"Ein Film, der uns alle angeht": Holt diesen packenden, außergewöhnlichen Thriller jetzt im Heimkino nach
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Ein überlastetes Gesundheitssystem, eine engagierte Krankenhausbelegschaft am Rande dessen, was sie nervlich zu stemmen fähig ist, und ein Film nahezu frei von Pathos: „Heldin“ ist filmischer Nervenkitzel direkt aus dem Arbeitsalltag.

Innerhalb weniger Jahre hat Lola-Preisträgerin Leonie Benesch eine inoffizielle, ungeheuerlich gute Filmtrilogie zusammengestellt: Die „Leonie Benesch hat Stress“-Reihe nahm 2023 mit dem deutschen Oscar-Beitrag „Das Lehrerzimmer“ ihren atemberaubenden Anfang, setzte sich Anfang dieses Jahres mit dem Medien- und Terror-Thriller „September 5“ fort und kulminierte kurz darauf in „Heldin“.

In dieser Vermengung aus Berufsalltagsdrama und Leistungsdruck-Thriller geht es um die Spätschicht einer Pflegefachkraft in der Chirurgie eines unterbesetzten Schweizer Krankenhauses, was selbst nahezu ohne Pathos und frei von filmisch-forcierter Übertreibung einer Tortur gleicht. Jetzt kommt dieser Nervenritt auf der Rasierklinge ins Heimkino: Am 25. Juli 2025 erscheint „Heldin“ auf DVD und Blu-ray,

Die DVD und Blu-ray enthalten als Bonusmaterial Interviews zum Film. Außerdem habt ihr die Möglichkeit, „Heldin“ sowohl im Originalton auf Schweizerdeutsch zu schauen als auch in der hochdeutschen Synchronfassung. Alternativ zu den physischen Veröffentlichungen findet ihr „Heldin“ zudem auf diversen VoD-Plattformen, etwa Amazon Prime Video*.

Darum geht es in "Heldin"

Sie geht ihrem Job mit Leidenschaft und Professionalität nach. Doch Pflegefachkraft Floria Lind (Leonie Benesch) kann halt keine Wunder vollbringen. Als sie zur Spätschicht in der Chirurgie eines Schweizer Krankenhauses antritt und feststellt, dass die Station unterbesetzt ist, sind Rückschläge daher vorprogrammiert. Ganz gleich, wie sehr sie sich bemüht, für die Sorgen der Patientinnen und Patienten ein offenes Ohr zu haben und in der ständigen Hektik einen kühlen Kopf zu bewahren:

So eine Pflegeschicht ist ein nervenzerrender Wettlauf gegen die Zeit, der erschütternd viele, zügige Entscheidungsfällungen und punktgenaue Handgriffe verlangt – und dann ist da noch dieser Privatpatient, der zwar nicht bettlägerig ist, aber trotzdem seinen brühend heißen Tee an den Nachttisch gebracht haben möchte...

Ein menschlicher Blick auf einen Beruf, auf dem unmenschlicher Druck lastet

Als der Verfasser dieses Heimkino-Tipps „Heldin“ im Kino sah, war für ihn klar: Jürg Plüss als Privatpatient Severin wird mein Filmschurke des Kinojahres! In der einen Szene stolziert er laut am Handy telefonierend durch sein geräumiges, getäfeltes Einzelzimmer und wirft Floria mahnende Blicke zu, sie solle schweigend innehalten, bis er fertig ist. In der nächsten hockt er unter seiner Decke eingekuschelt im Bett und hat einen Tobsuchtsanfall, weil ihm niemand zügig seinen Gute-Nacht-Tee vorbeibringt, den er sich problemlos selbst holen könnte – zumal er weiß, dass das Krankenhaus gerade unterbesetzt ist und das Personal dringenderes zu tun hat, als ihn zu verhätscheln.

Eine der vielen Stärken des von Petra Volpe geschriebenen und inszenierten Films ist jedoch, dass er Wege findet, selbst diesen von Plüss so herablässig gespielten Typen zu vermenschlichen. Er bleibt ein ichbezogener Mistkerl, und es stellt sich die bissige Frage, was bitteschön durch ein Zwei-Klassen-Gesundheitssystem gewonnen wird. Aber: „Heldin“ wirft zwar ein kritisches Scheinwerferlicht auf den systemischen Status quo der Pflege, allerdings scheut sich Volpe mit ihrem zutiefst menschlichen Ansatz davor, Einzelpersonen zu simplifizieren, geschweige denn zu verteufeln.

Und so verließ ich „Heldin“ weiterhin über Herrn Severins Gehabe den Kopf schüttelnd, aber ihn nicht mehr als Bösewicht auffassend – ja, sogar mit einem Hauch der Empathie für ihn. Und das ist nur einer der vielen Aspekte, wie „Heldin“ uns in die Schuhe der gestressten, geschlauchten und geforderten Protagonistin versetzt. Dies gelingt dank einer unfassbar guten Benesch, die wirkt, als wäre sie tatsächlich eine ausgelaugte, engagierte Pflegefachkraft. Und es ist der ausgefeilten Erzähldramaturgie und Bildsprache Volpes zu verdanken, die „Heldin“ glatt wie einen Echtzeitthriller erscheinen lässt – bloß um uns in unregelmäßigen Abständen daran zu erinnern, dass hier eine komplette Schicht an uns vorbeisaust.

So unterstreicht Volpe brillant ihre Aussage, wie folgenschwer der Pflegenotstand ist – sie verdeutlicht, dass zu wenig Menschen zu viel in zu wenig Zeit leisten müssen. Ein Gefühl, dass sie einfängt und über ihr Publikum ergießt. Wie es schon in der FILMSTARTS-Kritik heißt: „,Heldin' lässt uns hautnah spüren, was es heißt, eine Pflegefachkraft zu sein. Das ist aufwühlend, spannend und lässt Leonie Benesch in ihrer bisher stärksten Rolle brillieren.“ Daher ist er ein „Film, der uns alle angeht.“

Und auch unser folgender Heimkino-Tipp ist von großer Dringlichkeit und noch dazu von immenser thematischer Relevanz:

Über 3 Stunden großes Kino: Dieser Thrillerklassiker hat bis heute nichts an Dringlichkeit verloren – jetzt neu im Heimkino!

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