Im Rahmen der Initiative „Deutsches Kino ist [doch] geil!“ räumt FILMSTARTS mit weit verbreiteten Irrglauben über das hiesige Filmgeschehen auf. Denn abseits plumper Komödien und bräsiger Historiendramen gibt es so viel mehr zu entdecken: Starke Filme verschiedenster Genres, über die leider nicht oft genug geredet wird – womöglich, weil sich manche Kinofans zu sehr in ihrer von Vorurteilen geschürten Antihaltung gefallen.
Eine Produktion, die FILMSTARTS bereits im Rahmen von „Deutsches Kino ist [doch] geil!“ näher beleuchtete, legte kürzlich einen furiosen Siegeszug hin: „September 5 – The Day Terror Went Live“ gewann Anfang Mai neun Trophäen beim Deutschen Filmpreis, darunter die Lola für den besten Spielfilm! Nun könnt ihr den Thriller, der beweist wie nervenaufreibend deutsches Kino sein kann, ganz einfach in den eigenen vier Wänden schauen: „September 5“ ist seit dieser Woche auf DVD und Blu-ray im Heimkino erhältlich!
Sowohl die Blu-ray als auch die DVD sind reich an Bonusmaterial: Neben einem rund 17-minütigen Making Of gibt es mehrere Featurettes über diverse Detailaspekte des Thrillers. Außerdem könnt ihr „September 5“ über diverse Plattformen als VOD beziehen, etwa Amazon Prime Video*.
Das ereignet sich in "September 5"
München am 5. September 1972: Die Sportredaktion des US-Senders ABC glaubt, dass ein weiterer routinierter Tag bei den sogenannten „heiteren Spielen“ ansteht. Nun ja, so routiniert es während der ersten Olympischen Sommerspiele in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg halt zugehen kann. Zumal dieses Sportereignis einen fernsehtechnologischen Wendepunkt darstellt: Im Gegensatz zu vergangenen Olympischen Spielen werden diese live übertragen!
Trotzdem: Die Abläufe haben sich am zehnten Wettkampftag bereits recht gut eingeschliffen – doch dann wird die ABC-Frühschicht aus der Bahn geworfen! Um 4.40 Uhr vernehmen die deutsche Dolmetscherin Marianne (Leonie Benesch) und ein paar US-Sportjournalisten Schüsse aus dem Olympischen Dorf. Nach kurzem Zögern fällen die Amerikaner eine historische Entscheidung: Sie gehen live drauf und beeinflussen somit nicht nur den Verlauf der sich vor Ort entfaltenden Geiselnahme israelischer Olympiateilnehmer. ABC verändert damit zudem nachhaltig den medialen Moralkompass, wenn es um die Verarbeitung schockierender Ereignisse geht...
Als wäre man hautnah dabei
Der Film des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum, der sich zuvor mit „Hell“ und „Tides“ einen Namen als Fachmann für visuell eindrucksvolle Sci-Fi-Projekte gemacht hat, nähert sich den brutalen Ereignissen konsequent aus der Perspektive eines Medien-Teams: Die Kamera sitzt ABC-Sports-Präsident Roone Arledge (gespielt von Peter Sarsgaard), dem ehrgeizigen Produzenten Geoffrey Mason (John Magaro) und dem Rest ihrer Crew förmlich im Nacken.
In ruhelosen Bildern zeigen Fehlbaum und Kameramann Markus Förderer, wie das ABC-Team sowie die Dolmetscherin Marianne unaufhörlich mit logistischen und ethischen Fragen ringen, während sich wenige Meter weiter die Ereignisse überschlagen. Das ist nicht nur dank des punktgenauen Schauspiels fesselnd, mit dem der Cast Stress, Verdrängung, Sensationsgier und Gewissensbisse ausdrückt, sondern auch dank des surrenden, ratternden und knatternden Sounddesigns sowie des packenden, nahtlos Zeit komprimierenden Schnitts von „Heldin“-Editor Hansjörg Weißbrich.
Erstaunlich ist auch die haarkleine Detailliebe, die Fehlbaum sowie Moritz Binder und Alex David ins Drehbuch gesteckt haben: Obwohl „September 5“ ständiges, erschüttertes Kopfschütteln hervorruft, standen an der ABC-Liveübertragung beteiligte Personen dem Filmteam in beratender Funktion zur Seite. Mehr dazu verrät Fehlbaum im FILMSTARTS-Podcast Leinwandliebe:
„September 5“ ist außerdem im Hinblick auf die technologischen Abläufe authentisch, die Fehlbaum festhält: Ganz nebenher ist dieser Thriller ein detailliertes Doku-Drama über den logistischen Aufwand, der vor der digitalen Technikrevolution ins Livefernsehen geflossen ist.
Daher ist „September 5“ schlussendlich ein „intensiv verdichteter, stark gespielter Journalismus-Thriller, bei dem die aus heutiger Sicht fast schon steinzeitlich anmutende Fernsehtechnik der Siebzigerjahre maßgeblich zum Appeal beiträgt“, wie schon FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen urteilte.
Einen weiteren außergewöhnlichen deutschen Film, der Suspense mit packenden Bildern und aktuellen Themen vereint, haben wir euch übrigens kürzlich als Heimkino-Tipp vorgestellt. Auch er wurde beim Deutschen Filmpreis ausgezeichnet und war, wie „September 5“, Teil des diesjährigen Oscar-Rennens:
Neu im Heimkino: Dieser brandaktuelle Film ist Gegenwarts-Western, Paranoia-Thriller und Polit-Reißer auf einen Schlag!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.