Streaming-Abo: Ein packender Klassiker – der auf demselben Bestseller basiert wie ein grandioser Thriller mit Matt Damon!
Lars-Christian Daniels
Lars-Christian Daniels
Hollywood-Blockbuster schaut Lars immer seltener – das neueste James-Bond-Abenteuer lässt er sich aber nie entgehen. Ansonsten trifft man den vielleicht größten "Tatort"-Experten des Landes vor allem auf Filmfestivals und im Arthouse-Kino.

Die mitreißende Romanverfilmung „Nur die Sonne war Zeuge“ hat bis heute nur wenig von ihrem Glanz eingebüßt und bescherte Hauptdarsteller Alain Delon 1960 den großen Durchbruch. Heute Abend könnt ihr den Film streamen.

Der talentierte Mr. Ripley“ von 1999 gilt als einer der besten Filme mit Matt Damon und belohnte den vielbeschäftigten Schauspieler, der ein Jahr zuvor in „Der Soldat James Ryan“ erstmalig in einer Big-Budget-Produktion vor der Kamera zu sehen war, kurz nach der Jahrtausendwende mit einer Golden- Globe-Nominierung. Was viele nicht wissen: Die spannende Romanvorlage aus der Feder von Patricia Highsmith wurde fast 40 Jahre zuvor schon einmal verfilmt – und muss sich auch dank der erstklassigen Besetzung keineswegs vor der berühmten Zweitverfilmung verstecken.

Nur die Sonne war Zeuge“ von 1960 ist ein wahrer Kriminalfilm-Klassiker und entführt uns für zwei Stunden in schmucke italienische Urlaubsorte. Deren malerische Postkartenkulissen können allerdings nicht über das tödliche Doppelgänger-Drama hinwegtäuschen, das sich unter Regie von René Clément an der Mittelmeerküste abspielt und dem 2024 verstorbenen Alain Delon den ersten großen Auftritt seiner Karriere bescherte: Clément arrangiert ein von Beginn an packendes, bis in die Schlussminuten fiebriges Versteckspiel, das auf hoher See seinen dramatischen Anfang nimmt.

Ihr habt „Nur die Sonne war Zeuge“ bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn im Amazon-Prime-Channel Arthaus+ nun nachholen. Wenn ihr ein Prime-Abonnentment besitzt, könnt ihr den Channel die ersten sieben Tage kostenlos testen. Danach fallen monatlich 3,99 Euro an:

Darum geht es in "Nur die Sonne war Zeuge":

In „Plein Soleil“, so der französische Originaltitel des Films, lernen wir den jungen US-Amerikaner Philippe Greenleaf (Maurice Ronet) kennen, der es sich mit seiner Freundin Margit Duval (Marie Laforêt) in Italien gut gehen lässt. Er lebt vom Geld seines reichen Vaters und wirft es gern zum Fenster raus. Dritter im Bunde ist der mittellose Junggeselle Tom Ripley (Alain Delon): Er sieht Philippe ähnlich und ist mit ihm befreundet, wird aber häufig Opfer der Eskapaden, die der verwöhnte Schnösel am liebsten auf Kosten seiner Mitmenschen auslebt.

Das bezahlt Philippe mit dem Leben: Bei einem Segeltörn gerät er mit Margit aneinander und geht auch bei Tom einen Schritt zu weit. Er setzt seinen Freund in einem Beiboot aus, in dem Tom einen schweren Sonnenbrand erleidet. Nachdem die beiden die angefressene Margit an einem Hafen an Land aussetzen und wieder auf hoher See sind, rammt Tom Philippe ein Messer in die Brust und wirft die Leiche mit einem Anker beschwert über Bord. Wieder an Land angekommen, schlüpft er in die Identität des reichen Verstorbenen, droht aber bald aufzufliegen…

Ein echtes Ekelpaket

Dass der arrogante Philippe unsere Sympathie schon nach wenigen Minuten verspielt, liegt nicht nur daran, dass das in „Nur die Sonne war Zeuge“ vermittelte Frauenbild ziemlich schlecht gealtert ist: Sein ruppiger, oft übergriffiger Umgang mit der sensiblen Margit und einer Bekanntschaft in Rom erinnert stark an die wenige Jahre später produzierten „James Bond“-Filme mit Sean Connery. Aus heutiger Sicht wirkt das befremdlich. Auch sonst ist Philippes Verhalten durch und durch toxisch: Späße macht er am liebsten auf Kosten von Tom und Margit, die er gleichzeitig aber zu lieben behauptet. Zu arbeiten braucht der Mann nicht, weil sein Vater ihm regelmäßig Geld über den Atlantik schickt.

Umso hilfloser stehen wir da, als der gepeinigte Tom seinen fiesen Freund ersticht und in den Mittelmeerfluten versenkt: Der junge Mann ist zu Beginn schließlich unsere Identifikationsfigur. Das Motiv für seine blutige Tat können wir beinahe verstehen. Aber er ist eben auch ein eiskalt berechnender Totschläger, der zur Rechenschaft gezogen werden muss. Dass das adaptierte Drehbuch von René Clément und Paul Gégauff in Sachen Moralvorstellungen vor allem auf der Zielgeraden größere Zugeständnisse macht als der Bestseller von Patricia Highsmith, gefiel der US-Autorin damals gar nicht, schmälert den hohen Unterhaltungswert des packenden Thrillers allerdings nicht im Geringsten.

Das mögliche Auffliegen von Toms falscher Identität, der Philippe und dessen markante Unterschrift bis in die Perfektion nachahmt, ist dabei die ständige Antriebsfeder der Handlung: ein irritierter Anruf von Margit, ein plötzlicher Besuch von Philippes argwöhnischem Freund Freddy Miles (Billy Kearns) und überall argwöhnische Blicke, die den „falschen Philippe“ eindringlich mustern. René Clément setzt nicht von ungefähr auf bekannte Stilmittel der Italo-Western, zeigt Augenpartien in Großaufnahme und verstärkt damit gekonnt die pausenlose Beobachtungssituation, der Tom nun ausgesetzt ist. Hält der junge Mann dem Druck stand?

Hochspannung mit bittersüßer Schlusspointe

Diese Frage bleibt bis zum Schluss offen, denn Toms Rechnung scheint jeder Bredouille zum Trotz aufzugehen – doch fürs Finale haben sich die Filmemacher einen pfiffigen Clou aufgespart. Verraten wird er an dieser Stelle nicht, dafür sei vermerkt, dass in „Nur die Sonne war Zeuge“ keine Geringere als Superstar Romy Schneider, die damals mit Alain Delon liiert war, in einem kleinen Cameo-Auftritt zu entdecken ist: Schaut bei Minute 3 genau hin! Ein Moment, der an die Kurzauftritte des „Master of Suspense“ erinnert – und auch sonst ähnelt der Doppelgänger-Thriller dramaturgisch vielen Werken Alfred Hitchcocks, etwa „Der Fremde im Zug“.

Ein großes Kompliment sei zudem Alain Delon ausgesprochen, der sich in der italienisch-französischen Produktion zunehmend in den Vordergrund spielen darf: Steht sein smarter, aber skrupelloser Tom Ripley anfangs noch klar im Schatten des exzentrischen Philippe Greenleaf, mausert er sich bald zum personifizierten Dreh- und Angelpunkt des Films. Für Delon war sein toller Auftritt als zunehmend in die Enge getriebener Mörder und Hochstapler der große internationale Durchbruch – später folgten etwa vielbeachtete Rollen in „Die Abenteurer“, der „Der eiskalte Engel“ oder „Der Swimmingpool“, für den er ein weiteres Mal mit Greenleaf-Darsteller Maurice Ronet und Romy Schneider vor der Kamera stand.

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