Oma und Opa retten laut einer neuen Studie das Kino: Das sind die Top 5 Lieblingsfilme der Babyboomer
Björn Becher
Björn Becher
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Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

Eine Studie über die Kinobesuche 2024 zeigt: Die Generation 60+, angeführt von den sogenannten Babyboomern, geht häufiger ins Kino als alle anderen. Es ist die einzige Altersgruppe mit Besucherzuwachs. Oma und Opa sind die wahren Kinostammgäste.

LEONINE

Seid mal ehrlich. Wenn ihr darüber nachdenkt, für wen die heutigen Kinofilme gemacht sind, dann denkt ihr doch erst einmal an junge oder zumindest jüngere Menschen. Doch eigentlich ist das falsch. Denn die Zielgruppe, die gerade deutsche Filme womöglich noch stärker ins Visier nehmen müssten, ist mindestens 60 Jahre alt und hat wahrscheinlich schon Enkelkinder. Das zeigen aktuelle Zahlen der Filmförderungsanstalt (FFA).

Diese hat – wie in jedem Jahr – auch für 2024 in zwei Studien das Kinobesuchsverhalten untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Menschen quer durch fast alle Altersgruppen 2024 weniger Kinobesuche absolviert haben. Insgesamt gingen die Ticketverkäufe um sechs Prozent zurück, bei den 20 bis 29 Jahre alten Besucher*innen sogar um zehn Prozent. Doch es gibt eine Ausnahme: Nur bei der Altersgruppe 60+ nahmen die Kinobesuche zu. Immerhin ein Prozent mehr Tickets wurden hier gelöst. Für insgesamt 15,8 Millionen der im Jahr 2024 verkauften 85,7 Millionen Kinotickets waren die Senior*innen zuständig.

Ältere Kinofans gehen auch gleich oft ins Kino!

Laut der FFA-Studie mit dem Titel „Kinobesucher*innen 2024“ gingen Kinogänger*innen jenseits der 60 im Jahr durchschnittlich 5,1-mal ins Kino – so häufig wie keine andere Altersgruppe. Von denjenigen der Generation 60+, die überhaupt Filme auf der Leinwand schauen, gingen 16 Prozent im Jahr 2024 sogar mindestens siebenmal ins Kino. Das ist mit großem Abstand Bestwert. Schon bei der Altersgruppe darunter (50 bis 59 Jahre alt) sind es nur noch acht Prozent. Bei der jüngsten untersuchten Altersgruppe (10 bis 19 Jahre) gehen sogar nur vier Prozent in einem Jahr mindestens siebenmal ins Kino.

Die Jüngsten sind allerdings trotzdem die kinoaffinste Zielgruppe. Von den 10- bis 19-Jährigen waren 69 Prozent im Jahr 2024 überhaupt mindestens einmal im Kino, in der gesamten Bevölkerung sind es nur 29 Prozent, bei den Leuten über 60 sogar nur 13 Prozent. Der überwiegende Großteil der Menschen über 60 geht also weiterhin gar nicht ins Kino. Jene, die es tun, gehen dann aber besonders oft.

Das sind die Hits der Generation 60+

Während die Animationsfilme „Alles steht Kopf 2“, „Ich – Einfach unverbesserlich 4“, „Vaiana 2“ im vergangenen Jahr insgesamt die meisten Menschen in die deutschen Kinos lockten, dominierten in der Altersgruppe 60+ andere Titel. „Alter weißer Mann“, „Der Buchspazierer“, „The Zone Of Interest“, „Eine Million Minuten“ und „Gladiator 2“ waren in dieser Reihenfolge die fünf größten Hits.

Einige dieser Titel wurden sogar nur dank des älteren Publikums zum Erfolg. Der herausragende Oscar-Erfolg „The Zone Of Interest“ kletterte zum Beispiel heimlich, still und leise auf Platz 21 der deutschen Jahres-Charts 2024 – fast die Hälfte des Kinopublikums (satte 44 Prozent) stammt dabei aus der Altersgruppe 60+. Bei „Der Buchspazierer“ (Platz 37 der Jahres-Charts) waren es sogar 63 Prozent. Allgemein profitierten vor allem deutsche Produktionen von der Kinobegeisterung der Senior*innen. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Besucher*innen deutscher Filme im Jahr 2024 war 60+.

Übrigens: 32 Prozent der Kinobesuche der Leute 60+ entfielen auf Hollywoodfilme, 34 Prozent auf deutsche Produktionen, 23 Prozent auf die Filme aus der übrigen EU und 10 Prozent dann noch auf den Rest der Welt. Zum Vergleich: Bei den 20 bis 29 Jahre alten Kinogänger*innen dominiert mit 70 Prozent deutlich Hollywood. Nur elf Prozent entfallen hier auf deutsche Filme, sogar nur fünf Prozent auf das sonstige europäische Kino.

Die Babyboomer haben Geld und Zeit fürs Kino

Ganz überraschend sind die Zahlen aber nicht für jeden, der sich mit der Altersdemografie in Deutschland auseinandersetzt. Schaut man nur auf die Menschen ab 10 Jahren, die für die Studie der FFA berücksichtigt wurden, ist mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung 60 Jahre oder älter. Es gibt in keiner anderen Altersgruppe so viele Menschen, die überhaupt ins Kino gehen können – und das nicht nur aufgrund ihrer Masse, sondern auch aufgrund ihrer Möglichkeiten.

Gerade die heute zwischen 60 und 70 Jahre alten sogenannten Babyboomer haben so viel Geld wie keine andere Altersgruppe. Sie sind zudem bereits in Rente oder gehen gerade in den Ruhestand. Sie haben damit auch sehr viel Zeit.

Damit sind sie natürlich ein wichtiges Publikum und das erkennt auch die Filmindustrie. Es dürften daher in den nächsten Jahren noch mehr Filme entstehen, die sich bewusst auf diese Altersgruppe fokussieren. Folglich könnten künftige Studien zeigen, dass die Kinogänge der Babyboomer weiter zunehmen.

Wer nun übrigens glaubt, dass es vor allem daran liegt, dass die jungen Leute ja Netflix und Co. haben und deswegen das Kino nicht mehr brauchen, täuscht sich. Dieselben Studien zeigen nämlich auch, dass Menschen mit Streaming-Abo auch häufiger ins Kino gehen. Mehr dazu gibt es im folgenden Artikel:

Streaming-Fans sind die besseren Kinogänger: Netflix & Kino schließen sich nicht aus

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