Dieser Marvel-Fehler passiert ständig – und dabei wäre er so einfach zu vermeiden!
Sebastian Groß
Sebastian Groß
-Freier Autor
Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

Im MCU gibt es viele Fehler – doch einer tritt zuverlässig auf, sobald ein Avenger durch den Himmel donnert. Dabei ließe er sich leicht vermeiden. Doch wie so oft in Hollywood gilt: Wucht statt Wirklichkeit.

Was wäre das Marvel Cinematic Universe ohne fliegende Helden, finstere Schurken und mindestens eine Szene nach dem Abspann? Richtig – irgendwie unvollständig. Doch neben all den wiederkehrenden Elementen hat sich seit „Iron Man“ (2008) noch etwas anderes eingeschlichen, das offenbar genauso fest zum MCU gehört wie Captain Americas Schild oder Thors Hammer: Filmfehler.

Während manche dieser Patzer schlicht auf hektischen Schnitt oder Nachlässigkeiten in der Effektnachbearbeitung zurückgehen, gibt es einen ganz bestimmten Fauxpas, der sich durch gleich mehrere Filme zieht – und so konstant auftaucht, dass man ihn fast schon als liebevoll übersehenen Running Gag betrachten könnte.

Physik-Stunde bei FILMSTARTS – keine Panik, wir schreiben keinen Test

Stellen wir uns einmal folgende Szene vor: Ein Avenger rauscht in halsbrecherischem Tempo durch die Lüfte – sei es Iron Man (Robert Downey Jr.), Thor (Chris Hemsworth) mit seinem Hammer oder Captain Marvel (Brie Larson) auf dem Weg zur nächsten galaktischen Rettungsmission. Natürlich ist Eile geboten, irgendwo brennt ein Planet, ein Bösewicht lauert oder die Welt steht mal wieder kurz vor dem Untergang. Also wird beschleunigt, bis zur Schallmauer – und dann: BOOM! Ein markerschütternder Knall, so laut, dass die Sitze im Kinosaal vibrieren.

Spektakulär, keine Frage. Aber leider auch komplett falsch. Denn obwohl die Szene auf der Leinwand hervorragend funktioniert und akustisch ein absoluter Volltreffer ist, wird dabei ein grundlegendes physikalisches Gesetz konsequent ignoriert. In der Realität braucht Schall deutlich länger als Licht, um das menschliche Ohr zu erreichen. Das bedeutet: Wer einen sogenannten Sonic Boom – also den Überschallknall – erlebt, sieht das auslösende Ereignis zuerst. Der donnernde Knall folgt mit zeitlicher Verzögerung.

Diese Verzögerung ist messbar – und gar nicht so gering. Sie ergibt sich aus der Zeit, die der Schall vom Objekt bis zum Beobachter benötigt, und hängt maßgeblich von der Flughöhe ab. Liegt diese zum Beispiel bei 340 Metern – ein realistischer Wert für Überschallflüge –, beträgt die akustische Verzögerung rund eine volle Sekunde. Hätten die Sound-Designer der Marvel Studios also ein klein wenig mehr Geduld, wäre der Durchbruch durch die Schallmauer physikalisch korrekt dargestellt.

Im MCU jedoch ertönt der Boom stets synchron zum visuellen Ereignis – der Flug, der Durchbruch, der Knall, alles passiert gleichzeitig. Das sieht natürlich fantastisch aus, hat mit den tatsächlichen Abläufen in der Physik aber ungefähr so viel zu tun wie Thanos mit diplomatischer Zurückhaltung.

MCU: Physik – mangelhaft, Schauwerte – sehr gut

Trotzdem: Man kann Marvel diesen Effekt nicht übelnehmen. Denn was wäre ein Superheldenflug ohne donnernden Soundeffekt? Im Kino geht es nun mal vor allem um Emotionen, Wucht und Wow-Momente – nicht um detailgetreue Wissenschaft. Ein verzögerter Knall, der erst einige Sekunden nach dem heroischen Abheben durch die Lautsprecher rollt, würde schlicht verpuffen, ähnlich wie diese amüsante Anspielung aus dem ersten „Iron Man“:

Stoppt "Iron Man" bei 91 Minuten und 17 Sekunden – und ihr entdeckt eine Anspielung auf einen der größten Kultfilme der 1990er!

Um das MCU in Schutz zu nehmen: Es ist keineswegs allein mit dieser kreativen Freiheit. Bereits in „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983) sowie im ersten „Top Gun“ (1986) wurden Überschallflüge dramatisch inszeniert – allerdings ebenso wenig realitätsnah. Der Effekt stand auch dort über der Physik. Am Ende zählt vor allem, was beim Publikum ankommt. Und wenn der Knall im richtigen Moment das Herz höherschlagen lässt, dann darf die Realität ruhig für ein paar Sekunden draußen vor dem Kinosaal warten.

Damit wäre geklärt: Blockbuster-Kino und realitätsnahe Physik gehen nur selten denselben Weg. Und wenn ihr jetzt wissen wollt, woher der Begriff „Blockbuster“ eigentlich stammt, empfehlen wir euch diesen FILMSTARTS-Artikel.

Woher kommt eigentlich das Wort Blockbuster? Wir verwenden es jeden Tag, dabei hat es einen ziemlich düsteren Ursprung!

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