4,9 von 5 Sternen: Auf Netflix ist gerade einer der besten Action-Filme des Jahres gestartet – und keiner hat es mitbekommen
Björn Becher
Björn Becher
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Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

Manchmal versaut es Netflix auch selbst, denn bei dem Streamingdienst ist gerade ein Action-Kracher gestartet, der weltweit Begeisterung entfachen könnte. Doch leider versteckt man ihn so, dass es kaum jemand mitbekommt.

Wenn man sich die von Netflix selbst veröffentlichten Rangliste der meistgeschauten Titel auf dem Streamingdienst anschaut, findet man auch „Blood Brothers: Fury Of The Dragon“. Der Actionfilm, auch bekannt als „Blood Brothers: Bara Naga“, war in seiner ersten kompletten Woche nach Start (in dem Zeitraum vom 11. bis 17. August) sogar der weltweit meistgeschaute nicht-englischsprachige Film auf dem Streamingdienst. Allerdings liegt das nicht daran, dass der Actioner besonders erfolgreich war. In dieser Woche reichten gerade einmal zwei Millionen Views für den globalen Spitzenplatz – und diese sammelte „Blood Brothers“ wohl fast ausschließlich in neun Ländern in Afrika und Asien. Denn laut Auskunft von Netflix war der Film nur in diesen Ländern in den Top-10.

Darunter ist das Produktionsland des harten Actioner-Knallers Malaysia. Hier stand der Film sogar auf dem ersten Platz der gesamten Netflix-Charts. Davor war er dort bereits ein riesiger Kino-Erfolg. Doch im überwiegenden Rest der Welt scheint Netflix den Film zu verstecken. In Deutschland ist er sogar nur mit einem Trick zu finden. Denn wer in seinem Account nach „Blood Brothers: Fury Of The Dragon“ oder „Blood Brothers: Bara Naga“ sucht, findet den Titel überhaupt nicht, wenn das Profil auf deutsche Sprache eingestellt. Erst ein Wechsel des gesamten Profils auf Englisch sorgt für ein Suchergebnis.

Dabei lohnt sich das Anschauen. Denn „Blood Brothers: Fury Of The Dragon“ ist einer der besten Actionfilme des Jahres 2025 und das nicht nur nach Meinung des Autors dieser Zeilen. Schaut man sich die weltweit von Google erfassten Bewertungen für den Film an, kommt er dabei auf eine herausragende Durchschnittsbewertung von 4,9 von maximal möglichen 5 Sternen. Das Werk ist zudem ein perfekter Einstieg in das zuletzt im Aufschwung befindliche und an Popularität gewinnende Action-Kino aus Malaysia.

Darum geht es in "Blood Brothers: Fury Of The Dragon"

Die einzige Hürde, die ihr überkommen müsst, ist der Umstand, dass Netflix nicht nur auf eine deutsche Synchronisation, sondern sogar auf deutsche Untertitel verzichtet hat. Ihr müsst den Film also in der Originalversion mit englischen Untertiteln schauen.

Geboten bekommt ihr eine Story, die sicher nicht innovativ ist und hauptsächlich als Mittel zum Zweck dient, was aber keineswegs negativ ist. Denn teilweise gibt es gerade aus dem ostasiatischen Raum auch etwas zu komplexe und verworrene Storys, bei denen man das Gefühl hat, ohne kulturelles Hintergrundwissen ein paar Aspekte nicht zu erfassen. Das ist bei der geradlinigen Handlung von „Blood Brothers: Fury Of The Dragon“, die mit der richtigen Menge an Twists das Geschehen vorantreibt, nicht der Fall.

Im Mittelpunkt stehen die titelgebenden Blutsbrüder. Der Hüne Ghaz (Sharnaaz Ahmad) und der etwas jüngere Ariff (Syafiq Kyle) haben sich zusammen aus den Slums und zerrütteten Familien nach oben gearbeitet. Nun sind sie Elite-Leibwächter in der Bodyguard-Organisation des einflussreichen Dato Zul (Wan Hanafi Su), der mächtige Verbrecherbosse beschützt. Für Ghaz steht sogar der nächste Aufstieg an. Er wird Dato Zuls Tochter Sheila (Amelia Henderson) heiraten und soll die Nachfolge des kranken Patrons übernehmen. Doch ausgerechnet in der Hochzeitsnacht stirbt Sheila – und alle Indizien sprechen dafür, dass der sie heimlich mit Medikamenten gegen ihre mentalen Probleme versorgende Ariff die Schuld dafür trägt. Rasend vor Wut will Ghaz blutige Rache und hat kein Ohr für die verzweifelten Unschuldsbeteuerungen seines besten Freundes...

So inszeniert man Action

Das Regie-Duo Syafiq Yusof und Abhilash Chandra wurde bei der Umsetzung von „Blood Brothers“ von einem der in der Szene gerade angesagtesten Stunt-Teams unterstützt: Defenderz aus Malaysia sorgt mit ihren aufwändigen, in langen Einstellungen gefilmten Sequenzen für Aufsehen und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie die erste Hollywood-Großproduktion an Bord holt. Dieser Film ist die perfekte Visitenkarte dafür.

Schließlich gibt es eine ungemeine Bandbreite bei den Actionszenen. Es wird geballert und gerade im Finale explodiert auch sehr, sehr viel. Doch die größte Stärke sind natürlich die intensiven Nahkämpfe mit Fäusten, Messern und Macheten. Viel intensiver als in diesem Film kann man diese nicht inszenieren. Hier fehlen Wackelkamera und schnelle Schnitte, die man nutzen kam, um mit Doubles und vor dem Einschlag gestoppten Schlägen zu tricksen. Stattdessen wird die Kamera so eingesetzt, dass das Publikum nicht nur immer die Überschicht behält, sondern förmlich die Wirkung jedes Körpertreffers spürt. Man ist jederzeit mittendrin in der Action, was für ein fesselndes Erlebnis sorgt.

Die beiden Blutsbrüder sind eigentlich ein verschworenes Duo - doch dann werden sie zu Feinden. Netflix
Die beiden Blutsbrüder sind eigentlich ein verschworenes Duo - doch dann werden sie zu Feinden.

Die Hauptdarsteller unterliefen ein hartes Training, um einen Großteil ihrer Szenen selbst zu machen. Dabei beeindrucken beide. Sharnaaz Ahmad ist eine Dampfwalze, die mit brachialer Kraft, reihenweise die Gegner aus dem Weg schleudert. Der wendige Syafiq Kyle liefert sich derweil flinke Martial-Arts-Kämpfe, bei denen man mehrfach nicht aus dem Staunen herauskommt.

Dazu vermeidet es, die Verantwortlichen, in die Falle zu toppen, dass die Action irgendwann redundant wird. Es gibt immer wieder eine neue Idee, ein neuer Ansatz. Die entschleunigenden Zwischenmomente sind gut gesetzt. Ariffs bald in das Geschehen involvierter, leiblicher Bruder, der sich als Betrüger und Detektiv durchs Leben schlagende Jaki (Syazwan Zulkifli), sorgt für etwas Komik. Die dramatischen Passagen um Freundschaft, Familie und Ehre liefern einen nötigen emotionalen Unterbau.

Man muss gar nicht „Squid Game“ erwähnen, um festzustellen, dass es gerade Netflix immer wieder geschafft hat, Titeln aus allen Ecken der Welt unabhängig von ihrer Sprache und ihrem kulturellen Hintergrund einem globalen Publikum anzudienen. Deswegen ist es so schade, dass bei „Blood Brothers: Fury Of The Dragon“ darauf verzichtet wurde. Daher ist unsere Empfehlung. Grabt die Action-Perle selbst aus. Genre-Fans, die auf harte, unmittelbare und stark gefilmte Kämpfe auf den Spuren von Filmen wie „The Raid“, „The Night Comes For Us“ und Co. stehen, werden großen Spaß damit haben. Und noch ein Hinweis: Lasst den Stream beim Abspann laufen, es folgt noch eine Mid-Credit-Szene, die eine Fortsetzung anteasert.

Eine ganz andere Netflix-Empfehlung haben wir derweil im folgenden Artikel für euch:

Netflix-Tipp für alle, die nicht genug von "Fall For Me" kriegen können: Schaut euch unbedingt diese Bestseller-Verfilmung mit Svenja Jung an!

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