Einer der spektakulärsten Filme der 80er Jahre kehrt in wenigen Tagen ins Kino zurück
Michael Meyns
Michael Meyns
-Freier Autor
Michael Meyns arbeitet seit Ende der 90er Jahre als freier Journalist und schreibt vor allem über Filme, Bücher und Ausstellungen. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2012.

Die „Best Of Cinema“-Reihe bringt jeden Monat einen Kult-Klassiker vergangener Tage zurück auf die Leinwände. Am 1. Juli 2025 ist diesmal Bernardo Bertoluccis mit neun Oscars ausgezeichnetes Historien-Drama „Der Letzte Kaiser“ zu sehen.

Von Thriller über Weihnachtsfilm, von Musikfilm bis Actionklassiker: Mit der „Best Of Cinema“-Reihe bringen die Verleiher StudioCanal, Capelight Pictures, Tobis, X-Verleih und Warner Bros mit Unterstützung von FILMSTARTS unvergessliche Kino-Klassiker zurück ins Kino – und geben Filmfans so die Möglichkeit, diese wieder einmal oder überhaupt zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu erleben.

Nachdem mit „Lola rennt“ das erste Halbjahr der diesjährigen „Best of Cinema“-Reihe rasant endete, wird das zweite Halbjahr mit einem visuell überwältigen Meisterwerk fortgeführt: Ab dem 1. Juli 2025 läuft Bernardo Bertoluccis in der Verbotenen Stadt in China gedrehtes Epos „Der Letzte Kaiser“ noch einmal im Kino.

Darum geht es in "Der letzte Kaiser"

1950, nach der Machtergreifung der Kommunisten um Mao Tse-Tung, wird Pu Yi (John Lone) in ein Umerziehungslager geschickt. Ein einfacher Bürger ist der Mitvierziger inzwischen, bei seiner Geburt war er jedoch designierter Kaiser. In Rückblenden wird nun erzählt, wie der kleine Pu Yi 1908 in der Verbotenen Stadt in Beijing zum Kaiser erklärt wird und inmitten einer gigantischen Festung, die für ihn zunehmend zu einem Gefängnis wird, aufwächst.

Außerhalb der Mauern des Palastes haben politische Umwälzungen die alte Ordnung hinweggefegt, innerhalb der Mauern lebt Pu Yi mit seinem Hofstaat. Der schottische Lehrer Reginald Johnston (Peter O’Toole) bringt den Kaiser mit westlichen Gedanken in Kontakt, weckt seine Neugier und den Wunsch, den Palast zu reformieren...

Dreharbeiten an einem Ort, an dem vorher kein westlicher Regisseur drehen durfte

Wie so viele italienische Regisseure seiner Generation bezeichnete sich auch der 1941 geborene Bernardo Bertolucci als Marxist, thematisierte in seinen Filmen immer wieder die Exzesse des Faschismus, aber auch des Kapitalismus, und trat 1968 der Kommunistischen Partei Italiens bei. Diese politische Haltung mag ein Grund gewesen sein, warum Bertolucci Mitte der 80er Jahre die Erlaubnis erhielt in der Verbotenen Stadt in der chinesischen Hauptstadt Beijing zu drehen.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich China in einer Phase der Öffnung, ließ wirtschaftliche Entwicklung zu, erlaubte Künstlern einen kritischen Umgang mit der chinesischen Geschichte und genehmigte Filmemachern aus dem Westen Dreharbeiten im Land. Zu den Nutznießern zählte Steven Spielberg, der in Shanghai Szenen für sein Drama „Das Reich der Sonne“ inszenierte, vor allem aber Bertolucci, der in der Verbotenen Stadt drehte.

Dieser riesige Palast-Komplex im Herzen Beijings, der auf einer Fläche von über 700.000 m² etwa 900 Paläste mit circa 9.000 Räumen umfasst, durfte Jahrhundertelang von Normalsterblichen nicht betreten werden, daher der Name Verbotene Stadt. Bevor die Anlag 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde, konnte Bertolucci hier mit tausenden Statisten spektakuläre Szenen inszenieren, die gleichzeitig überwältigen, aber auch zeigen, welch isoliertes und am Ende armes Leben Pu Yi, der letzte Kaiser, in der Verbotenen Stadt lebte.

Ein bildgewaltiges Epos, wie gemacht für die große Leinwand

Das in der Verbotenen Stadt markante Farben wie gelb oder rot vorherrschten, kam dem ästhetischen Empfinden von Bertoluccis Kameramann Vittorio Storaro entgegen, der schon für Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. In „Der letzte Kaiser“ benutzte Storaro das damals beliebte Kodak-Filmmaterial, dass für besonders satte Farben und kräftige Kontraste sorgte, um die überwältigende Pracht des Lebens in der Verbotenen Stadt in ebenso überwältigende Bilder zu fassen.

Auch wenn man aus heutiger Sicht kritisieren könnte, dass hier westliche Filmemacher eine dezidiert chinesische Geschichte erzählen, gelingt es Bertolucci doch, die Tragik der Figur Pu Yi herauszustellen. Ähnlich wie in seinem frühen Klassiker „Der große Irrtum“, auch bekannt als „Der Konformist“ zeichnet Bertolucci das Bild eines passiven Menschen, der ohne eigenes Zutun zu einer Marionette wird.

Als Thronfolger wurde Pu Yi zum Kaiser, dem letzten, wie sich herausstellen sollte, eine Rolle, aus der es kein Entkommen gab, die Vorteile mit sich brachte, aber auch massive Einschränkungen. Welche Folgen dies auf den jungen Mann hatte, der sich in den 30er Jahren in Nachtlogen dem Alkohol und dem Opium hingab, erzählt „Der Letzte Kaiser“ auf mitreißende Weise, die ihn zu viel mehr machen als nur einem spektakulären Bilderbogen.

Die "Best Of Cinema"-Reihe: Großes Kino unterstützt von FILMSTARTS

In den nächsten Monaten werden noch weitere Highlights der Filmgeschichte ihre Wiederaufführung erleben. Im zweiten Halbjahr 2025 sind in der „Best Of Cinema“-Reihe unter anderem der Musikfilm „Walk The Line“ zu sehen, in dem Joaquim Phoenix als Johnny Cash brilliert.

Und schon im August gibt es einen Mega-Highlight, den jeder Filmfan unbedingt gesehen haben muss: Steven Spielbergs legendärer Klassiker „Der weiße Hai“, der 1975 das Publikum in Angst und Schrecken versetzte und auch 50 Jahre später nichts von seiner Qualität verloren hat. Im nachfolgenden Artikel findet ihr alle bereits bestätigten Titel inklusive Starttermin:

Noch 2025 wieder im Kino: Ein monumentales Meisterwerk, ein hochspannender Serienkiller-Thriller und Johnny Depp in seiner schrägsten Rolle

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