Gefeiert von einem der einflussreichsten Regisseure der Kinogeschichte: Rache-Western feiert Rückkehr ins Heimkino
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Breite CinemaScope-Bilder, ein alternder Sheriff und ein intelligentes Moraldilemma: „Die Furchtlosen“ war einer der Lieblingsfilme von Meisterregisseur Akira Kurosawa. Diese Woche hat er eine Blu-ray-Neuauflage erhalten.

Der japanische Meisterregisseur Akira Kurosawa beeinflusste nicht nur nachhaltig das Kino seines Heimatlands: Mit Filmen wie „Rashomon – Das Lustwäldchen“, „Die sieben Samurai“ und „Yojimbo – Der Leibwächter“ schuf er Klassiker, die weltweit Wellen geschlagen haben – ohne Kurosawa gäbe es „Star Wars“ ebenso wenig wie „Für eine Handvoll Dollar“!

Daher ist es überaus spannend, auf die Filme zu blicken, die wiederum bei Kurosawa nachträglich Eindruck hinterlassen haben. Einer davon hat kürzlich ins Heimkino zurückgefunden: Diese Woche hat der Westernklassiker „Die Furchtlosen“ eine Blu-ray-Neuauflage erhalten!

Der im CinemaScope-Verfahren gefilmte Western von „Das Höllenriff“-Regisseur Robert D. Webb befindet sich in der posthum veröffentlichten Top 100 von Kurosawas Lieblingsfilmen – und somit in beeindruckender Gesellschaft. Denn auf dieser Liste stehen auch Meilensteine wie „Der dritte Mann“, „Lawrence von Arabien“ und „Der Pate II“!

Darum geht es in "Die Furchtlosen"

Marshal Cass Silver (Robert Ryan) wacht über eine kleine Stadt in Kansas – und gerade bangt er um seine Heimat: Er ahnt, dass eine Flut an Waffenbrüdern auf seine Stadt zukommt. Saloonbesitzer „Honest“ John Barrett (Robert Middleton) freut sich, weil er sich davon steigende Umsätze verspricht. Doch Silver fürchtet, dass die Unruhestifter dem Ort mehr schaden als nutzen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass Barrett eine unschöne Vergangenheit mit Silver hat und den Marshal daher loswerden will. Silver steht mit dem Rücken zur Wand und muss zu einem verzweifelten Mittel greifen: Er sucht die Hilfe des Revolverhelden Thad (Jeffrey Hunter), obwohl der glaubt, dass Silver seinen Vater auf dem Gewissen hat, und daher guten Grund hat, auf Rache aus zu sein...

Wie integer ist unser Held?

Die Drehbuchautoren Edmund H. North („Der Tag, an dem die Erde stillstand“) und Joseph Petracca („Der stolze Rebell“) verbergen im Kern von „Die Furchtlosen“ eine brennende Frage: Sie erzeugen Ambivalenz, ob Cass Silver ein makelloser Held ist oder Blut an seinen Händen hat.

Dank Ryans Darbietung strahlt er zwar oberflächlich Integrität aus, doch mehrmals drängt sich die Frage auf, ob er womöglich nur verflixt gut im Verleugnen ist. Wenn er für den von Hunter gespielten, jungen Haudegen zum Mentor wird, entsteht unweigerlich Spannung diesbezüglich, wie stabil das Fundament zwischen den Figuren ist – und ob uns dies gefallen sollte oder nicht.

Ähnliches gilt, wenn sich Silver mit dem Saloonbesitzer reibt, der wahlweise von den Dollarzeichen in seinen Augen geblendet ist oder der nahenden Kundschaft aus gutem Grund weniger vorurteilsbelastet-misstrauisch begegnet als der Marshal. Ambivalenzen, die in „Die Furchtlosen“ im Skript angelegt sind, und von Ryans facettenreicher Darbietung als vom Alter gezeichneter Marshal intensiviert werden. Eine Handvoll Klischees kann der Film trotzdem nicht vermeiden, und inszenatorisch wird er gemeinhin zwar gelobt, aber längst nicht zur Speerspitze des Genres gezählt.

Dennoch: Man kann erahnen, was Kurosawa an diesem Film fand, und allein schon dafür ist er ein interessantes Stück Kinohistorie. Unser nächster Heimkino-Tipp ist derweil allein schon aufgrund seines immensen Erfolgs bemerkenswert...

Mehr als 11 Millionen (!) Kinobesucher: Dieser Western-Hit war in Deutschland sogar erfolgreicher als "Avatar" – jetzt erscheint er in 4K

*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren