Diesen Klassiker solltet ihr unbedingt vor "Knives Out 3" sehen: Bald feiert er endlich Blu-ray-Premiere
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Ein schauriger Schauplatz und komische Krimielemente, süffisant vereint: Der Publikumshit „Erbschaft um Mitternacht“ ist ein äußerst amüsanter Hybrid aus Gruselkino, Parodie und Krimi. Demnächst feiert er endlich HD-Premiere.

Ein weitläufiges, unheimlich-schattiges Herrenhaus, eine ebenso missgünstige wie gewissenlose Sippschaft und die brennende Frage, wer da Böses im Schilde führt: Die Grenze zwischen galant-altmodischem Schauerhaus-Grusel und Knobelkrimi nach Agatha-Christie-Art fällt zuweilen äußerst schmal aus!

Genau dies weiß auch Krimi-Superfan Rian Johnson, der bereits verraten hat, dass sich „Wake Up Dead Man“, der nächste Teil seiner „Knives Out“-Reihe, den Gothic-Wurzeln des Krimigenres widmen wird (mehr dazu hier). Die Veröffentlichung ist für den 12. Dezember 2025 vorgesehen – genug Zeit also, um einen Genre-Vorfahren des Daniel-Craig-Vehikels nachzuholen!

Denn voraussichtlich am 29. September 2025 feiert „Erbschaft um Mitternacht“ seine deutsche Blu-ray-Premiere – und somit eine Gruselkrimikomödie, die aufzeigen könnte, wo der „Knives Out“-Weg noch hinführt!

Darum geht es in "Erbschaft um Mitternacht"

Zehn Jahre nach dem Tod des wohlhabenden Exzentrikers Cyrus Norman versammelt sich seine verzweigte Verwandtschaft in seinem schaurigen, in einem Sumpf gelegenen Herrenhaus. Dort soll endlich sein Testament verlesen werden! Aber als Rechtsanwalt Crosby (George Zucco) verkündet, dass Normans Vermögen bloß an jene geht, die seinen Nachnamen tragen, ist der Frust groß: Nur seine Nichte Joyce (Paulette Goddard) erfüllt diese Bedingung. Daher sorgt die zweite Bedingung im Testament für sperrangelweit offene Ohren: Sollte Joyce innerhalb eines Monats sterben oder Zeichen von Geisteskrankheiten zeigen, wird das Erbe neu verteilt!

Wie ungünstig, dass Haushälterin Miss Lu (Gale Sondergaard) noch dazu beichtet, dass ihr Geister den baldigen Tod einer anwesenden Person angekündigt hätten. Denn ganz gleich, wie sehr der ebenso verängstigte wie scherzhafte Schauspieler Wally Campbell (Bob Hope) die Stimmung aufzulockern versucht: Nun weht ein kühler Hauch unheilvoller Erwartung durchs Gemäuer – und nicht wenige hoffen, dass er Joyce den Verstand kostet...

Von Poe über Gruselspaß und Christie zu Craig?

„Erbschaft um Mitternacht“ basiert auf John Willards Theaterstück „The Cat And The Canary“, das sich als künstlerischer Vorfahre von Agatha Christies Dauerrenner „Die Mausefalle“ bezeichnen lässt, und heutzutage oft mit immenser Ironie inszeniert wird, wenn nicht gar als ausgewachsene Gruselkomödie. Ursprünglich orientierte es sich aber an Werken wie Edgar Allan Poes atmosphärisch dichter Kurzgeschichte „Der Untergang des Hauses Usher“.

Der gefeierte Stummfilmregisseur Paul Leni, der auch das Schauer-Melodram „Der Mann, der lacht“ inszenierte, das zu den Inspirationen für den DC-Superschurken Joker zählt, verfilmte „The Cat And The Canary“ 1927 jedoch in aufwändiger Gruselfilmoptik als Komödie voller Slapstick und ironisch gebrochenen Klischees. Diese Verfilmung war in den USA ein enormer Erfolg und wurde daraufhin oft kopiert.

1939 schloss der Regisseur Elliott Nugent mit „Erbschaft um Mitternacht“ nahtlos bei Leni an und holte dessen Ansatz in die Ära süffisanter Tonfilmkomödien: Nach einem Drehbuch von Walter DeLeon und Lynn Starling machte er aus „The Cat And The Canary“ einen Film, der im Wechselschritt Gruselfilm, Krimi und Selbstparodie darstellt. Den parodistischen Ansatz verinnerlicht insbesondere Theater- und Filmstar Bob Hope, der auch folgendes Abenteuer inspirierte:

Streaming-Tipp: Ein mitreißendes Abenteuer-Spektakel von den "Fluch der Karibik"-Machern

Der für seine scharfzüngige, augenzwinkernde Art gefeierte Mime spielt eine extra für diese Verfilmung erschaffene, ihm auf den Leib geschriebene Rolle, die mit lockeren Sprüchen auf die narrativen Stellschrauben hinweist. Doch auch die Art und Weise, wie Nugent die Ereignisse inszeniert, formt das parodistische Element des Films: In einem Moment ist das verwinkelte Anwesen mit seinen erdrückenden Schatten schaurig, in der nächsten wirkt es urkomisch, wie übertrieben eine Katze kreischt oder wie cartoonesk Geheimgänge ausfallen.

Nicht zuletzt dank „Moderne Zeiten“-Star Paulette Goddard, die Komik wie im Schlaf beherrschte, es aber ebenso verstand, sich mit Genuss in verängstigte Gothic-Horror-Pose zu werfen, finden Parodie und geradlinige Schauerstimmung dann formidabel zusammen: Sie spielt die Alleinerbin, die wie der Zeichentrick-Kanarienvogel zwischen hungrigen Katzen festsitzt, glaubhaft besorgt – und dennoch mit genügend Leichtigkeit, dass wir über die boshaft-amateurhaften Bemühungen der sie beneidenden Restverwandtschaft lauthals lachen können.

Echte Krimispannung und prägnant eingesetzte Ironie: Die „Knives Out“-Formel halt, nur viele Jahrzehnte früher! Und wenn ihr eurem Heimkino auch einen aktuelleren Film als „Erbschaft um Mitternacht“ einverleiben möchtet, trifft vielleicht dieser Titel euren Nerv:

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