„Superman“ ist ein durch und durch positiver Film, der eine Menge frischen Wind in das häufig von grimmigen Selbstzweifeln und ironischem Humor geprägte Superhelden-Genre bringt. Doch die im Kino so klar erscheinende Botschaft des Films ist erst durch eine Menge Feinjustierung entstanden.
So erklärte „Superman“-Regisseur James Gunn etwa kürzlich im Interview Josh Horowitz von „Happy Sad Confused“, das die ursprüngliche Filmmusik von John Murphy zu düster war, weswegen dann noch David Fleming an Bord geholt wurde. Und auch zahlreiche Szenen des Films wurden stark debattiert und deswegen verändert oder geschnitten.
Das Eichhörnchen
Ein erstaunlich großes Thema war dabei das Eichhörnchen, das Superman (David Corenswet) rettet, während er gemeinsam mit der Justice Gang gegen das hochhaushohe Kaiju-Monster in Metropolis kämpft. Wie James Gunn erklärte, hätten das viele Menschen bei Testvorführungen nicht verstanden: „Warum zum Teufel rettet er ein Eichhörnchen?“ Es gebe eine Menge Eichhörnchen-Hasser da draußen, so Gunn.
Wie er gegenüber dem Magazin Rolling Stone jedoch erklärte, habe er eine Schnittfassung ohne das Eichhörnchen ausprobiert, in der die Szene dann aber merklich fehlte – und zwar sowohl als Charaktermoment für Superman als auch im Rahmen der Geographie und Choreographie des Kampfes.
Guy Gardners schmutziger Witz
In derselben Szene gab es auch einen weiteren Moment, der heiß diskutiert wurde: Nachdem Superman und Co. das Kaiju besiegt haben, sagt Superman in der Kinofassung, dass er das Monster gerne am Leben gelassen hätte, woraufhin ihn Guy Gardner (Nathan Fillion) sinngemäß als Waschlappen bezeichnet.
Im Original nennt er ihn hier „wuss“, ursprünglich fiel die Beleidigung jedoch eine ganze Ecke deftiger aus und wurde um einen offenbar sehr gelungenen Gag ergänzt. Denn ursprünglich bezeichnete Guy Gardner seinen Gegenüber als „Pussy“. Superman erwidert, dass doch Kinder anwesend seien, woraufhin Guy Gardner kontert: „Darum habe ich ja gesagt, du sollst keine Pussy sein.“
Die Szene habe in Testvorführungen für sehr laute Lacher gesorgt, so Gunn gegenüber Josh Horowitz. Schlussendlich musste sie wohl aber weichen, weil der Witz für den familienfreundlichen Tonfall des Films dann doch etwas zu gewagt war.
Jimmy Olsen & Eve Teschmacher
Die dritte Szene, die vor Kinostart von „Superman“ für Diskussionen sorgte, ist ganz am Ende des Films zu finden. Nachdem die Welt gerettet und Bösewicht Lex Luthor (Nicholas Hoult) besiegt ist, umarmt die daran nicht ganz unbeteiligte Eve Teschmacher (Sara Sampaio) ihren Ex-Partner Jimmy Olsen (Skyler Gisondo). Doch ob dieser sich darüber freuen und lächeln soll oder lieber mit leerem Blick ins Nichts starrt, darüber diskutierten James Gunn und DC-Co-Boss Peter Safran bis zuletzt.
Krypto, Yetis & Blut
Das waren aber nur die drei größten und meistdiskutierten Themen. In den Tagen seit dem Start von „Superman“ sind auch noch zahlreiche andere geschnittene Szenen ans Licht gekommen – und an gleich zwei davon ist Krypto beteiligt:
So enthüllten Sara Sampaio und The-Engineer-Darstellerin María Gabriela de Faría etwa in einem Interview mit Jake's Takes, dass es in „Superman“ ursprünglich eine Szene gab, in der Ultraman dem Superhund einen Schlag verpasste – wahrscheinlich im Rahmen des Angriffs auf die Festung der Einsamkeit. Diese Szene kam aber in Testvorführungen sehr schlecht an, was auch wenig verwunderlich ist.
Eine zweite geschnittene Krypto-Szene enthüllte der bei „Superman“ an den visuellen Effekten beteiligte Matthew Eberle. Ihm zufolge sollte die Schneelandschaft am Anfang des Films von zahlreichen toten Yetis (!) übersät sein, weswegen Superman zu Krypto sagt, dass er aufhören müsse, die Schneekreaturen zu töten. Dass Yetis eigentlich Teil der Welt von „Superman“ sind, wurde bereits durch ein Prequel-Comic und offizielles Merchandise wie Spielzeugfiguren bestätigt.
Diese Szene hätte jedoch wohl einfach nicht so richtig an den Anfang gepasst, so wie auch ein weiterer rausgeschnittener Moment einfach zu düster und brutal war: Als Lex Luthor in der Taschendimension Malik (Dinesh Thyagarajan) erschießt, gab es danach eine Szene, in der das Blut des Ermordeten in Richtung von Luthors Schuhen läuft. Deswegen zwingt er Vasil Ghurkos (Zlatko Buric), den Präsidenten von Boravia, sich auf den Boden zu legen und das Blut als eine Art menschlicher Wischlappen aufzuwischen.
Auch wenn die Szene gedreht wurde, war hier aber James Gunn selbst klar, dass das einfach zu düster ist, weswegen es die Szene auch nie in eine Testvorführung schaffte, wie er gegenüber Josh Horowitz erklärte.
Apropos Testvorführung: Der stets verlässliche Hollywood-Insider ViewerAnon enthüllte zuletzt noch, dass die Texteinblendungen am Anfang von „Superman“ (von „vor 300 Jahren“ bis „vor 3 Minuten“) auf Feedback des Testpublikums zurückzuführen sind. ViewerAnon hatte auch schon enthüllt, dass „Superman“ ursprünglich mit Texttafeln in Wochentage eingeteilt werden sollte, was aber schließlich gestrichen wurde.
Und apropos vor 300 Jahren: Ein Easter-Egg in „Superman“ enthüllt, wer die ersten Metamenschen waren, die schon damals im DC-Universum die Bühne betraten. Welche DC-Figuren im Film versteckt sind, erfahrt ihr hier:
Diese Superhelden sind in "Superman" versteckt: Easter-Egg enthüllt 300 Jahre DCU-Geschichte!