Über sieben Jahre ist es mittlerweile her, seit Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy angekündigt hat, dass Rian Johnson nach „Star Wars: Die letzten Jedi“ der Sternensaga treu bleiben wird: Der Regisseur und Drehbuchautor sollte, wie es im November 2017 hieß, eine von der Skywalker-Narrative losgelöste „Star Wars“-Trilogie mit einem eigenen Schwerpunkt stemmen. Seither generierte „Star Wars: Die letzten Jedi“ über 1,33 Milliarden Dollar an den Kinokassen (und jede Menge Kontroversen in Fankreisen) und Johnson trat sogleich zwei Krimi-Originalstoffe los:
2019 feierte „Knives Out“ mit Daniel Craig als mit dickem Südstaatenakzent sprechender Detektiv Benoit Blanc seine Weltpremiere, drei Jahre später folgte die Fortsetzung „Glass Onion“ – und dieses Jahr steht mit „Wake Up Dead Man“ ein dritter Blanc-Film an. Außerdem schuf Johnson die Serie „Poker Face“. Von seiner Rückkehr in den Kosmos der Jedi und Sith gibt es indes keine Spur. Jetzt hat Rian Johnson verraten, wie weit die Planungen an seiner „Star Wars“-Trilogie vorangeschritten waren und ob er weiterhin interessiert wäre, sie umzusetzen.
Johnsons "Star Wars"-Trilogie: Bloß ein paar Ideen
Im Fahrwasser des Finales der zweiten „Poker Face“-Staffel hat Johnson dem Rolling Stone ein ausführliches Interview gegeben. Darin sprach er allerdings nicht bloß über seine viel gelobte Krimiserie mit „Matrjoschka“-Star Natasha Lyonne, sondern ging auch ausführlich auf seine Beziehung zur für „Star Wars“ zuständigen Disney-Tochterfirma Lucasfilm ein.
„Wir hatten bei der Arbeit eine wunderbare Zeit zusammen“, lobt Johnson das Studioteam und ganz explizit Lucasfilm-Chefin Kennedy. Das habe dazu geführt, dass man ihm noch vor Kinostart von „Star Wars: Die letzten Jedi“ mitteilte, man wolle unbedingt weiter zusammenarbeiten – was er freudig erwiderte.
Allzu viel sei auf dieses gegenseitige Versprechen, noch mehr zusammen zu machen, aber nicht gefolgt: „Ich habe mit [Kathleen Kennedy] Ideen ausgetauscht. Die kurze Version der Geschichte lautet: Dann kam ‚Knives Out‘. Ich bin losgezogen, habe ‚Knives Out‘ gemacht und, zack, war ich mit Krimis beschäftigt.“ Der Filmemacher hätte daher nie die Gelegenheit gehabt, einen konkreten Pitch oder einen Storyabriss für die Trilogie zu entwickeln.
Von bösem Blut, etwa aufgrund der mitunter äußerst aggressiven Negativreaktionen auf seinen „Star Wars“-Film im Onlinediskurs, ist bei Johnson nicht die Rede. Er hält sich die Tür gen Lucasfilm unbeirrt einen kleinen Spalt weit auf: „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, oder etwas Anderes bei Star Wars zu machen, wäre ich sofort dabei. Aber jetzt gerade mache ich nur meine eigenen Dinge – und bin glücklich damit“, so Johnson.
Episode VIII und Episode IX: In Johnsons Augen ergänzen sie sich gut
Der „Looper“-Regisseur nutzte das Interview außerdem, um klarzustellen, dass er „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ nicht so versteht wie zahlreiche meinungs- und lautstarke Fans. Oftmals wird J.J. Abrams' Finale der „Star Wars“-Sequel-Trilogie als Gegenentwurf zu Johnsons Film bezeichnet – wahlweise lobend oder zornig, je nachdem, ob diese Einschätzung von einem „Star Wars“-Fan mit Sympathien oder Antipathien gegenüber „Die letzten Jedi“ geäußert wird.
In Johnsons Augen ergänzen sich die von ihm und Abrams gedrehten Filme dagegen: „Als ich den Film gesehen habe, hatte ich eine tolle Zeit“, lässt sich Johnson über „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ zitieren. „J.J. hat beim dritten Teil dasselbe getan, wie ich beim zweiten. Und das war nicht etwa, das Vorhergegangene auf links zu krempeln und ungeschehen zu machen. Viel mehr ging es darum, die Geschichte so interessant wie möglich fortzuführen.“
Johnson erläutert seine Gedanken: „Das bedeutet nicht, das Vorherige einfach zu validieren, sondern es neu zu kontextualisieren, weiterzuentwickeln und zu verändern, während die Geschichte weitergeht.“ Er fühle sich also nicht von Abrams auf den Schlips getreten. Dass viele Fans es nicht wie er sehen, sondern noch immer hitzige Debatten über die neue „Star Wars“-Trilogie führen, wurmt Johnson nach eigener Aussage nicht besonders. Er meint zwar, dass es sich „niemals gut anfühlt, wenn Leute dich im Internet attackieren“.
Allerdings sei er selbst als „Star Wars“-Fan aufgewachsen und daher schon lang reich an Erfahrung damit, wie über dieses Franchise gesprochen wird – weshalb er auch auf vielen Ebenen seinen Frieden mit diesen Debatten geschlossen habe: „Ich war im College, als die Prequels herausgekommen sind. Und meine Freunde und ich, wir waren das Hauptquartier des Prequelhasses. Wir alle waren damals gnadenlos. Heutzutage werden die Prequels selbstredend geliebt.“ Dass Johnson dazu fähig ist, sich mit scharfen Worten über die „Star Wars“-Prequels zu äußern, ist übrigens keine neue Erkenntnis:
"Siebenstündiger Kinderfilm": "Star Wars 8"-Regisseur Rian Johnson über die PrequeltrilogieJohnson ahnt, dass man ihm dies im Munde umdrehen wird, weshalb er gegenüber Rolling Stone spezifiziert: „Ich sage das jetzt nicht einfach daher, um zu prophezeien: ‚Oh, in 20 Jahren wird ein ganz anderes Lied gesungen, wartet es nur ab!‘ Mir geht es mehr um dieses argumentative Tauziehen, und darum, dass dieser Hass auf alles, was neu wirkt, schon immer Teil davon war, ein ‚Star Wars‘-Fan zu sein. Den ganzen Kulturkampfmüll mal bei Seite genommen, denke ich, dass ein großer Anteil dieses Prozesses gesund ist.“
Aber wie gesund ist eigentlich die „Knives Out“-Saga? Hat Benoit Blanc noch genug Saft und Kraft, um viele weitere Mordfälle zu lösen, oder wird „Wake Up Dead Man“ zum Schwanengesang der spaßigen, cleveren Daniel-Craig-Rolle? Auch diesbezüglich hat sich Johnson geäußert, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:
Ist nach "Knives Out 3" Schluss? So steht der Macher zu weiteren Fortsetzungen der Krimi-Reihe