Hollywoods Post-Credit-Problem: Warum selbst "Drachenzähmen leicht gemacht" ohne extra Szene besser gewesen wäre!
Christoph Petersen
Christoph Petersen
-Chefredakteur
Schaut 800+ Filme im Jahr – immer auf der Suche nach diesen wahrhaftigen Momenten, in denen man dem Rätsel des Menschseins ein Stück näherkommt.

Spätestens seit das Marvel Cinematic Universe (MCU) gefühlt die Kino-Weltherrschaft an sich gerissen hat, gehören Mid- und Post-Credit-Szenen für Blockbuster zum guten Ton. Aber immer öfter werden die Filme dadurch schlechter statt besser...

Wann hat euch eine Post-Credit-Szene das letzte Mal so richtig begeistert?

Einige werden jetzt „Deadpool & Wolverine“ nennen. Aber noch viel mehr von euch werden erst einmal länger nachdenken müssen, wenn ihnen denn überhaupt etwas einfällt (ich habe das bei uns in der Redaktion getestet).

Sehr genau weiß ich hingegen noch, wann eine Post-Credit-Szene das Publikum zuletzt enttäuscht hat – und damit meine ich nicht mal die angeteaserten Auftritte von Stars, die dann wahrscheinlich doch nie kommen werden, man denke nur an Brett Goldstein als Hercules in „Thor 4: Love And Tunder“ oder Harry Styles als Eros in „Eternals“. Und natürlich Charlize Theron als Frau, von der ich immer noch keinen Schimmer habe, wer das überhaupt sein soll, in „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“.

» Die ausführliche FILMSTARTS-Kritik zu "Drachenzähmen leicht gemacht"

Stattdessen spreche ich von „Drachenzähmen leicht gemacht“, den ich am Pfingstmontag in einer gut besuchten Berliner Vorstellung gesehen habe. Als Luxus-Version eines Cosplay-Fanfilms hat er mir sogar Spaß gemacht, selbst wenn ich jetzt selbst nicht unbedingt zum Zielpublikum gehöre. Ganz im Gegenteil übrigens zu der Frau direkt hinter mir, die bei den meisten Gags schon losgelacht hat, bevor sie überhaupt passierten.

Entweder war sie am Tag zuvor schon mal drin – oder sie kennt die Animations-Vorlage so gut, dass sie auch im Realfilm-Remake jederzeit genau wusste, was als nächstes passieren wird...

Erst himmelhochjauchzend, dann zu Tode betrübt

Das klingt jetzt vielleicht so, als ob mich das gestört hätte. Aber das Gegenteil ist der Fall: Geräusche im Kino nerven mich eigentlich total – es sei denn, ich spüre, dass sie aus einer ehrlichen Begeisterung heraus entspringen. Dann feiere ich das ab!

Da habe dann selbst ich plötzlich dem großen Finale entgegengefiebert – und zwar weniger wegen Hicks und Ohnezahn, sondern weil ich wissen wollte, wie die Frau hinter mir bei den spektakulären Szenen zum Schluss emotional mitgeht. Sie hat mich nicht enttäuscht.

Aber dann kam die Post-Credit-Szene (wenn man die kaum mehr als fünf Sekunden lange Einstellung denn überhaupt so nennen will) – und damit war die ganze Luft plötzlich raus...

Wenn alle nur noch über 5 Sekunden statt 2 Stunden reden

Beim Hinausgehen habe ich ein wenig gelauscht – und statt über das atemberaubende Finale, bei dem man anhand ihrer Reaktionen fast glauben konnte, sie hätte mit auf dem Rücken des Drachen gesessen, drehte sich das Gespräch um den (Un-)Sinn der enttäuschenden Post-Credit-Szene.

Nun könnte man meinen, dass eine Post-Credit-Szene ja immer nur ein Extra sei, also nur helfen und nicht schaden könnte. Aber Pustekuchen! Es ist das Letzte, was gerade die treuesten Fans, die bis zum Ende des viele Minuten langen Abspanns ausharren, zu sehen bekommen – und mit diesem Gefühl werden sie dann auch den Saal verlassen.

Deshalb sollte eine simple Regel gelten: Wenn eure Post-Credit-Szene eure Fans mindestens genauso sehr umhaut wie euer Finale, dann gerne her damit. Aber wenn nicht, dann hat sie auch am Ende des Abspanns nichts zu suchen!

Post-Credit-Szenen sind die Kür, nicht die Pflicht – und so sollten sie sich auch niemals wie eine lästige Pflichtaufgabe anfühlen, weder für die Macher*innen noch für das Publikum...

Apropos Post-Credit-Szenen: Zu einem der größten Blockbuster des Sommers, bei dem sich sicherlich wieder alle fragen werden, ob sie sitzen bleiben müssen oder nicht, hat DC-Mastermind James Gunn nun angedeutet, was er für den Abspann (und danach) plant:

James Gunn bestätigt: "Superman" bleibt einer der größten Marvel- und DC-Traditionen treu – und doch soll es anders werden

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