"Drei Stunden Übelkeit": Michael Madsen bereute seine Rolle in einem Western-Epos, die zum Bruch mit Quentin Tarantino führte
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

1994 stand Michael Madsen vor der Wahl, in „Pulp Fiction“ mitzuspielen oder in einem Western-Epos von und mit Kevin Costner. Er entschied sich für letzteres – und sollte es bitter bereuen...

Vor rund einer Woche, am 3. Juli 2025, ist Michael Madsen im Alter von 67 Jahren verstorben. Filmfans kannten den Schauspieler vor allem aus mehreren Filmen von Kult-Regisseur Quentin Tarantino.

Madsen stand bereits seit 1982 vor der Kamera und war in Filmen wie „WarGames“, „Thelma & Louise“ oder „The Doors“ zu sehen. Doch erst Tarantinos gefeiertes Debüt „Reservoir Dogs“ von 1992 brachte ihm erstmals größere Aufmerksamkeit ein – hier war Madsen als gewalttätiger Gangster Vic Vega alias Mr. Blonde an der Seite von u.a. Harvey Keitel, Tim Roth, Steve Buscemi und Tarantino selbst zu sehen.

Nicht zuletzt aufgrund der berüchtigten „Ohr-Szene“ – die wegen ihrer Brutalität sogar einen legendären Horror-Regisseur in die Flucht schlug! – war Madsens beängstigende Psychopathen-Performance in aller Munde. Kein Wunder, dass Tarantino den Schauspieler auch für seinen nächsten Film besetzen wollte: „Pulp Fiction“!

Michael Madsen sagte "Pulp Fiction" ab – wegen Kevin Costner!

Auch hier sollte Madsen einen Killer spielen, und zwar einen mit ganz ähnlichem Namen: Vincent Vega. Doch der „Free Willy“-Star hatte noch ein weiteres hochkarätiges Angebot auf dem Schreibtisch liegen – und entschied sich letztlich gegen Tarantino. Das sollte er später bitter bereuen...

…wenn sich im Nachhinein auch durchaus nachvollziehen lässt, weshalb er „Pulp Fiction“ in den Wind geschlagen hat: Tarantino galt zwar als vielversprechendes Regietalent, von dem noch Großes zu erwarten war – doch die andere Offerte kam von Kevin Costner, der sich dank seines Oscar-Abräumers „Der mit dem Wolf tanzt“ und Kassenhits wie „Bodyguard“ auf dem Zenit seiner Karriere befand.

Costner wollte ein monumentales Western-Epos über Wyatt Earp produzieren – und bot Madsen an, einem der Brüder des legendären Revolverhelden sein Gesicht zu leihen. Die Chance, eine tragende Rolle in einem echten Prestigeprojekt eines der damals größten Hollywood-Stars überhaupt zu übernehmen, wollte sich der „Species“-Mime nicht entgehen lassen. Doch schon bald stellte sich seine Wahl als großer Fehler heraus.

Wyatt Earp
Wyatt Earp
Starttermin 1. September 1994 | 3 Std. 10 Min.
Von Lawrence Kasdan
Mit Kevin Costner, Dennis Quaid, Gene Hackman
Pressekritiken
3,0
User-Wertung
3,3

Denn Wyatt Earp“ erhielt nicht nur durchwachsene Kritiken, sondern fiel auch an den Kinokassen durch. „Pulp Fiction“ hingegen gewann in Cannes die Goldene Palme, wurde zum weltweiten Überraschungshit und galt mit insgesamt sieben Nominierungen als großer Oscar-Favorit, wobei Tarantino und Roger Avary für ihr verschlungenes Drehbuch immerhin eine Goldstatue einsacken konnten. Als Vincent Vega wurde bekanntlich John Travolta besetzt – dem mit „Pulp Fiction“ ein kurzzeitiges Leinwand-Comeback gelang.

Madsens Absage führte zum Bruch mit Tarantino

Madsen hingegen musste nicht nur damit zurechtkommen, sich für den in jeder Hinsicht schwächeren Film entschieden zu haben – im Interview mit dem Guardian bezeichnete er „Wyatt Earp“ sogar als „drei Stunden Übelkeit“.

Seine Absage führte auch zum Bruch mit Tarantino. Fast ein Jahrzehnt lang sprachen die beiden kein Wort mehr miteinander, bis es im Jahr 2003 endlich zur Versöhnung kam – in deren Zuge Madsen den Part des, na klar, Killers Budd in den beiden „Kill Bill“-Teilen bekam. Später arbeiteten sie noch drei weitere Male zusammen, für „Sin City“, „The Hateful 8“ und „Once Upon A Time... In Hollywood“.

Somit gab es für Madsen und Tarantino doch noch ein Happy End – und zumindest John Travolta dürfte seinem Kollegen für die Chance ewig dankbar sein. Denn auch wenn man sich für Vincent Vega heute keinen anderen Schauspieler vorstellen kann, war es anfangs alles andere als selbstverständlich, dass der „Grease“-Star den Zuschlag bekommt. Mehr dazu erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

"Bitte streich ihn von der Liste": So hart musste Quentin Tarantino für John Travolta in "Pulp Fiction" kämpfen!

Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.

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