Van Damme pflügt durch die Beete und die Gegner
Von Lutz GranertNachdem er sich zuvor jahrelang vor allem durch Billig-Produktionen wie „Tötet sie!“ prügelte, erreichte Jean-Claude Van Damme 2021 mal wieder ein breites Publikum: In der Netflix-Produktion „The Last Mercenary“ bewies der einstige Martial-Arts-Superstar mit Anspielungen auf frühere Hits – etwa die berühmte Spagat-Szene aus „Bloodsport“ – nicht nur Mut zur Selbstironie, sondern auch, dass er für sein fortgeschrittenes Actionstar-Alter immer noch ziemlich fit und wendig ist.
Auf dem Regiestuhl saß damals David Charhon, der auch am Drehbuch mitschrieb – und nun in denselben Funktionen eine weitere Zusammenarbeit ablieferte, die in dieselbe Kerbe schlägt. In alberne Verkleidungen oder unter lächerliche Perücken musste sich Van Damme dieses Mal zwar nicht zwängen, dafür fällt die Action-Komödie „Mission: Gardener – Der grüne Daumen der Rache“ spürbar blutiger aus. Die (Saat-)Mischung aus handfester Action und albernen Witzeleien trägt allerdings nur teilweise wirklich witzige Früchte.
Der hochrangige Staatssekretär Serge Shuster (Michaël Youn) ist beim französischen Premierminister in Ungnade gefallen. Also landet sein Name neben vier anderen Regierungsbeamten auf einer Todesliste. Eine Spezialeinheit unter Leitung des groben Phoebus (Jérôme Le Banner) stürmt daraufhin Shusters riesiges Anwesen und betäubt zunächst Angestellte und Familienmitglieder, um hinterher mit einem Brand alle Spuren zu verwischen. Aber der Überfall ruft Shusters geheimnisvollen Gärtner Leo (Jean-Claude Van Damme) auf den Plan: Als ehemaliger Elitesoldat verteidigt er seinen Chef – und bietet den martialischen Eindringlingen mit Gartenkralle, Heugabel, Spaten und Rosenschere Paroli…
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Wenn sich Leo in einer mit vielen Nahaufnahmen von gespannten Muskeln und Sehnen gespickten Montage mit allerlei Gartengeräten für den bevorstehenden Kampf wappnet, weckt das natürlich sofort Assoziationen an eine ähnlich geschnittene Szene in „Rambo II – Der Auftrag“, wenn sich Sylvester Stallone für seinen Einsatz im Dschungel rüstet. Einmal rühmt sich Serge an der Seite seines Beschützers auch damit, sieben Jahre lang Karate trainiert zu haben – während Van Damme schon während seiner Jugend den schwarzen Gürtel trug. Derartiges pointiertes Augenzwinkern genießt in „Mission: Gardener – Der grüne Daumen der Rache“ allerdings Seltenheitswert, da sonst kotzende Babys oder eine alte Wehrmachtsuniform im geheimen Keller für eher flache Gags herhalten müssen.
Da sind die zuweilen etwas ausufernden Quasi-Monologe von Serge schon witziger, die voller Süffisanz die Kompetenzen des Beschützers mit dem grünen Daumen anzweifeln. Dem auf überdrehte Komödien spezialisierten Michaël Youn („Divorce Club“) gelingt damit eine zuweilen etwas enervierende, aber gelungene Großkotz-Politiker-Parodie. Jean-Claude Van Damme kommen als wortkargem und naturverbundenem Haudegen jedoch die meisten Sympathien zu, wenn er pragmatisch aus Stofffetzen eine improvisierte Windel bastelt und in einer ungeahnt bewegenden Szene über das Schicksal seiner Film-Mutter – ähnlich wie in seinem Seelen-Striptease in „JCVD“ – eben doch vorhandenes schauspielerisches Talent unter Beweis stellt.
Dabei ist dem recht substanzlosen und oft albernen Szenario immer wieder eine durchaus grimmige und düstere Seite anzumerken, die sich auch in recht deftig geratenen Prügelszenen ausdrückt. Das farbenfrohe Blumenmeer der arg künstlich anmutenden Garten-Kulisse mit Green-Screen-Hintergründen wird so kontrastiert von dem übertrieben brachialen Einsatz diverser Gartenwerkzeuge in ziemlich kurzen Scharmützeln, bei denen zu einigen knackigen Sprüchen das (Kunst-)Blut nur so spritzt.
Bleiben die Actionszenen in ihrer Länge allgemein sehr überschaubar, so sticht das arg kurze Finalduell besonders negativ heraus. Vielleicht ist dieser Vergleich etwas unfair, aber in ähnlicher Figurenkonstellation war der stilisierte Endkampf bei „Universal Soldier“ (1992) noch ein echter Augenschmaus. In „Mission: Gardener“ hingegen geht ein besonders hoher Kick von Van Damme im Schnittgewitter regelrecht unter.
Fazit: Jean-Claude Van Damme bietet Albernheiten und spritzendes Kunstblut en masse! Trotz phasenweise launiger Unterhaltung hätte „Mission: Gardener – Der grüne Daumen der Rache“ etwas mehr Action und weniger Gequassel gutgetan.
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