Weltpremiere im Heimkino: Dieser stylische Science-Fiction-Film mit einer Horror-Ikone erscheint endlich auf Blu-ray!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

„Frankenstein“-Star Boris Karloff ist eine der größten Schauspiellegenden des Genrekinos. Diese Woche feierte endlich ein Sci-Fi-Horror-Kleinod mit ihm seine Blu-ray-Weltpremiere: „Der Mann, der sein Gehirn austauschte“!

Pidax Film

Eine Ikone des Schauerkinos stand vor der Kamera, auf dem Regiestuhl nahm ein handwerklich begabter Filmemacher Platz, der wiederholt ein versiertes Händchen für Tricks und ausgetüftelte Kameraarbeit bewies. Dennoch ist „Der Mann, der sein Gehirn austauschte“ nie zum namhaften Sci-Fi-Horror aufgestiegen, sondern vom Klassiker aus der zweiten Reihe schleichend zum Geheimtipp mutiert, den vor allem Fans von Hauptdarsteller Boris Karloff und Regisseur Robert Stevenson erfreut hervorkramen.

Dass die Zusammenarbeit zwischen dem „Frankenstein“-Star und dem „Mary Poppins“-Regisseur bis vor kurzem bloß in SD-Qualität verfügbar war, dürfte nicht dazu beigetragen haben, dass sich der Sci-Fi-Film eine neue Fangemeinde erschließt. Nun hat sich aber etwas getan, denn endlich ist dem Gruselklassiker der Sprung ins HD-Zeitalter gelungen: Diese Woche hat „Der Mann, der sein Gehirn austauschte“ seine Weltpremiere auf Blu-ray gefeiert – dank dem deutschen Label Pidax!

Als Bonusmaterial enthält die Blu-ray ein Interview mit Boris Karloffs Tochter Sara Karloff, die sich als Filmschaffende und Unternehmerin unter anderem um die künstlerische Auswertung des kulturellen Erbes ihres Vaters kümmert. Zudem umfasst die Disc als Bonusfilm die deutsche Sci-Fi-Produktion „Die Rückkehr der Zeitmaschine“.

Darum geht es in "Der Mann, der sein Gehirn austauschte"

Der manische Dr. Laurience Ernst (Boris Karloff) war einst ein respektierter Wissenschaftler. Doch mittlerweile wird er aufgrund seiner ausgefallenen Theorien vom skeptischen Kollegium verlacht – und auch sein Förderer, der einflussreiche Verleger Lord Haslewood (Frank Cellier), lässt ihn eiskalt fallen.

Nun doktert Ernst mit der neugierigen Medizinerin Clare Wyatt (Anna Lee) und dem gelähmten Clayton (Donald Calthrop) in einem abgelegenen Haus an gewagten Forschungen über die Ursprünge von Geist und Seele. Als der skrupellose Wissenschaftler einen gewaltigen, finsteren Durchbruch feiert, macht er seinen früheren Gönner zu seinem Opfer...

Schaurig-spaßiger Genre-Genuss, der mehr Ruhm verdient

Vielleicht liegt es wirklich an der jahrzehntelang ausbaufähigen Verfügbarkeit von „Der Mann, der sein Gehirn austauschte“, dass er nicht mehr Ruhm genießt. Das Lexikon des internationalen Films nannte ihn zum Beispiel einen „lange Zeit verschollen geglaubte[n] Klassiker des britischen Gruselfilms“ und BFI Screenonline kam zum Schluss, dass die Stars des „handwerklich herausragenden“ Films „in einer Tour exzellent“ sind.

Gerade daher ist es eine gute Heimkino-Nachricht, dass „Die Mumie“-Star Karloff, „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“-Mimin Lee und der vom jungen Alfred Hitchcock hoch geschätzte Calthrop nun dabei bewundert werden können, wie sie in HD durch dieses Genre-Kleinod schreiten, das britischen Grusel nach alter Gothic-Schule, klassische Sci-Fi-Elemente, makabren Humor und eine Prise dunkle Romantik vereint. Schließlich setzt „Ein toller Käfer“-Regisseur Stevenson die zügig-schnörkellose Geschichte mit spürbarem Genuss am Schauspieltalent seines Casts und diebischer Freude an bitterer Ironie um.

Tiefsinn erhält der vergnügliche Grusel, der unter anderem vom einflussreichen Hollywood-Horrorautoren John L. Balderston ersonnen wurde, durch Seitenhiebe auf unseriösen Journalismus, sowie durch pointierte Gedanken darüber, wie knifflig es ist, bei wissenschaftlichen Errungenschaften die Urheberrechtsfragen zu klären. Den Unterhaltungsfaktor erhöhen Stevenson, der wiederholt für Hitchcock tätige Kameramann Jack Cox und Szenenbildner Alex Vetchinsky wiederum durch den von ihnen gebotenen Sehgenuss:

„Der Mann, der sein Gehirn austauschte“ vereint stylisch-eingelebte Schauplätze mit einer für seine Zeit sehr dynamische Bildsprache und wirkt daher um ein Vielfaches lebendiger als zahlreiche US-Genrekollegen aus den 1930ern! Jahrzehnte später verantwortete Stevenson übrigens einen hierzulande viel zu unbekannten Fantasyfilm, der Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie beeinflusste. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

Dieser viel zu unbekannte Fantasy-Film mit Sean Connery diente Peter Jackson als Vorlage für "Herr der Ringe"

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