Vor ziemlich genau 50 Jahren kam ein Film auf die US-amerikanischen Leinwände, der das Blockbuster-Kino für immer verändern sollte – und Steven Spielberg über Nacht von einem vielversprechenden Jungtalent zu einem der größten und wichtigsten Regisseure seiner Generation machte: „Der weiße Hai“.
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Peter Benchley, brach der Film damals sämtliche Kassenrekorde, bis das erste „Star Wars“-Abenteuer ihn zwei Jahre später vom Thron stieß. Die Menschen standen damals wortwörtlich Schlange, um zu sehen, wie das Küstenstädtchen Amity Island von dem gigantischen Raubfisch heimgesucht wird – und sich Roy Scheider, Robert Shaw und Richard Dreyfuss gemeinsam auf die Jagd machen.

Doch seine enorme popkulturelle und filmgeschichtliche Nachwirkung ist nicht das Einzige, was „Der weiße Hai“ hinterlassen hat. Schließlich prägte der Klassiker das Image des Haifischs auf Jahrzehnte hinweg – mit ganz realen und ziemlich drastischen Konsequenzen. Laut der Organisation Shark Stewards wandelte sich die allgemeine Haltung gegenüber Haien im Zuge des Kinoerfolgs von „Jaws“ – so der englische Originaltitel – von Gleichgültigkeit hin zu regelrechter Hetze.
Sportfischer begannen damit, Jagd auf die Meerestiere zu machen, die sie fälschlicherweise für blutrünstige, reißende Bestien hielten. Der Haifischfang und das sogenannte Shark-Finning – das Abtrennen der Flossen von Haien – stiegen massiv an. Viele Arten erlitten dramatische Populationseinbrüche, während der weltweite Artenschutz auf wenig Interesse stieß.
Steven Spielberg und Peter Benchley haben die Folgen von "Der weiße Hai" beide bedauert
Diese Entwicklung ging an Steven Spielberg natürlich nicht spurlos vorbei. In einem BBC-Radiointerview aus dem Jahr 2022 gab der „E.T.“- und „Jurassic Park“-Schöpfer so zu Protokoll: „Ich bedaure aufrichtig – bis heute – die Ausrottung der Hai-Population aufgrund des Buches und des Films. Was ich wirklich fürchte, ist nicht, von einem Hai gefressen zu werden – sondern dass Haie irgendwie wütend auf mich sind wegen des Sportfischer-Wahnsinns, der nach 1975 losbrach.“
Und auch Peter Benchley, der Verfasser des Romans und Co-Drehbuchautor der berühmten Verfilmung, blickte reumütig auf die Folgen seiner Schöpfung zurück: „Mit dem Wissen von heute würde ich dieses Buch niemals mehr schreiben. Haie greifen keine Menschen an. Und sie hegen ganz sicher keinen Groll gegen uns.“ Benchley, der u.a. auch die Buchvorlage zum Unterwasser-Klassiker „Die Tiefe“ schrieb, nutzte bis zu seinem Tod im Jahre 2006 seine Stimme, um über die wahre – im Vergleich zur Darstellung im Film nicht per se gefährliche – Natur von Haien aufzuklären.
Der Film ist und bleibt natürlich trotzdem ein Meilenstein – ebenso wie die brillante Musik von John Williams. Warum Spielberg diese zunächst für einen Witz hielt, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.