Technisch meisterhaftes Kriegsepos mit etwas viel Patriotismus!
Steven Spielberg wurde spätestens Anfang der 90er unsterblich durch „Jurassic Park“ und „Schindlers Liste“, beide im selben Jahr (1993) erschienen. 1997 brachte Spielberg wieder zwei Filme heraus, einer davon war die Fortsetzung zu „Jurassic Park“ („The Lost World“), der andere wieder ein Drama („Amistad“). In dem Genre fühlte sich Spielberg offenbar mittlerweile deutlich wohler, denn 1998 kam „Der Soldat James Ryna“ in die Kinos. Das Kriegsdrama basiert auf echten Ereignissen, darunter das Schicksal der Niland-Brüder, und wurde bei den Oscars für insgesamt elf Trophäen nominiert. Gewonnen konnte das Werk insgesamt fünf Academy Awards, darunter die beste Regie für Spielberg. Kein Wunder, denn der Film ist auch heute noch ein erschreckendes Werk über die Abgründe des Krieges… zumindest zum großen Teil. Daneben war der Film der zweiterfolgreichste des Jahres und gilt im Genre als einer der besten. Bei den Oscars 1999 konkurrierte der Film übrigens gegen eine andere Kriegsstory: „Der schmale Grat“ von Terrence Malick.
Doch wie gut hat sich Spielbergs Kriegsdrama bis heute gehalten, immerhin ist „Der Soldat James Ryan“ bereits über ein Vierteljahrhundert alt?
1944, D-Day, Omaha Beach: Cpt. Miller und seine Einheit kämpfen sich durch die Kriegshölle am französischen Strand. Als der Kampf fürs Erste gewonnen ist, soll Miller mit seinen Männern einen jungen Soldaten ausfindig machen und ihn nach Hause bringen: James Ryan. Dessen drei Brüder sind alle im Kampf gefallen und nun möchte man der Mutter nicht noch mehr zumuten und ihren letzten Sohn lebendig in die Heimat bringen. Doch wie fair ist diese Mission, wenn knapp zehn Leute ihr Leben für einen riskieren?
Diese moralisch komplexe und auch verwerfliche Frage, bildet das Zentrum der Geschichte und sorgt immer wieder für hitzige Streitereien in den eigenen Reihen von Miller. Zurecht, immerhin ist Ryan sicherlich nicht der einzige Mann, der schwer vom Schicksal getroffen wurde. Doch der Befehl kommt von oben und einige der Männer auf dem Schlachtfeld sind bereit jedem Befehl Folge zu leisten. Es ist eine kraftvolle, aber auch subtile Kritik an den moralischen Entscheidungen, die im Krieg getroffen werden.
Schade nur, dass diese Message nicht immer ihre Kraft behält, denn der Film schwimmt geradezu in seinem amerikanischen Patriotismus. Da ist dann die Frage nach richtig und falsch schnell beantwortet. Es gibt zwar immer wieder Momente, in denen die Figur von Jeremy Davies (er spielt Cpl. Upham) menschliches Mitgefühl für Kriegsgefangene zeigt, doch der Film lässt keinen Zweifel daran, was man mit feindlichen Soldaten am besten tun sollte. Spielberg macht es sich hier in meinen Augen ab und zu etwas zu einfach, indem er sich auf eine Seite schlägt, die der Amerikaner. Während er in „Schindlers Liste“ die Gräueltaten des Krieges und des Holocausts deutlich „neutraler“ abbildete, ist es hier mit mehr Patriotismus kaschiert. Als Jugendlicher habe ich natürlich mit den Soldaten, rund um Miller, mitgefiebert, heute, als Erwachsener, ist es schon schwieriger eine gute und böse Seite in dem Ganzen zu sehen. Aber Spielberg liebt seine Nazis als Bösewichte, das hat er in vielen seiner Werke gezeigt.
Was dem Film an Kritik zum Krieg fehlt, macht er mit sehr guten und charmanten Figuren wett. Die Dynamik der Truppe ist unterhaltsam und stellenweise rührend. Nur James Ryan (gespielt von Matt Damon) bleibt tatsächlich etwas blass zurück, nicht zuletzt weil seine Geschichte über seine Brüder nicht ganz so bewegen daherkommt, wie erhofft (eher das Gegenteil ist der Fall).
Schauspielerisch geben hier aber alle eine wirklich beachtliche Leistung. Tom Hanks als etwas mysteriöser Cpt. John Miller ist wirklich grandios, ebenso wie Tom Sizemore als Sergeant Mike. Selbst Vin Diesel gibt eine sehr gute Performance. Daneben gibt es viele kleine Rollen mit großen Größen besetzt. Da wären unter anderem Paul Giamatti, Giovanni Ribisi oder Nathan Fillion.
Doch das, was den Film so ausmacht, ist natürlich die ganze Präsentation: Nicht nur technisch besticht das Kriegsepos auch heute noch, sondern durch die famose Regie von Spielberg. Die alptraumhafte und schockierende Atmosphäre des Krieges wird immer wieder beachtlich eingefangen. Ein großes Lob geht hier natürlich an die Kamera von Janusz Kamiński, der mit Spielberg bereits bei „Schindlers Liste“ seine Karriere richtig startete und für „Der Soldat James Ryan“ zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Vor allem die Actionszenen sind ein filmischer Augenschmaus mit einem perfektem Mix aus CGI und echten Sets und Stunts. Bis heute ist die Eröffnungsszene am Strang durch ihren blutigen Realismus ein Meisterwerk der Filmkunst!
Einzig die Musik hat mich enttäuscht, da sie oftmals den Szenen die Kraft genommen hat. Dabei ist der Score von John Williams nur selten im Film zu hören, verleiht den Szenen jedoch durch seinen patriotischen Sound einen etwas unnötigen Klischee-Faktor. Und das soll schon was heißen, wenn ich als extremer Williams-Fan sage, dass der Film ohne Score besser gewesen wäre.
Fazit: „Der Soldat James Ryan“ ist in meinen Augen nicht perfekt und versinkt manchmal mit seiner Message in seinem amerikanischen Patriotismus. Doch die schauspielerischen Qualitäten und besonders das visuelle Ergebnis machen den Film auch heute noch zu einem packenden und besonderen Kriegsdrama.