Die im Dezember 2024 veröffentlichte Vorschau auf „28 Years Later“ (siehe oben) ist der beste Trailer des Jahres. Dieser Meinung sind nicht nur viele Film-Fans, der Trailer wurde auch ganz offiziell bei den 25. Golden Trailer Awards zum besten des Jahres gekürt. Entscheidenden Anteil daran hat eine verstörende Radioansprache, die bedrohlich unter die perfekt dazu geschnittenen Eindrücke aus der Postapokalypse gelegt wurde und vielen nicht mehr aus dem Kopf ging.
Bei dem Audio-Schnipsel handelt es sich in Wahrheit um das Marschgedicht „Boots“ von Rudyard Kipling, das der „Dschungelbuch“-Autor erstmals 1903 veröffentlichte und das hier in einer vom US-Stummfilmschauspieler Taylor Holmes aufgesagten Version aus dem Jahr 1915 zu hören ist. Und tatsächlich kommt diese Aufnahme nun auch in „28 Years Later“ vor, wenn der junge Spike (Alfie Williams) mit seinem Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) seine schützende Insel in Richtung des zombieverseuchten Festlands verlässt. Aber das ist tatsächlich erst dem besagten Trailer zu verdanken!
Gänsehaut-Gedicht landete erst nach dem Trailer in "28 Years Later"
Die erwähnte Szene war für den Film zwar bereits vorgesehen, gedreht und mit entsprechenden Archivaufnahmen angereichert, doch eine geeignete Untermalung auf Tonebene hat noch gefehlt – und hier lieferte der Trailer die nötige Inspiration. Regisseur Danny Boyle erklärte dazu im FILMSTARTS-Interview: „Im Rohschnitt des Films hatten wir bereits Archivmaterial verwendet, aber wir waren immer noch auf der Suche nach einem Lied oder einer Melodie aus der Volksgeschichte, die dieses Gefühl von Vergangenheit einfangen und zusätzlich vielleicht auch ein militärisches Gefühl vermitteln konnte.
Und dann sahen wir gemeinsam den ersten Trailer, den unser Studio Sony zum Film geschnitten hat – und es war eine absolut außergewöhnliche Erfahrung und deckt sich wohl mit dem Eindruck, den das Gedicht durch die beiden Trailer weltweit hinterlassen hat. Wir probierten es daraufhin im Film aus, und es passte perfekt. Es war ein seltsamer, aber sehr willkommener symbiotischer Moment für uns. Und es ist wirklich außergewöhnlich, dass etwas, das über 100 Jahre alt ist, auch heute in einer so hochentwickelten Welt noch eine so unmittelbare Wirkung entfalten kann.“
Unser komplettes Interview mit Danny Boyle und Autor Alex Garland zu „28 Years Later“ könnt ihr euch hier durchlesen:
"Es ist auf jeden Fall eine Provokation": Die "28 Years Later"-Schöpfer Danny Boyle und Alex Garland im großen FILMSTARTS-InterviewDas komplette Gedicht zum Nachhören
Die Verwendung von „Boots“ bei „28 Years Later“ zeigt nicht nur, dass Filmschaffende und Marketing-Abteilung gerade bei größeren Studioproduktionen ihr jeweils eigenes Süppchen kochen, sondern auch, dass die eine Seite der anderen dabei auf durchaus unerwartete Weise kreative Impulse geben kann.
Und falls ihr euch der Sogwirkung des Gedichts ebenfalls nicht entziehen könnt, könnt ihr euch die von Taylor Holmes rezitierte Fassung aus „28 Years Later“ nachfolgend einmal in Gänze anhören: