150 Millionen Dollar teurer Blockbuster über Michael Jackson: Muss ein Teil des Films in die Mülltonne?
Björn Becher
Björn Becher
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Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

Einer der besonders erwarteten Filme 2025 ist „Michael“ – ein 150 Millionen Dollar teures Biopic über „King Of Pop“ Michael Jackson. Doch laut einem Medienbericht steht das eigentlich abgedrehte Werk von einem gewaltigen Problem.

Sony Pictures

„Bohemian Rhapsody“-Produzent Graham King war sicherlich überzeugt, einen neuen Hit an der Angel zu haben, als er sich daran machte, einen Film über Michael Jackson auf die Beine zu stellen. Mit Antoine Fuqua („Training Day“) als Regisseur und dem dreifach oscarnominierten John Logan („Gladiator“, „Aviator“) als Drehbuchautor versammelte er hinter der Kamera hochkarätiges Personal für „Michael“. Dazu gibt es mit Miles Teller, Colman Domingo, Nia Long, Derek Luke sowie Michael Jacksons Neffe Jaafar Jackson als King Of Pop eine illustre Besetzung. Und vor allem wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt: 150 Millionen Dollar sollte das Projekt kosten. Nun werden wohl noch einmal einige Millionen zusätzlich fällig. Denn laut Hollywood-Insider Matthew Belloni muss ein Teil des Films neu gedreht werden. Der Grund seien sehr interessante juristische Probleme.

Doch der Reihe nach: Eigentlich sollte „Michael“ bereits im April 2025 in die Kinos kommen. Im November 2024 gab es dann die überraschende Nachricht, dass der Film auf Oktober 2025 verschoben wird. Damals dachten viele, dass die Verantwortlichen einfach überzeugt sind, dass sie nicht nur einen Publikumserfolg an der Angel haben, sondern „Michael“ sogar bei den Oscars ein gewichtiges Wort mitsprechen kann. Die Verschiebung schien als dazu zu dienen, den Film besser für die Award-Saison zu platzieren. Schließlich gab es fleißig positive Mundpropaganda. Bereits im April 2024 zeigte Produzent King bei der Kinobetreiber-Messe CinemaCon Szenen, welche für Begeisterung sorgten. Und Regisseur Antoine Fuqua ging im Juli zur Comic-Con, um sein Werk zu bewerben.

Doch da ahnten sie noch nicht, dass sie angeblich jetzt Teile neu drehen müssen. Dies soll der wahre Grund für die Verschiebung sein.

Michael Jackson und die Missbrauchsvorwürfe – nun das große Problem von "Michael"

Jeder Film über Michael Jackson sieht sich mit einem Problem konfrontiert. Gegen den 2009 verstorbenen Sänger stehen massive Vorwürfe im Raum, dass er Kinder sexuell belästigt und missbraucht haben soll. Wirklich aufgeklärt werden die Fälle wohl nie. In einem Biopic könnte man sich nun einfach aus der Affäre ziehen und die ganze Sache komplett ignorieren. Bei „Michael“ entschied man sich aber wohl für einen anderen Ansatz. Laut dem mit dem Skript vertrauten Hollywood-Insider Belloni wollen die Verantwortlichen sich den Vorwürfen entgegenstellen. Michael Jackson soll als Opfer von geldgierigen Behauptungen inszeniert werden. Der Film soll aktiv versuchen, das Publikum von der Unschuld des Pop-Superstars zu überzeugen.

Eine zentrale Rolle spielen dabei die 1993 erhobenen Vorwürfe, dass Jackson den 13 Jahre alten Jordan Chandler missbraucht habe. Die Anschuldigungen sorgten damals für riesige Schlagzeilen und führten sogar zu einem Gerichtsprozess (siehe dazu auch den Dokumentarfilm „Leaving Neverland“). Am Ende zahlte Jackson der Chandler-Familie wohl 20 Millionen Dollar, um die Sache aus der Welt zu schaffen.

Laut Belloni „stellt das Drehbuch Jackson als das naive Opfer der geldgierigen Chandlers dar, deren unbegründete Anschuldigungen ihn dazu zwingen, Spott und Verfolgung zu ertragen, bis er schließlich einen Vergleich eingeht – mit zerschmettertem Willen und einer ruinierten Reputation.“ Das Problem: Die damals getroffene Vereinbarung beinhaltet wohl eine Klausel, die es Jackson und seinen Nachfahren für alle Zeit verbietet, die Chandler-Familie in Filmen oder anderen Medien zu dramatisieren. Diese Vereinbarung mache wesentliche Teile des Films rechtlich unbrauchbar, wie Belloni in seinem Newsletter Puck informiert.

Eine unangenehme Überraschung führt zu Nachdrehs

King und Fuqua arbeiteten bei der Produktion des Films eng mit dem Nachlass von Michael Jackson zusammen, sollen aber von der Existenz dieser Vereinbarung nichts gewusst haben. Ans Licht kam diese wohl im Nachgang zu einem Bericht der Financial Times. Die Zeitung veröffentlichte im September 2024 einen Artikel, in dem enthüllt wurde, dass Jacksons langjähriger Anwalt John Branca (im Film gespielt von Miles Teller) auch in den vergangenen Jahren noch Gelder zahlte, um mögliche Jackson-Opfer davon abzuhalten, an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Financial-Times-Bericht soll die Verantwortlichen hinter dem Film überrascht und aufgeschreckt haben. So wunderten sie sich, ob der Nachlass weitere unangenehme Überraschungen bereithält – und dabei wurde die zuvor wohl übersehene Klausel entdeckt.

Da die Vorwürfe Chandlers angeblich den dritten Akt des Films dominieren, sei dieser nun fast komplett unbrauchbar und müsse in die Mülltonne. Um die Probleme zu lösen, plant das Produktionsteam umfangreiche Nachdrehs. Laut Belloni haben King, Fuqua und Logan die vergangenen Wochen damit verbracht, eine Lösung zu finden. In diesen Tagen wollen sie US-Verleih Lionsgate und dem internationalen Verleih Universal ihr neues Drehbuch präsentieren. Idealerweise sollen dann im März die neuen Dreharbeiten stattfinden. Produzent King habe bereits entsprechende Studiokapazitäten gebucht. Auch Cast und Crew seien bereits informiert worden.

Eine Kostenexplosion – aber nicht für die Filmemacher

Das wird alles noch einmal eine Stange Geld kosten. Denn sollten die Berichte von Belloni stimmen, wären das keine üblichen Nachdrehs, sondern sehr umfangreiche Änderungen und womöglich viele neue Szenen. Allerdings wird für das Filmteam das Budget nicht steigen. Der Nachlass von Michael Jackson soll bereits erklärt haben, alle Nachdrehkosten zu übernehmen. Geld ist dort vorhanden. Laut Belloni soll der Nachlass in den Jahren seit dem Tod des Musikers 2009 geschätzte drei Milliarden US-Dollar generiert haben.

Trotz dieser Probleme bleibt das Produktionsteam optimistisch. Man gehe davon aus, das Oktober-Datum halten zu können und trotzdem noch einen guten Film zu haben. Hollywood-Insider Belloni berichtet zudem, dass die bisherigen Aufnahmen, die weiterhin genutzt werden können, richtig gut sein sollen. Insbesondere die musikalischen Sequenzen seien perfekt für die größten Kinoleinwände. Jaafar Jacksons Darstellung seines Onkels überzeuge ebenfalls. Er gehe davon aus, dass „Michael“ am Ende ein ähnlicher Hit wie „Bohemian Rhapsody“ werde und die mitreißende Musik all die anderen Themen verdränge.

Voraussetzung sei natürlich, dass es den Verantwortlichen gelingt, „Michael“ neu zu drehen – vielleicht ja doch mit einem Ansatz, der all die Vorwürfe einfach ignoriert und sich nicht bemüht, alle Welt zu überzeugen, dass der Musiker ein unschuldiges Opfer war. Bei den sicherlich in die Kinos strömenden, ihr Idol unnachgiebig verteidigenden Fans der Pop-Legende ist das schließlich ohnehin nicht nötig...

Was ihr schon dieses Wochenende im Kino sehen könnt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

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