Final Destination 6: Bloodlines
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Final Destination 6: Bloodlines

Der beste "Final Destination"-Film seit dem Original!

Von Christoph Petersen

Woran erkennt man sofort, ob jemand die „Final Destination“-Filme gesehen hat oder nicht? Daran, ob er augenblicklich die Spur wechselt, sobald ein mit Baumstämmen beladener Lastwagen vor ihm fährt!

Eine plötzliche Vorahnung verhindert eine massive Katastrophe mit zahlreichen Todesfällen, darunter einen Flugzeugabsturz, eine Autobahn-Massenkarambolage, eine Achterbahn-Entgleisung, einen NASCAR-Höllencrash oder einen Brückeneinsturz. Aber wer dem Tod auf diese Weise von der Schippe springt, muss damit rechnen, dass dieser das nicht einfach so auf sich sitzen lässt – und stattdessen mit den wohl bizarr-skurrilsten Unfällen der Kinogeschichte zurückschlägt. Das Grundkonzept der „Final Destination“-Reihe ist ebenso simpel wie genial – und so ist es kein Wunder, dass zwischen 2000 und 2011 gleich fünf Teile in relativ enger Taktung entstanden. Als in „Final Destination 5“ die neue Mechanik hinzukam, dass man sich auch als ungeplant Überlebende*r extra Lebensjahre einfach hinzumorden kann, war jedoch irgendwie klar, dass die Luft erst mal raus ist.

Aber nach 14 Jahren Pause hatte ich richtig Bock auf mehr „Final Destination“ – und mit diesem Gefühl war ich offenbar alles andere als allein, wenn man bedenkt, dass der erste Trailer zu „Final Destination 6: Bloodlines“ mehr als 178 Millionen Mal allein in den ersten 24 Stunden abgerufen wurde (der nach „ES“ zweitbeste Wert für einen Horrorfilm überhaupt). Auch bei den Macher*innen scheint sich in der langen Wartezeit eine Menge angestaut zu haben – und zwar gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen fallen die abgefahrenen Todesszenen diesmal sogar noch spektakulärer, splattriger und schmerzhafter aus – und machen so schlicht und einfach verdammt viel Laune! Zum anderen wird aber auch in Sachen Mythologie noch mal einer (zu viel) draufgesetzt, weshalb der sechste Teil nun als mit Abstand längster Teil der Reihe in die Kinos kommt.

„Final Destination: Bloodlines“ beginnt besonders spektakulär! Warner Bros
„Final Destination: Bloodlines“ beginnt besonders spektakulär!

Die Noten der College-Studentin Stefani Reyes (Kaitlyn Santa Juana) werden immer schlechter, seit sie jede Nacht davon träumt, wie ihre Großmutter Iris (Brec Bassinger) im Jahr 1969 bei einem Skytower-Zusammensturz mitsamt Dutzenden anderen Gästen auf brutalste Art und Weise ums Leben kommt. Dabei hat diese Katastrophe in der Realität niemals stattgefunden. Trotzdem stellt Julia Nachforschungen an, die beim Rest ihrer Familie allerdings gar nicht gut ankommen. Schließlich gilt die liebe Omi als ausgemachte Irre, die ihren eigenen Kindern das Leben mit ihrer ständigen Angst vor der Rache des Todes zur Hölle gemacht und sich inzwischen in einer regelrechten Trutzburg verschanzt hat.

Iris (jetzt: Gabrielle Rose) ist schließlich der festen Überzeugung, dass der Tod seit Jahrzehnten nicht nur daran arbeitet, all die Überlebenden von damals schön der Reihe nach abzuräumen – sondern dazu auch gleich noch ihre ganzen Familien, die es ja ohne ihre Vorahnung damals auch nie gegeben hätte. Inzwischen sind nur noch Iris und ihre Nachfahren übrig – nur glaubt ihr das natürlich niemand. Zumindest nicht, bis sich die tödlichen Unfälle häufen – und zwar genau in der Reihenfolge, wie Iris und die als erstes überzeugte Stefani vorhergesagt haben…

Sowas passiert sonst nur dem Road Runner

Was die obligatorische Eröffnungskatastrophe angeht, wird niemals mehr etwas an den Unfall in „Final Destination 2“ herankommen (das wissen übrigens auch die „Bloodlines“-Macher selbst, weshalb sie mit einer wunderbar-fiesen Schlusspointe noch mal auf diesen Umstand anspielen). Trotzdem macht der Retro-Abstecher zum fiktionalen Skyview Tower unfassbar Laune. Nicht nur ist das luftige Inferno überzeugend spektakulär in Szene gesetzt, es wird auch direkt deutlich, dass „Bloodlines“ vor keinem noch so fiesen (Gore-)Gag zurückschreckt: Wenn die herabstürzenden Restaurantgäste im Hintergrund beim Aufschlagen in einem Wasserbecken zerplatzen, hört ein unbehelligter Valet im Vordergrund ausgerechnet den 1969-Hitsong Raindrops Keep Fallin' On My Head – und der ebenfalls herabstürzende Konzertflügel zermatscht sicherlich nicht den Falschen, da erinnert „Bloodlines“ fast schon an die Realfilmversion eines Road-Runner-Cartoons.

Die „Freaks“-Regisseure Zach Lipovsky und Adam B. Stein haben den „Bloodlines“-Job auch deshalb bekommen, weil sie ihr Zoom-Vorsprechen mit einem vorab vorbereiteten Freak Accident à la „Final Destination“ beendet haben. Die beiden sind eben selbst echte Fans – und das merkt man dem Ergebnis auch an: Egal ob Gartenparty, Tattoostudio oder eine vorbeifahrende Müllabfuhr, „Bloodlines“ übertrifft sich ständig selbst, was ausklügelte Unfallverkettungen und überbordenden Gore angeht. Fast noch cleverer ist aber, wie das Duo ständig mit den Erwartungen des Publikums spielt (und diese auch bewusst enttäuscht, nur um dann irgendwann doppelt und dreifach doch noch abzuliefern): Wird man etwa im Tattoo-Salon noch enttäuscht, was das Ausnutzen der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der Piercings von Stefanis Cousin Erik (Richard Harmon) angeht, kehrt „Bloodlines“ einfach 45 Minuten später noch mal zu dieser Gore-Goldgrube zurück – und übertrifft dann wirklich alle Erwartungen!

Es wird kompliziert: Tod hat diesmal eine besonders lange Liste abzuarbeiten, um wieder alles ins Lot zu bringen… Warner Bros
Es wird kompliziert: Tod hat diesmal eine besonders lange Liste abzuarbeiten, um wieder alles ins Lot zu bringen…

Statt eines Freundeskreises diesmal gleich mehrere Generationen einer Familie als potenzielle Opfer auszuwählen, ist durchaus eine nette Abwechslung – und auch die abermalige Rückkehr des Franchise-Fanfavoriten William Bludworth macht Freude, zumal die Horror-Ikone Tony Todd („Candyman“) hier in seinem letzten Auftritt vor seinem tatsächlichen Tod im Jahr 2024 zu sehen ist. Aber man darf eben auch nicht vergessen, warum (die meisten) sich einen „Final Destination“-Film ansehen – und da steht eine weitverzweigte Mythologie wohl eher nicht an erster Stelle. Zumal die Figur der einsiedlerischen, sich in ihrer Hütte verschanzenden, als einzige ständig an die Gefahr mahnenden Iris doch schon SEHR an die Figur von Jamie Lee Curtis in der neuen „Halloween“-Trilogie erinnert.

Wobei einem die Protagonist*innen diesmal tatsächlich nicht ganz so sehr am Allerwertesten vorbeigehen wie in den ersten vier Sequels. Mit dem Date im Skyview Tower startet „Bloodlines“ sogar erstaunlich romantisch, so richtig mit Herz, bevor dann das blutige Gematsche losgeht…

Fazit: „Bloodlines“ liefert genau dort ab, worauf es bei einem „Final Destination“-Film ankommt! Ein großer, grotesker Spaß voll abgefahren-cleverer, saumäßig-fieser Todesszenen. Leichte Abzüge in der B-Note gibt es allenfalls für die (zu) ausufernde Mythologie.

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