen aus einem Zug, der in den sicheren Tod führt. Die Frau des Holzfällers entdeckt es und will es bei sich aufnehmen, der Holzfäller dagegen ist angewidert: Das Kind stamme aus der „schmutzigen Rasse der Herzlosen“. Entgegen der Vorurteile ihres Mannes setzt sich die Frau vehement dafür ein, das Mädchen zu behüten – und nach und nach muss der Holzfäller einsehen, dass seine Abneigung auf völlig haltlosen Behauptungen beruht, die ihm eingeredet wurden...

Vorurteile, Hass und der kleine Funke Menschlichkeit

Als Vorlage für den in reduzierter Farbpalette gehaltenen Animationsfilm diente ein Jugendbuch des Schriftstellers und Schauspielers Jean-Claude Grumberg. Der verarbeitete mit seinem literarischen Werk seine eigene Familiengeschichte: Grumbergs Vater war ein Jude rumänischer Herkunft, der nach dem Einmarsch der Nazis in Paris deportiert und in einem Konzentrationslager ermordet wurde.

Mit „Das kostbarste aller Güter“ versuchte Grumberg, das Thema der Schoa an ein junges Publikum heranzutragen, vor den grauenhaften Folgen Hass schürender Propaganda zu warnen und an den Funken Menschlichkeit zu erinnern, den es zu bewahren gilt, um einer Wiederholung solcher Ereignisse vorzubeugen.

Hazanavicius' Intentionen waren ähnlich: Er wollte das Thema mit der gebührenden Ernsthaftigkeit anfassen, aber vermeiden, Kinder dabei zu traumatisieren. Der Animationsstil und das Erzähltempo seiner Adaption unterstreichen daher den märchenhaften Beiklang der Buchvorlage: Der Holocaust bildet den Hintergrund des Stoffes, den Schwerpunkt der Geschichte stellt aber die Geschichte eines Paares dar, das Menschlichkeit und Fürsorge beweist – inklusive des Wandel eines Mannes, der Abscheu beigebracht bekam, doch lernt, diesen unmenschlichen Einfluss abzuschütteln.

So kam, trotz einer zuweilen aufdringlichen Filmmusik von „Grand Budapest Hotel“-Komponist Alexandre Desplat, ein größtenteils unsentimentaler, dennoch vollauf bewegender Film über ein wichtiges, leider immer noch aktuelles Thema zustande. Tränen der Trauer und der Rührung sind bei dieser Trickproduktion deshalb so gut wie garantiert.

Und wenn euch nach diesem Film der Sinn nach etwas Aufmunterung steht, schaut euch doch mal unseren folgenden Heimkino-Tipp an:

Steven Spielberg sah ihn ganze 9x (!!) im Kino: Abenteuer-Klassiker für Fans von "Indiana Jones" & "James Bond" erscheint in 4K

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