
Sein Name mag vielen Filmfans kaum so geläufig sein wie der von Al Pacino, Robert De Niro und vielen anderen Schauspielern, deren Karrieren in den 1970er-Jahren ins Rollen kamen. Dabei war sein Wirken in Hollywood tragischerweise nicht nur kurz – sondern auch überaus eindrucksvoll. Die Rede ist von John Cazale, der 1978 im Alter von nur 42 Jahren an den Folgen einer Knochenkrebserkrankung verstarb und bis dahin lediglich fünf Filme realisieren konnte. Allerdings handelt es sich bei jedem davon um einen Klassiker – und drei konnten sogar den Oscar als Bester Film einsacken.
John Cazale hat in fünf Meisterwerken in Folge mitgespielt
Bevor er den Sprung auf die große Leinwand schaffte, machte sich Cazale zunächst auf den Theaterbühnen New Yorks einen Namen. Dort traf er auch erstmals auf den jungen Al Pacino, der nicht nur ein enger Freund, sondern auch ein langjähriger künstlerischer Weggefährte werden sollte.
Schon seine erste Kinorolle spielte Cazale an der Seite des späteren Oscar-Gewinners („Der Duft der Frauen“): Als Francis Ford Coppola im Jahr 1972 nach einem Schauspieler für den Part des Fredo Corleone in „Der Pate“ suchte, empfahl Casting-Direktor Fred Roos den noch unbekannten Cazale – der prompt den Zuschlag bekam und direkt mit seinem Leinwanddebüt einen bleibenden Eindruck hinterließ. Coppolas Meisterwerk wurde schließlich nicht nur mit drei Oscars ausgezeichnet (u.a. Bester Film), sondern auch von der FILMSTARTS-Community zum besten Film aller Zeiten gewählt.

Coppola war so beeindruckt von Cazales Können, dass er den gefeierten Charakterdarsteller auch für sein nächstes Projekt verpflichtete: „Der Dialog“ (1974). In dem Paranoia-Thriller spielte Cazale den Kollegen des von Gene Hackman verkörperten Überwachungsprofis Harry Caul. Der Film mag nie ganz den Bekanntheitsgrad von „Der Pate“ & Co. erreicht haben, doch für viele gilt er als eine von Coppolas besten Regiearbeiten – so gewann er die Goldene Palme in Cannes und erhielt 4,5 Sterne in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik.

Noch im selben Jahr nahm Cazale seine Rolle des Fredo Corleone wieder auf: für „Der Pate II“, der erneut mit dem Haupt-Oscar sowie fünf weiteren Goldjungen prämiert wurde. Laut den Bewertungen der FILMSTARTS-User handelt es sich bei dem Epos um die beste Fortsetzung aller Zeiten.
Auch 1975 stand Cazale neben Al Pacino vor der Kamera, diesmal unter der Regie von Sidney Lumet. Inspiriert von einem wahren Banküberfall in Brooklyn, sind die beiden Schauspiel-Schwergewichte in „Hundstage“ als ungleiches Räuberduo zu sehen – Pacino als so charismatischer wie überforderter Anführer, Cazale als sein schweigsamer, nervöser Komplize. Letzterer erhielt für seine Leistung eine Golden-Globe-Nominierung als Bester Nebendarsteller. Der Film selbst wurde für sechs Oscars nominiert (eine Statue gewann er für das Beste Originaldrehbuch), von uns gab es für das kammerspielartige Thrillerdrama die seltene Höchstwertung von 5 Sternen.

Drei Jahre später folgte dann auch schon seine letzte Rolle – in einem Film, der sich erneut als großer Wurf erwies: „Die durch die Hölle gehen“ von Michael Cimino. In dem intensiven Vietnamkriegs-Drama spielte Cazale an der Seite von Robert De Niro, Christopher Walken sowie seiner damaligen Partnerin Meryl Streep. Auch „The Deer Hunter“ (so der englische Originaltitel) erwies sich dabei als großer Oscar-Abräumer – unter den insgesamt fünf Awards (bei neun Nominierungen) befand sich dabei auch eine Trophäe als Bester Film.

Cazale konnte also zum fünften Mal in einem Meisterwerk glänzen. Was viele allerdings nicht wussten: Bereits während der Dreharbeiten war er schwer erkrankt – und fast wäre er deshalb sogar vom Studio ersetzt worden. Doch sowohl De Niro als auch Streep setzten sich mit aller Kraft für ihn ein, wobei sich De Niro sogar dazu bereiterklärte, persönlich für die Versicherungskosten aufzukommen. Cazale verstarb am 12. März 1978 – noch vor dem Kinostart von „Die durch die Hölle gehen“.
John Cazale hat also aus traurigen Gründen eine absolut perfekte Karriere hingelegt – mit fünf Filmen, die allesamt Kinogeschichte geschrieben haben. Sehr wahrscheinlich wären in den darauffolgenden Jahren noch Werke mit weniger Durchschlagskraft dazugekommen – zugleich hätte Cazale aber eine realistische Chance gehabt, doch noch zu den ganz Großen aufzusteigen und heute in einem Atemzug mit Kollegen wie Pacino und De Niro genannt zu werden. Pacino sagte später über seinen Freund (via AlloCiné): „Ich habe von John mehr über Schauspielerei gelernt als von jedem anderen. Er war der beste Schauspieler, mit dem ich je gearbeitet habe.“
Und das, obwohl ihn auch mit De Niro eine tiefe Freundschaft verbindet und er mehrere Filme mit ihm gedreht hat – übrigens nicht nur Meilensteine wie „Heat“, sondern auch einen Thriller, den später beide bereut haben. Mehr dazu lest ihr im nachfolgenden Artikel:
Diesen Thriller mit Al Pacino bereut Robert De Niro bis heute: "Das nächste Mal machen wir einen Film, den wir mögen"Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer französischen Schwesternseite AlloCiné erschienen.