"Ladet mich nie wieder ein": Darum hat Clint Eastwood 20 Jahre lang die Oscar-Verleihung boykottiert
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

1993 gewann Clint Eastwood für „Erbarmungslos“ seinen ersten Oscar als Bester Regisseur. Vorher blieb er dem wohl wichtigsten Filmpreis aber zwei Jahrzehnte lang fern. Seine Gründe erfahrt ihr hier!

Warner Bros.

Wie wir bereits in einem anderen Artikel festgehalten haben, wurde Richard Gere mit einem Oscar-Verbot belegt und durfte 20 Jahre lang nicht an der Verleihung teilnehmen. Auch Clint Eastwood blieb dem wohl wichtigsten Filmpreis der Welt für ganze zwei Dekaden fern – allerdings vollkommen freiwillig!

Es ist unglaubliche 70 (!) Jahre her, dass Eastwood erstmals vor die Kamera trat. In den 1960er-Jahren hatte er dank Sergio Leones legendärer Dollar-Trilogie seinen Durchbruch als Schauspieler, bevor er Anfang der 1970er mit dem Psychothriller „Sadistico“ eine nicht minder erfolgreiche Regie-Karriere startete.

Doch es sollte bis zum Jahr 1993 dauern, bis der heute 95-Jährige seinen ersten Oscar in den Händen halten durfte – als Regisseur des Spätwesterns „Erbarmungslos“, der darüber hinaus noch drei weitere Goldstatuen absahnte, darunter als Bester Film. 2005 konnte er dieses Kunststück mit dem Sportdrama „Million Dollar Baby“ wiederholen: Erneut ging ein von Eastwood inszenierter Film mit vier Gewinnen (auch hier u. a. Bester Film und Beste Regie) als großer Sieger aus der Oscar-Zeremonie hervor.

Doch bis dahin hatte die lebende Hollywood-Legende ein eher gespaltenes Verhältnis zur Academy – die ihn und seine Filme über mehrere Jahrzehnte hinweg geflissentlich ignorierte. 1973 nahm er zum vorerst letzten Mal an der Oscar-Verleihung teil, als er gebeten wurde, den Preis für den Besten Film zu überreichen (der im besagten Jahr übrigens an „Der Pate“ ging!) – als Ersatz für Charlton Heston, der im Stau feststeckte. Eastwood erinnerte sich später wie folgt an den Abend (via Cinephilia And Beyond):

„[Drehbuchautor] Howard Koch sagte: ‚Hier ist das Skript.‘ Es war eine Parodie auf Moses, ‚Die zehn Gebote‘ [Anm.: Heston spielte in dem gleichnamigen Monumentalfilm die Hauptrolle des besagten Propheten], ‚Du sollst dies nicht, du sollst das nicht‘, aber alles bezogen auf Filme. Schlechtes Material, selbst für Moses. Ich sagte: ‚Das ist doch ein Witz. Ladet mich nie wieder ein.‘ [Koch fragte mich] ‚Kommst du zurück, wenn du nominiert wirst?‘ – ‚Ja, das mach ich.‘ Und Koch sagte: ‚Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen.‘“

Eastwood entschied sich übrigens gegen die Zeilen, die offensichtlich nicht für ihn bestimmt waren – was er stattdessen sagte, könnt ihr euch hier in voller Länge ansehen:

Eastwood hielt sein Versprechen. Gerade mal zwei seiner Filme wurden in den darauffolgenden 20 Jahren für einen Oscar nominiert, wobei aber keine der Nominierungen an den „Dirty Harry“-Star selbst ging: Für „Der Texaner“ (1976) konnte Filmkomponist Jerry Fielding auf eine der begehrten Goldstatuen hoffen, während „Bird“ (1988) sogar einen Oscar einheimste – allerdings nur in der Nebenkategorie Bester Sound. Eastwood saß in beiden Fällen nicht im Publikum.

Erst die Nominierungen für „Erbarmungslos“ bewegten ihn dazu, über seinen Schatten zu springen – obwohl sich selbst in seinem bis dahin größten Triumph noch eine kleine Niederlage versteckte: Denn für das Western-Meisterwerk erhielt Eastwood auch seine erste Oscar-Nominierung als Schauspieler – musste sich aber Al Pacino („Der Duft der Frauen“) geschlagen geben! Für „Million Dollar Baby“ wurde Clint Eastwood dann erneut als Bester Hauptdarsteller nominiert, zog aber gegen Jamie Foxx, der für „Ray“ ausgezeichnet wurde, den Kürzeren.

Auch Denzel Washington steht übrigens mit den Oscars auf Kriegsfuß. Warum er seit mittlerweile 25 Jahren keinen Gebrauch mehr von seinem Stimmrecht als Academy-Mitglied macht, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

"Sie ignorieren mich, ich ignoriere sie": Deshalb stimmt Denzel Washington seit 25 Jahren nicht mehr für die Oscars ab

Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits zuvor auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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