
Der Boxsport ist aus dem Kino nicht wegzudenken: Filme wie „Rocky“ und „Wie ein wilder Stier“ sind gefeierte Klassiker, die dramatische Underdog-Geschichten mit aufregenden Sportsequenzen vereinen. Wer diese Boxfilme liebt, sollte sich unbedingt einen Genrevertreter anschauen, der nicht bloß mit einem legendären Hollywood-Star aufwartet, sondern zudem deutliche Film-noir-Einflüsse aufweist.
Daher bietet „Sein großer Kampf“ schroffe Charakterköpfe, darunter eine fatal-verführerische Frauenfigur sowie einen leidgeplagten, grob unterschätzten Protagonisten, und markante, bewusst bedrückende Schwarz-Weiß-Fotografie. Im deutschen Kino wurde der Film mit „Manche mögen's heiß“-Star Tony Curtis nur geschnitten gezeigt, doch diese Woche ist „Sein großer Kampf“ erstmals ungekürzt im hiesigen Heimkino auf DVD und Blu-ray erschienen:
Wer eine Schwäche für Sondereditionen hat, kann zum auf 500 Exemplare limitierten 2-Disc-Mediabook* greifen, das den Film auf DVD sowie Blu-ray enthält und mit einem Booklet ausgestattet ist.
Darum geht es in "Sein großer Kampf"
Der gehörlose Paul Callan (Tony Curtis) ist ein talentierter Boxer, der noch etwas Feinschliff und die richtigen Leute um sich herum benötigt, um es zu Größerem zu bringen. Als der Boxmanager Jack Richardson alias „Pop“ (Wallace Ford) ihn entdeckt, scheint Paul das große Los gezogen zu haben. Doch gleichzeitig lernt der Boxer die sportbegeisterte Sonya Bartow (Jan Sterling) kennen, die sich als Fan zu verstehen gibt, aber eiskalt und manipulativ ist.
Während sie ihm die große Liebe vorgaukelt, wartet sie darauf, möglichst viel Geld aus Paul zu quetschen. Ihre ständigen Forderungen zehren an ihm, noch mehr beeinflusst ihn Sonyas passiv-aggressive, herablässige Art, mit seiner Gehörlosigkeit umzugehen. Mit Pauls wachsendem Ruhm blicken jedoch auch die Medien verstärkt auf ihn, darunter die ebenso schöne wie gutherzige Zeitungsreporterin Ann Hollis (Mona Freeman), die Zeichensprache beherrscht...
Toll besetztes Sportdrama mit Film-noir-Einschlag
Gegen Ende schlägt der bittersüße Film-noir-/Boxdrama-Mix zwar Kapriolen, die nicht unmöglich, wohl aber unwahrscheinlich sind. Doch größtenteils geht er für einen Film aus dem Jahr 1952 erstaunlich nuanciert und feinfühlig mit dem Thema Gehörlosigkeit um, weshalb er ein gutes, zur Diskussion anregendes Doppel mit dem Drummer-Drama „Sound Of Metal“ von 2019 abgeben würde.
Denn nicht zuletzt dank der einfühlsamen, eine in sich gekehrte, scheue Stärke ausdrückenden Performance von Tony Curtis bleibt der Sportfilm als respektvoll und nachdenklich in Erinnerung: Paul ist eine facettenreiche Persönlichkeit, die aufgrund von Vorurteilen konstant unterschätzt wird, aber ihr Bestes tut, sich zu behaupten – was, von weiteren Umständen beeinflusst, mal mehr gelingt und mal weniger. Und im Ring lässt Curtis glaubhaft seinen hübschen Anschein verschwinden, um mit Wucht und Frust auszuteilen.
Sterling versteht es wiederum, die Rolle der intriganten, grantelnden Sonya so anzulegen, dass man sie liebend gern verachtet, ohne dass sie zu einem misogynen Stereotyp wird. Und Mona Freeman, die während ihres Karrierehochs quasi auf herzensgute Nebenfiguren abonniert war, erhält die Gelegenheit, mehr aus ihrem Part zu formen als das freundliche Mädel von nebenan: Sie ist eine ans Menschliche glaubende, fähige Reporterin, die ihre guten Manieren mit Eifer aufgibt, wenn in ihrer Nähe die Grenzen des guten Umgangstons überschritten werden. Und auch in zweisamen Momenten ist sie längst nicht so brav, wie sie sich in Gesellschaft verkauft.

Ein unbekanntes Boxfilm-Meisterwerk ist „Sein großer Kampf“ trotzdem nicht: Zwar ist Hans J. Salters Musik effektiv und die Bildsprache des Kameramanns Irving Glassberg kreiert eine die Tonalität des Films wirksam unterstreichende Atmosphäre. Doch wie Curtis retrospektiv festhalten sollte: Regisseur Joseph Pevney geht weitestgehend routiniert vor, statt den Stoff durch eine größere künstlerische Ambition aufzuwerten.
Somit ist „Sein großer Kampf“ viel mehr als (zu Unrecht) übersehenes Genre-Kleinod zu verstehen: An Boxdramen desinteressierte Filmfans werden durch diesen Genrevertreter wohl kaum bekehrt, doch wer den einen oder anderen Boxfilm ins Herz geschlossen hat, sollte ihn sich nicht länger entgehen lassen – und Curtis-Fans sollten selbstredend ebenso zuschlagen!
Fans von Tony Curtis sollten auch den folgenden Heimkino-Tipp auf dem Zettel haben, genauso wie Filmbegeisterte mit einer Begeisterung für Vintage-Boliden und PS-starkes Chaos!
Motorsport-Spektakel neu im Heimkino: Dieser Abenteuer-Klassiker ist eine völlig irre Ergänzung zu "F1"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.