Falls ihr einmal zu viel Zeit habt und nicht wisst, was ihr damit anfangen sollt, lohnt sich ein Blick auf die schiere Masse an Film- und Serienadaptionen, die auf Werken von Stephen King basieren. Zu sagen, es gäbe einige, wäre maßlos untertrieben – tatsächlich handelt es sich um Dutzende, wenn nicht Hunderte von Produktionen (von denen FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis übrigens stolze 61 gesehen hat!).
Natürlich finden sich darunter Klassiker und absolute Publikumslieblinge wie „Shining“ (1980), „Die Verurteilten“ (1994) oder „The Green Mile“ (1999). Doch abseits dieser prestigeträchtigen Namen geraten viele eher obskure oder vergessene Titel ins Hintertreffen – Werke wie „Manchmal kommen sie wieder“ (1991) oder „The Mangler“ (1994), die ebenfalls aus Kings literarischem Kosmos stammen, aber heute nur noch selten Erwähnung finden.
Bei so vielen Adaptionen ist es kaum verwunderlich, dass es auch einige gibt, mit denen weder Fans noch der Autor selbst besonders glücklich sind. In einem Interview mit der New York Times verriet King, dass er eine Verfilmung seines Œuvres besonders misslungen findet: „The Tommyknockers“. Der Roman, veröffentlicht 1988 in Deutschland als „Das Monstrum“, markiert für ihn einen Tiefpunkt – sowohl literarisch als auch biografisch.
Stephen King hatte die Kontrolle verloren
Es war das letzte Buch, das er schrieb, bevor er sich von Alkohol und Drogen lossagte. Dem Rolling Stone erklärte er rückblickend: „Ich habe tagsüber nicht getrunken. Aber wenn ich an zwei Sachen gleichzeitig gearbeitet habe – was oft vorkam, das tue ich heute noch –, dann habe ich nachts gearbeitet. Und wenn ich nachts gearbeitet habe, war ich betrunken.“
In derselben Zeit kam auch Kokain ins Spiel: „Das kam ungefähr zu dem Zeitpunkt, als mir klar wurde, dass ich die Kontrolle über das Trinken verloren hatte.“ Zwischen 1978 und 1986 war King nach eigener Aussage „ein starker Konsument“.
Was damals in seinem Inneren vorging, lässt sich für ihn heute nur schwer rekonstruieren – der gesamte Abschnitt seines Lebens liegt für ihn im Nebel: „Ich erinnere mich nicht“, gestand er. „Diese ganze Zeit ist für mich ziemlich verschwommen.“
Heute erkennt er jedoch klar, wie stark sich seine Abhängigkeiten auf alle Lebensbereiche auswirkten: „Nach und nach zeigten sich Risse im Familienleben“, sagte er und fügte hinzu: „Die Bücher zeigen das nach einer Weile auch.“
Für King ist „The Tommyknockers“ das vielleicht deutlichste Symptom dieser destruktiven Phase. In dem Roman geht es übrigens um die Schriftstellerin Bobbi Anderson, die in einem Waldstück ein seltsames Objekt entdeckt, das ihr Verhalten verändert – und schon bald auch eine ganze Kleinstadt manipuliert.
King selbst bezeichnete den Roman später als „ein schreckliches Buch“. Er empfand das Werk als überladen und unfokussiert – ein Resultat des „trügerischen Energieschubs, den Kokain verleiht“. Heute glaubt er, dass sich in den 558 Seiten vielleicht ein solides 350-Seiten-Buch versteckt – aber eben gut getarnt unter sprachlichem Ballast.
Aus einem schlechten Roman wurde eine schlechte Mini-Serie
Doch damit nicht genug: Auch die 1993 veröffentlichte TV-Miniserie, die unter anderem mit „CSI“-Star Marg Helgenberger und Jimmy Smits besetzt war – der in „Star Wars: Episode III“ (2005) als Adoptivvater von Prinzessin Leia zu sehen ist – konnte King nicht milder stimmen. Im Gegenteil: Er hielt auch die Adaption für einen Albtraum und Totalausfall. Falls ihr den Film nicht kennt, hier der Trailer:
Das Drehbuch schrieb Lawrence D. Cohen, bekannt für seine Arbeit an „Carrie“ (1976), der ersten King-Verfilmung überhaupt. Zwar nahm Cohen einige inhaltliche Anpassungen vor, die King sogar absegnete, doch das änderte nichts an dessen Gesamturteil. Gegenüber der New York Times sagte King: „Ich mochte es nicht. Es hat mir überhaupt nicht gefallen. Es wirkte irgendwie billig und zusammengeworfen. Ich hatte das Gefühl, sie haben das Gefühl des Buches verfehlt.“
Interessanterweise war für King nicht die Kürze der Miniserie das Problem – sondern im Gegenteil: Er empfand sie als zu gedrängt. „Sie hätte viel länger sein sollen“, erklärte er – ausgerechnet über eine Adaption eines Romans, den er selbst als zu lang empfindet.
Auch die Dialoge störten ihn massiv. Zwar lobte er Jimmy Smits als Schauspieler grundsätzlich, doch die „hochtrabenden, wichtigtuerischen Zeilen“, die dieser sprechen musste, gingen ihm gegen den Strich. Angesichts seiner geringen Wertschätzung für das zugrunde liegende Buch liegt die Vermutung nahe, dass viele dieser misslungenen Zeilen ursprünglich aus Kings eigener Feder stammten – und nicht aus Cohens.
„The Tommyknockers“ hinterließ weder als Roman noch als TV-Produktion einen bleibenden (positiven) Eindruck. Und doch gibt es Pläne, den Stoff neu aufzulegen: Seit 2018 kursiert die Meldung, dass James Wan – kreativer Kopf hinter „The Conjuring“ (2013) – an einem Remake interessiert sei. Konkrete Fortschritte gibt es seither allerdings nicht zu vermelden. Bis auf Weiteres bleibt „The Tommyknockers“ ein Kapitel, das selbst sein Schöpfer am liebsten aus dem eigenen Werk streichen würde.
Ganz anders verhält es sich mit einer anderen Miniserie, die ebenfalls auf einem Roman von Stephen King basiert. Welche – auf den ersten Blick eher überraschende – Produktion der Meister persönlich als die gelungenste Adaption eines seiner Werke bezeichnet, erfahrt ihr im folgenden Artikel auf FILMSTARTS:
Das ist die beste Stephen-King-Adaption aller Zeiten – laut dem Horror-Meister selbst!*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.